Paketeflut 27.09.2016, 09:15 Uhr

So radikal verändert sich die Logistikbranche

Der Online-Handel verändert nicht nur das Aktionsfeld klassischer Retailer, auch die Logistik sieht sich vor dem größten Wandel in ihrer Geschichte. Eine neue Studie zeigt die geografische Verteilung des P­aketvolumens in Deutschland.
(Quelle: Shutterstock.com/Sven Hoppe)
Rund 2,3 Milliarden Pakete wurden im Jahr 2015 in Deutschland befördert, zeigt eine gemeinsame Studie des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEVH) und der auf Logistiker spezialisierten Unternehmensberatung MRU. 54 Prozent davon, also 1,25 Milliarden Pakete, entfallen auf das B2C-Geschäft. Mit einem Plus von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr legte dieses Marktsegment überproportional stark zu, so die Studie.

Die angenehmste Option

Längst ist klar: Der E-Commerce-Boom verändert nicht nur die Handelslandschaft, sondern auch den Paketmarkt. Die Logistiker stehen heute vor der Herausforderung, nicht nur das stetig wachsende ­Paketvolumen zu stemmen, sondern sich auch an das sich ändernde Konsumentenverhalten anzupassen. "Sehr bald schon wird nicht mehr nur das Angebot, sondern die angenehmste Lieferoption die Kaufentscheidung des Kunden beeinflussen", ist sich BEVH-Hauptgeschäftsführer Christoph Wenk-Fischer sicher. Mehrere von der MRU durchgeführte repräsenta­tive Befragungen hätten gezeigt, dass mehr als ein Drittel aller Online-Besteller durch ­zusätzliche Lieferservices dazu motiviert wurden, ihr Bestellvolumen - zum Teil ­erheblich - zu erhöhen.
Für die Paketdienste bedeutet dies, ihre hochgradig standardisierten Systeme grundlegend zu verändern und eher endkundenorientiert als prozessorientiert zu denken - und das bei weiter steigenden Kapazitäten. Getrieben werden die etablierten Player dabei von innovativen Start-ups, die mit einer Vielzahl neuer Liefer- und Abholkonzepte für die letzte Meile ­experimentieren und dabei beispielsweise verstärkt auf Kurierdienste setzen, die ein Höchstmaß an Individualisierung und Geschwindigkeit bei der Zustellung erlauben. Auch wenn, wie MRU-Geschäftsführer Horst Manner-Romberg betont, "eine Vielzahl der innovativen Ideen, Konzepte und Projekte eine dauerhafte Tragfähigkeit weder im Hinblick auf die Kundenakzeptanz noch auf die Wirtschaftlichkeit oder Nachhaltigkeit unter Beweis stellen konnte", haben die neuen Lieferservices disruptive Effekte auf die Lieferlogistik und können das Bild des Marktes von Grund auf verändern.
Allerdings: Kaum ein Logistiker schafft es, aus dem Stand ein deutschlandweites Angebot aus dem Boden zu stampfen. Die meisten tasten sich in Großstädten oder urbanen Ballungsräumen an derartige neue Konzepte heran, da nur dort das Aufkommen für die zur Rentabilität notwendigen Skaleneffekte erreicht werden kann. Wo sich dies besonders lohnt, können die Akteure der gemeinsamen Studie von BEVH und MRU entnehmen. Denn in ihr wird die geografische Verteilung des P­aketvolumens detailliert analysiert. Auf den ersten Blick ist das Ergebnis wenig überraschend: Im Wesentlichen entspricht das Paketaufkommen der Bevölkerungsverteilung.




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