"Wir stehen erst am Anfang"

Das erste Handy von René Obermann: ein AEG AT 450C

Telecom Handel: Der Smartphone-Boom hat das Kommunikationsverhalten maßgeblich verändert. Facebook, Twitter und E-Mail sind rund um die Uhr verfügbar. Wie viel Fluch und wie viel Segen steckt Ihrer Ansicht nach in der Technologie? Und nutzen Sie diese auch selbst?
Obermann: Ich nutze vieles selbst und probiere Neues aus. Gerade erst komme ich von einer Reise ins Silicon Valley zurück, wo ich mich mit jungen, kreativen Unternehmern und Investoren getroffen habe. Mein Eindruck ist, dass die Innovationszyklen im mobilen Internet immer kürzer werden und sich am Ende die Produkte und Services durchsetzen, die echten Kundennutzen bringen. Ich vertraue auf die Fähigkeit von Menschen, das Wichtige und Nützliche zu erkennen und alles andere auf Dauer wieder fallen zu lassen, deshalb überwiegt eindeutig der Segen.
Telecom Handel: Können Sie den Hype rund um die neuesten und schicksten Smartphones nachvollziehen?
Obermann: Natürlich. Es ist doch absolut faszinierend, mit welcher Geschwindigkeit hier Innovationen entwickelt werden. Ich erinnere mich an Kellerpartys, zu denen man quadratische Koffer mit seinen LPs mitgenommen hat. Hätte mir damals einer erzählt, dass ich irgendwann mal ein Ding in der Hand halte, das kleiner als eine Tafel Schokolade ist und mit dem ich jederzeit und überall auf 18 Millionen Musiktitel zugreifen kann, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Heute kann ich das dank Streaming-Diensten wie Spotify ohne Probleme tun … oder ich habe das Wissen der Welt per ­Smartphone jederzeit im Zugriff. Kein Wunder, dass die Entwicklung die Menschen fasziniert. Am Ende geht es doch um das Wichtigste im Leben: die Kommunikation zwischen Menschen und den Zugang zu allem, was einem wichtig ist, überall und zu jeder Zeit.
Telecom Handel: Welches war Ihr erstes Mobiltelefon?
Obermann: Ein AEG AT 450C – damals noch analog, ein C-Netz-Telefon. Die Ausmaße waren ungefähr die eines Aktenkoffers plus Bedienhörer und Kabelstrang – und es kostete 10.000 D-Mark. Später ein Pocky, auch ein C-Netz-Gerät. Es war schon deutlich kleiner, aber von den Ausmaßen und vom Gewicht erinnerte es eher an einen Backstein. Ach ja, und dann die starre Riesenantenne (lacht).
Telecom Handel: Wie wird sich der TK-Markt aus Ihrer Sicht weiterentwickeln?
Obermann: Es muss sich dringend was ändern, und so wie es ausschaut, tut sich auch was. Spät, aber hoffentlich nicht zu spät. Der ruinöse Preiswettbewerb ist gut für den Verbraucher, aber er lähmt die Investitionsbereitschaft in zukunftsträchtige Infrastruktur. Glasfaserausbau ist teuer, aber für eine Industrienation wie Deutschland unverzichtbar. Deswegen brauchen Firmen, die bereit sind zu investieren, auch die Sicherheit, ihr eingesetztes Geld zurückverdienen zu können. Das war bisher nicht der Fall und deswegen hinken wir in Europa in Sachen Glasfaserausbau hinterher. Aber die jüngsten Signale aus Brüssel geben Anlass zur Hoffnung. Wir stehen bereit – sobald die Vorgaben aus Brüssel in deutsche Regulierungsvorgaben umgesetzt sind, rüsten wir die Anschlüsse auf 100 MBit/s mit Vectoring auf.




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