02.11.2012, 11:20 Uhr

Tech-Data-Mobile-Chef Torben Pedersen redet Klartext

Telecom Handel sprach mit Torben Pedersen, Regional Vice President DACH, Nordics, Czech & Poland bei Tech Data Mobile, über die Verschmelzung von IT und TK und die Rolle des Handels in der Strategie des Distributors.
Telecom Handel: Tech Data hat kürzlich Brightstar Europe komplett übernommen. Bedeutet dies, dass Sie Ihr Engagement im Mobility-Bereich weiter verstärken?
Torben Pedersen: Die Übernahme von Brightstar Europe zeigt, welche Relevanz das Thema für Tech Data hat. Die TK- und IT-Welt werden in Zukunft noch weiter zusammenwachsen. Es geht um den Zugang zu den Kunden und das Know-how über die TK-Produkte.
Telecom Handel: Mit Ihrer Mobile-­Strategie stehen Sie aber offenbar nicht allein. Ihr Mitbewerber Ingram Micro hat erst kürzlich den Mobility-Distributor Brightpoint geschluckt …
Pedersen: Ich glaube, es ist eine typische Entwicklung, dass sich die klassische IT-Distribution umschauen muss, wo sie in Zukunft ihren Umsatz generieren kann. Diese Entwicklung können wir nicht verhindern, aber natürlich sollte der Markt sich nicht zu sehr auf einige wenige Distributoren konzentrieren. Allerdings spielt momentan die Finanz­stärke potenzieller neuer Distributionspartner eine große Rolle für die Hersteller. Bei ­Unternehmen wie Ingram Micro oder Tech Data ist ­diese gegeben.
Telecom Handel: Haben Sie diesen Vorteil schon dafür genutzt, weitere Hersteller für Tech Data Mobile zu gewinnen?
Pedersen: Wir wollen in der Tat Partnerschaften mit weiteren Herstellern schließen. Allerdings teilen sich derzeit die beiden großen Player Apple und Samsung den deutschen Markt. Für uns ist Samsung immer noch der größte Partner. Wir können es uns vorstellen, in Zukunft mit HTC zusammenzuarbeiten. Außerdem unterstützen wir gerne auch kleinere Hersteller wie Sonim oder Otter­box, wenn deren Produkte eine gewisse Akzeptanz am Markt haben. 

Fokus auf Mobility

Telecom Handel: Sie haben es sich auf die Fahnen geschrieben, den IT-Resellern beizubringen, wie TK-Händler zu agieren. Haben Sie dabei bereits Fortschritte gemacht?
Pedersen: Teilweise. Heute verkaufen unsere IT-Händler bereits erfolgreich Tablets. Denn sie erkennen, dass das Tablet langfristig das Notebook ersetzen wird.
Telecom Handel: Beschränkt sich diese Entwicklung auf die Vermarktung von Hardware oder sind Ihre Handelspartner mittlerweile auch im Kartengeschäft aktiv?
Pedersen: Ich glaube, dass der IT-Händler generell noch immer nicht dazu bereit ist, Karten zu aktivieren. Manche sicherlich, aber nicht in der Breite. Auf Dauer wird sich unser Business jedoch dahin verändern. Wir sehen ja auch, dass sich der freie Distributionsmarkt gewandelt und vergrößert hat im Vergleich zu früher. Das Verhältnis von Netzbetreibern zum Open Market war einmal etwa 60 zu 40, heute hat sich das umgekehrt.
Telecom Handel: Stichwort Services: Tech Data Mobile will weg vom Image eines Kistenschiebers. Vor einem Jahr hatten Sie angekündigt, dass Sie in Zukunft verstärkt mit Diensten beim Handel punkten wollen. Was hat sich in dem Bereich getan?
Pedersen: Wir sind immer noch daran, unser Service-Portfolio auszuarbeiten. Tech Data Mobile macht heute bereits Fulfillment für Händler, die Mobilfunk vermarkten. Langfristig könnte ein eigenes Reparatur-Center interessant für uns werden. Denn je teurer die Geräte durchschnittlich werden, desto wichtiger sind Second-Hand-Devices. Wir werden diese Entwicklung genau beobachten, denn man muss immer aufmerksam und agil handeln, um sich am Markt zu behaupten.
Telecom Handel: Werden Sie Ihre Tätigkeit im Inland langfristig stärker auf den TK-Fachhandel konzentrieren?
Pedersen: Ich glaube nicht, dass wir uns in dieses Segment hereindrängen müssen. Wir wollen eher den Weg über die IT-Händler gehen und die Konvergenz zwischen klassischen IT- und TK-Produkten für uns nutzen.
Telecom Handel: Ihr erklärtes Ziel ist die Expansion im In- und auch im Ausland. Welche Strategie verfolgen Sie dabei?
Pedersen: Tech Data war lange auf der Aufholjagd. Das sind wir immer noch, aber ich freue mich auf den Tag, an dem wir uns als Nummer eins unter den ITK-Distributoren präsentieren können. Für Tech ­Data Mobile ist unser Ziel, innerhalb der nächsten zwölf Monate durch Akquisitionen zu wachsen. Wir sind in Deutschland und europaweit auf der Suche und werden zuschlagen, wenn sich ein geeigneter Kandidat findet. Insbesondere interessieren wir uns für Unternehmen, die selbst in mehreren Ländern ­aktiv sind.
Telecom Handel: Welche Regionen wollen Sie in Zukunft neu für Tech Data Mobile erschließen?
Pedersen: Das größte Potenzial sehen wir derzeit in Osteuropa. Priorität hat daher in den nächsten Jahren die Expansion in Polen, Tschechien und dem Baltikum. Dabei können wir auf die Infrastruktur der Tech Data zurückgreifen, die in diesen Ländern schon präsent ist. Wir haben das Glück, dass wir die Herstellerverträge schon mitbringen. Es braucht nur noch Leute mit lokalen Kenntnissen, die das Thema Mobilfunk vor Ort vorantreiben. 




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