Wer einen Marathon erfolgreich bestreiten möchte, braucht nicht nur die hierfür nötige Kondition, sondern insbesondere auch Durchsetzungsvermögen und Zielstrebigkeit. Entsprechendes gilt auch für die Distributoren, die sich Jahr für Jahr im großen Rennen um den Titel des „Besten Distributors“ miteinander messen. Um in der Gunst der Fachhändler ganz oben zu stehen, reicht ein kurzer Energieschub nicht aus; vielmehr ist Ausdauer – und damit die langandauernde Bemühung um die Kunden – nötig.

Auch in diesem Jahr hat Telecom Handel die Leserschaft wieder aufgerufen, die Großhändler im ITK-Bereich kritisch auf ihre Leistungen hin zu bewerten: Wer bietet die besten Services, die günstigsten Preise und die besten Handelskonzepte? Mehr als 800 Leser haben am großen Vergleichstest teilgenommen und die Kandidaten in 16 verschiedenen Disziplinen beurteilt. Zehn Distributoren durften im großen Finale gegeneinander antreten – das sind all diejenigen, die ausreichend viele Stimmen für eine objektive Bewertung bekommen haben. Zu weiteren zwölf Großhändlern gab es zumindest so viel Feedback, dass eine ansatzweise qualitative Beurteilung möglich ist (mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 23/10 der Telecom Handel).

Um eines vorweg zu beantworten: Zumindest an der Spitze des Feldes blieb auch in diesem Jahr die ganz große Überraschung aus. Mit einer famosen Leistung gelingt es wiederum Komsa im Verbund mit der Fachhandelskooperation Aetka, das Rennen für sich zu entscheiden. Die Leser wählten den Hartmannsdorfer Distributor damit bereits zum neunten Mal in Folge auf Rang eins. Mit einem Platz auf dem Siegerpodest belohnte der Fachhandel darüber hinaus auch Brodos mit seinem Franchisekonzept My-extra sowie Michael Telecom. Alle drei Unternehmen erhalten damit von Telecom Handel den Titel „Premium Distributor 2011“ verliehen. Die drei nächstplatzierten Distributoren dürfen den Titel „Top Distributor 2011“ tragen.

Dass der Titel „Distributor des Jahres“ erneut an Komsa/Aetka geht, mag manchem schon wie ein ungeschriebenes Gesetz vorkommen. Doch hat das Verteidigen der Pole-Position tatsächlich mit harter Arbeit zu tun – sonst kann auch eine Top-Platzierung schnell verloren gehen. Mit einer Gesamtnote von 2,26 (Vorjahr: 2,29) beweisen die Sachsen jedoch, auch 2010 im Sinne des Fachhandels gehandelt zu haben. „Komsa ist einfach rundum gut“, gibt ein Mobilfunk-Shopbetreiber aus dem oberbayerischen Manching die mehrheitliche Stimmung im Handel wieder.

In 7 der 16 Kategorien kann sich der Distributor an die Spitze des Feldes setzen – vor Jahresfrist waren es jedoch noch satte zwölf Disziplinen. Besonders weit vor dem Wettbewerb liegt Komsa bei der Lieferbereitschaft/-fähigkeit, aber auch bei leidigen Themen wie dem Reklamationsverhalten und dem Reparaturservice. Hier konnte sich das Unternehmen sogar noch deutlich verbessern. So erhält die hauseigene Reparaturwerkstatt w-support.com die Traumnote 1,99 (Vorjahr: 2,12); die Note für das Bearbeiten und Abwickeln von Reklamationen beträgt nun 2,15 (Vorjahr: 2,35). Ein Komsa-Kunde aus Thüringen schreibt dazu nur knapp: „Bis jetzt wurde jedes Problem geklärt.“ Positiv dürfte sich in diesem Zusammenhang auch die 3-Jahres-Garantie auswirken, die Aetka seinen Partnern anbietet. Sehr gut weg kommt im Urteil der Leser auch das Online-Bestellsystem Karlo.de. Mit der Note 1,87 (Vorjahr: 1,96) setzt sich der Großhändler deutlich von der Konkurrenz ab.

Besonders wichtig ist vielen Händlern seit jeher die Betreuung – sei es durch den Vertrieb oder auch an der technischen Hotline. Auch in diesen beiden Disziplinen schafft Komsa wie im Vorjahr den Sprung nach ganz oben. Ein Händler aus dem Saarland freut sich darüber: „Da sitzen Menschen, mit denen man reden und diskutieren kann. Die individuelle Betreuung sucht ihresgleichen.“ Die schlechteste Platzierung erzielt Komsa/Aetka mit Rang fünf beim Thema Preise und Provisionen. Hier muss sich der Distributor kleineren Mobilfunk-Anbietern wie Telepart und einsAmobile, aber auch Brodos und Allnet geschlagen geben.

Was im letzten Jahr noch eine kleine Überraschung war, scheint sich zu verfestigen: Brodos schafft es zum zweiten Mal in Folge auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Mit der Note 2,42 (Vorjahr: 2,64) können sich die Baiersdorfer sogar ein gutes Stück an den Spitzenreiter Komsa heranpirschen. Die Platzierungen der vergangenen Jahre sprechen indes auch eine deutliche Sprache für die „Ausdauer“ des Distributors rund um Firmenchef Dominik Brokelmann: So gab es 2008 noch die Note 2,71, im Jahr 2007 die Note 2,80 und im Jahr 2006 gar eine 3,01. Ganze sechs Mal liegt Brodos/My-extra in einzelnen Disziplinen ganz vorne – so etwa beim Support vor Ort, der Unterstützung beim Endkundenmarketing und der Lead-Generierung, den Bonusprogrammen sowie bei den Themen Zahlungsziel und Finanzierung. Noch vor einem Jahr kam das Unternehmen in gerade einmal zwei Bereichen auf Platz eins.

Viele Teilnehmer der Leserwahl untermauern die Ergebnisse mit ihren persönlichen Erfahrungen. So begeistert sich ein Handyshop-Betreiber aus Kiel über den „aktiven Außendienst mit beratender Funktion“. Und ein Düsseldorfer Handelspartner bestätigt dem Kommissionswaren-Modell mit retournierfähiger Ware von Brodos/My-extra, dass es „von Jahr zu Jahr besser wird und mittlerweile fast perfekt“ funktioniert. Tatsächlich ist der Kauf von Mobiltelefonen und Netbooks auf Kommission einer der Erfolgsfaktoren des Baiersdorfer Unternehmens. Ein anderer ist die Unterstützung des Handels im Endkundenmarketing. So legt Brodos/My-extra für seine Fachhandelspartner Endkundenflyer auf und übernimmt auch die Steuerung der Verteilung vor Ort. Zusätzlich bietet der Distributor Händlern, die im Business-Geschäft tätig sind, die Vermittlung von Kundenkontakten an.

Eher negativ beurteilen die Leser von Telecom Handel – wie bereits im Vorjahr – die Aktivitäten von Brodos in den Bereichen Repair-Service, Schulungen und Technische Hotline. Vielleicht hängt dies auch mit der mehrmals geäußerten Kritik zusammen, dass der Großhändler „zu viele Auszubildende“ beschäftigen würde.

Michael Telecom schafft auch in diesem Jahr den Sprung aufs Siegerpodest. Mit der Gesamtnote 2,51 (Vorjahr: 2,68) gehört der Bohmter Großhändler damit auch weiterhin zu den Premium-Distributoren 2011 in Deutschland. Handelspartner berichten immer wieder von dem „tollen familiären Klima“, das in diesem Unternehmen, aber auch zwischen Kunde und Lieferanten herrsche. Und: „Die haben auch für kleine Händler immer ein offenes Ohr“, lobt ein TK-Systemhaus-Inhaber aus Thüringen das Team rund um Firmenchef Siegfried Michael. Von daher verwundert es nicht, dass Michael Telecom in der Disziplin Persönliche Betreuung mit der Note 2,32 auf einem hervorragenden zweiten Platz landet – so wie übrigens auch in den meisten anderen Kategorien. Ganz nach oben schafft es der Distributor beim Thema Hausmessen/
Roadshows.

Nur im Mittelfeld rangiert Michael Telecom dagegen bei den Versand- und Lieferbedingungen, der Lieferbereitschaft, dem Zahlungsziel sowie den Preisen und Provisionen. „Dass aufgrund der guten Betreuung manchmal die Artikel etwas teurer sind, ist klar“, meint hierzu ein Händler aus der Oberpfalz, fügt jedoch an: „Fachpersonal kostet nun einmal Geld, welches ich gerne bereit bin auszugeben. Ich rate Michael Telecom, genau so weiterzumachen.“ Richtig schlecht beurteilen die Fachhändler das Online-Bestellsystem von Michael: Hier rangiert der Anbieter hinter dem kompletten Wettbewerb auf dem letzten Rang.

Zwei Plätze gut gemacht, aber das Treppchen knapp verfehlt hat Herweck. Mit einer Gesamtnote von 2,56 (Vorjahr: 2,78) darf sich der Distributor aus dem Saarland über ein gutes Renommée im Fachhandel freuen. Auch dieses Mal ist Herweck fast in jeder Disziplin im oberen Mittelfeld unterwegs: Kein erster oder zweiter Platz, aber auch – was noch wichtiger ist – keine wirklich schlechte Bewertung kennzeichnet den Großhändler. „In der Summe klein, aber fein“, beschreibt ein Handelspartner aus Baden-Württemberg das Unternehmen. Überdurchschnittliche Leistungen schreiben die Leserwahl-Teilnehmer Herweck beim Repair-Service, bei den Hausmessen und Roadshows und bei der technischen Hotline zu – in diesen drei Kategorien reichte die Bewertung jeweils für Platz drei.

Mit einsAmobile hat ein neuer Anbieter beim großen Rennen um den begehrten Titel „Distributor des Jahres“ das Finale erreicht. Den steilen Aufstieg in die Wer-tungslisten hat der hessische Mobilfunk-Anbieter insbesondere E-Plus zu verdanken. Der Netzbetreiber hatte den Großhändler im Februar dieses Jahres zu einem seiner fünf direkten Distributionspartner gemacht – und ihm auf diese Weise eine Menge neuer Kunden beschert. Im Ranking reicht das mit einer Gesamtnote von 2,59 für einen guten fünften Platz – und damit auch für die Auszeichnung zum „Top Distributor 2011“.

Besonders gut schneidet einsAmobile in der Disziplin Preise und Provisionen ab. Mit der hervorragenden Note 1,98 hätte es bei den Preisen und Provisionen sogar fast gereicht, um den langjährigen Spitzenreiter Telepart (Note 1,96) zu verdrängen. Indes zahlen sich auch die Investitionen in die Kundenbetreuung vor Ort aus: Mit der Note 2,65 schafft der Großhändler einen guten zweiten Platz in dieser Kategorie. Ein Händler aus Sindelfingen schreibt: „Seit Anfang August ist der Distributor endlich mit einem perfekten Außendienst unterwegs.“ Weniger begeis-tert zeigen sich die Leserwahl-Teilnehmer hingegen vom Engagement des Großhändlers in den Bereichen Schulungen und Hausmessen/Roadshows.

Leicht zurückgefallen im Ranking der Telecom Handel-Leser ist Eno Telecom. Obwohl der Distributor mit einer Gesamtnote von 2,67 (Vorjahr: 2,75) etwas besser bewertet wurde als vor Jahresfrist, reicht die Bewertung nur noch für einen sechsten Platz. Dennoch sichert sich der Nordhorner Großhändler damit die Auszeichnung „Top Distributor 2011“. Der Anbieter erhält wie bereits in den Vorjahren gute Noten bei den Versand- und Lieferkonditionen sowie der persönlichen Betreuung. Auch die Wertung im Bereich Reparatur-Service kann sich dank des eigenen Repair-Centers sehen lassen. Allerdings muss das Team rund um die Firmenchefs Ronald Bulla und Bernd Horstmann auch Kritik einstecken. So bemängeln die Fachhändler die Lieferfähigkeit sowie das Bestellsystem im Internet. „Der Online-Shop ist katastrophal“, bemerkt hierzu ein Handelspartner aus Niedersachsen kurz und knapp.

Einen Platz nach vorne, von Rang acht auf Rang sieben, ging es dagegen für Allnet. Der Distributor von Netzwerk- und Kommunikationstechnik verbessert sich auch bei der Gesamtnote mit 2,74 (Vorjahr: 2,87) leicht. In der Kategorie Schulungen lässt der Anbieter sogar sämtliche Konkurrenten hinter sich. Gute Noten erhält das Unternehmen auch für die technische Hotline, die Preise und die Lieferfähigkeit, während es Schlusslicht bei den Themen Zahlungsziel, Bonusprogramme und Lead-Generierung ist. Schlechter läuft es für Ingram

Micro: Der IT-Distributionsriese schafft mit der Gesamtnote 2,81 (Vorjahr: 2,75) lediglich Rang acht. Gelobt werden von den Leserwahl-Teilnehmern die Lieferbereitschaft und das Online-Bestellsystem, während Versand- und Lieferkonditionen sowie die Preisgestaltung sehr schlecht bewertet werden.

Dennoch schafft es Ingram noch vor seinen Wettbewerber Actebis Peacock, der erstmals gemeinsam mit NT plus an den Start ging – und mit der Gesamtnote 2,94 (Vorjahr: Actebis 2,88, NT plus: 2,86) einige Prozentpunkte gegenüber der letzten Befragung verlor. Actebis leidet in fast allen Bereichen unter den dramatischen Strukturveränderungen, die beim jetzigen Geschäftsbereich NT plus zuletzt vor sich gingen.

Entsprechend fallen auch die Kommentare der Fachhändler aus: „Es hat Vieles nachgelassen, was NT plus eigentlich ausgezeichnet hat“, schreibt ein Handelspartner aus dem Spreewald. Ein anderer bemängelt, dass sich die Stellenstreichungen in der Erreichbarkeit und dem Leistungsniveau bemerkbar machen. Doch es gibt auch zuversichtliche Stimmen: „Ich arbeite seit Jahren gerne und vertrauensvoll mit NT plus zusammen. Die haben keine leichte Zeit durchgemacht; ich hoffe, dass sie zur alten und vertrauten Zuverlässigkeit zurückfinden“, so ein Händler aus Castrop-Rauxel. 

Auf dem letzten Platz der Leserwahl landet mit der Gesamtnote 2,95 (Vorjahr: 3,09) wie bereits im Vorjahr Telepart. Der selbsternannte Discount-Distributor ist aber in einem Punkt nicht zu schlagen: Bei den Preisen und Provisionen. Passable Noten gibt es von den Lesern darüber hinaus nur noch für den Web-Shop und die Lieferkonditionen.