20.10.2011, 11:34 Uhr

Korruptionsskandal erschüttert Media-Saturn

Im Rahmen laufender Ermittlungen gegen Media-Saturn wurden nun fünf Personen wegen Korruptionsverdachts verhaftet - darunter ein Spitzenmanager der Elektrofachmarktkette.
Ein schwerer Korruptionsskandal erschüttert derzeit die Media-Saturn-Gruppe. Im Rahmen der laufenden Ermittlungen wurden nun am Mittwoch fünf Personen in Gewahrsam genommen, nachdem Fahnder bereits im Juli unter anderem die Konzernzentrale in Ingolstadt durchsucht hatten. Unter den Verhafteten befindet sich auch ein Top-Manager der Elektrofachmarktkette Media Markt, der hohe Schmiergeldzahlungen für den exklusiven Vertrieb von DSL-Verträgen kassiert haben soll. Bei den anderen Beschuldigten handelt es sich einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge um die Ehefrau des Managers sowie drei Geschäftspartner von Media-Saturn.
Der Augsburger Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz sprach von "besonders schweren Fällen der Bestechung und der Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr". Die Verdächtigen sollen gewerbs- und bandenmäßig organisiert gewesen sein. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklaten Haftstrafen.
Der Fokus der Ermittler richtet sich derzeit insbesondere auf den Geschäftsmann Peter N. aus Wetzlar, dem ein besonders schwerer Fall von Bestechung vorgeworfen wird. Er soll zwischen 2005 und 2010 rund 3,5 Millionen Euro Schmiergeld an Verantwortliche bei Media-Saturn gezahlt haben, aufgeteilt auf mehr als 200 Einzelvorgänge. Im Gegenzug durfte er in Media-Markt- und Saturn-Märkten exklusiv DSL-Verträge anbieten und kassierte dem Bericht zufolge Provisionen von insgesamt 50 Millionen Euro. Wie es weiter hieß, sollen laut Staatsanwaltschaft verschiedene Marktleiter aus der übergeordneten Media-Saturn-Organisation heraus angewiesen worden sein, mit Peter N. zu kooperieren. 

19 Personen im Visier der Fahnder

Wie die "Süddeusche Zeitung" weiter berichtete, seien die Bestechungsgelder dann unter anderem über Immobilien in den USA gewaschen worden. Dabei hätten auch die Ehefrauen der Angeklagten eine wichtige Rolle gespielt.
Unterdessen gab Media-Saturn bekannt, sich von dem beschuldigten Top-Manager trennen zu wollen. Ingesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft derzeit gegen 19 in den Korruptionsskandel verstrickte Personen. Während der Razzien im Juli war noch von sechs Beschuldigten die Rede gewesen.
Ursprünglich waren die Ermittler durch anonyme Briefe auf den Fall aufmerksam geworden, die bereits 2010 bei Media-Saturn und der Augsburger Staatsanwaltschaft eingegangen waren. Diese wurden von einem Insider verfasst, der detailliert und mit viel Hintergrundwissen die illegalen Geschäftspraktiken beschrieben hatte.



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