Intel feiert 50. Geburtstag in turbulenten Zeiten

Spectre und Meldown als weltweite Bedrohung

Neben wachsender Konkurrenz aus ganz neuer Richtung könnte Intel - und damit der gesamten PC-Industrie - allerdings noch ganz andere Unbill in nächster Zukunft drohen: Vor rund einem Jahr wurden verheerende Lücken direkt im Design der Prozessoren von Intel, aber auch anderer Anbieter entdeckt. Das potenzielle Einfallstor war Jahrzehnte unentdeckt geblieben. Es bietet mit Spectre und Meltdown eine völlig neue Klasse von Angriffsmöglichkeiten. Dabei wird ein Design-Merkmal der Chips ausgenutzt, das eigentlich die Rechenprozesse beschleunigen soll.
Noch ist es offenbar zu keinen Angriffen gekommen, doch das kann sich jederzeit ändern. Die Hersteller arbeiten seither mit Hochdruck daran, mit Updates und Patches die Lücken zu stopfen - was bislang das Risiko eines Angriffs jedoch nur abgemildert hat. Und: Anfang Mai entdeckten Forscher gleich acht neue Sicherheitslücken nach ähnlichem Strickmuster in Intel-Prozessoren.
Verschärfend kommt hinzu, dass Intel derzeit ohne Chef dasteht. CEO Brian Krzanich trat Mitte Juni zurück, nachdem eine Affäre zu einer Mitarbeiterin bekannt geworden war. Eine Nachfolge steht noch nicht fest.
Die Krise erinnert an die Zeit, als Intel schon einmal dicht am Abgrund stand: Mitte der 90er Jahre ein Fehler in der Fließkomma-Berechnung bei einem Pentium-Chip entdeckt wurde, der sich bereits im Handel befand. Zunächst hatte Intel versucht, den Fehler zu vertuschen, dann stillschweigend zu korrigieren. Intel weigerte sich auch nach Protesten, sie auszutauschen - was in der Öffentlichkeit eine Welle der Empörung auslöste. Immerhin hatte Intel damals einen Chef, der mit einem Machtwort die Krise beenden konnte: Der langjährige CEO Andy Grove entschuldigte sich öffentlich in der Presse und startete ein umfangreiches Austauschprogramm. Legendär ist bis heute Grove's Leitspruch "Nur die Paranoiden überleben".



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