Kevin Kelly: "Google und Facebook sind Phänomene, die vorüber gehen"

"Bezahlt die Leute für ihre Aufmerksamkeit"

Wenn wir über die digitale Zukunft sprechen, müssen wir auch darüber sprechen, wie wir News und Inhalte konsumieren werden. Wie wird das künftig aussehen?
Kelly: Ja, das ist eine gute Frage. Dahinter steckt vor allem die Überlegung, wie werden die Publisher in Zukunft Geld verdienen. Aktuell konsumieren viele, glaube ich, ihre Inhalte über Facebook und Twitter - hier ja oftmals quasi in Echtzeit. Alle aktuell verfügbaren Kanäle sind für mich aber nicht verlässlich genug, um langfristig Bestand zu haben. Ich denke, wir brauchen für die Zukunft ein neues Netzwerk, eine neue Social Community, in der wir so etwas abfangen können.
In Deutschland hat man oft das Gefühl, ohne Praktika, Auslandserfahrung und Universitätsabschlüsse in der Digital-Branche nur schwer Fuß fassen zu können. Sie selbst haben keinen College- oder Universitätsabschluss und können dennoch eine brillante Karriere im Digital-Business vorweisen. Was braucht man also für Erfolg?
Kelly:
Natürlich sehe ich es als CEO einer Firma gerne, wenn mein neuer Mitarbeiter zehn verschiedene Titel aufweisen kann und viel über die Themen weiß. Aber man muss sich auch fragen: Hilft mir das wirklich weiter? Ich glaube, man braucht heute wie auch in Zukunft in der Digital-Branche Leute, die anders denken. Das ist das Wichtigste, das man mitbringen kann. Die Fähigkeit, gegen den Strom zu denken und zu handeln, Dinge zu wagen, die auf den ersten Blick unmöglich scheinen und den Mut aufzubringen, gegen lang eingefahrene Denkweisen der Firma anzugehen. Das kann einem keine Universität der Welt lehren. Insofern glaube ich: Abschlüsse und Titel sind unwichtig.
Sie begleiten die Internet-Branche seit langem, sind von der Pike auf mit dabei. Was haben Sie im Laufe der Jahre gelernt, was war die wichtigste Entwicklung für Sie?
Kelly:
Ich habe gesehen und gelernt, dass der Computer alleine nicht viel verändert hat. Er hat erst dann die Welt und die Generationen verändert, als er mit anderen Computern und damit Nutzern zusammengeschlossen wurde und mit den Menschen "zusammengearbeitet" hat. Das gleiche gilt auch für Handys und Smartphones oder die Künstliche Intelligenz. Die Technik alleine ist spannend, interessant und hilfreich. Richtig zum Tragen kommt sie allerdings erst dann, wenn KI in der Cloud eingesetzt wird und die Menschen verbindet. Also schlussendlich ist es nicht die Technik, die alles ändert. Es ist immer die Kommunikation.




Das könnte Sie auch interessieren