Beta-Test 04.11.2020, 13:01 Uhr

Internet via Satellit: Elon Musk startet Starlink-Projekt

Bereits seit Jahren kann man via Satellit im Web surfen, Tesla-Chef Elon Musk geht nun mit seiner eigenen Satelliten-Flotte Starlink an den Start.
(Quelle: shutterstock_AleksandrMorrisovich)
Bei Elon Musk denkt man zunächst einmal an die Elektrofahrzeuge der Marke Tesla und vielleicht noch an sein Raumfahrtprogramm SpaceX. Nun geht der Multimilliardär mit einem weiteren Großprojekt an den Start, und das soll nicht weniger als die gesamte Menschheit mit schnellem Internet versorgen – aus dem All. Das ist nun nichts grundsätzlich Neues, bereits seit vielen Jahren kann man überall auf der Welt mit geeigneter Hardware via Satellit online gehen. Das Starlink-Projekt von Musk soll nun Anbietern wie Astra oder Eutelsat Konkurrenz machen, der Startschuss hierzu ist vor wenigen Tagen in den USA gefallen.
Erste Screenshots von Nutzern zeigen Latenzzeiten von 20 bis 40 Millisekunden, was deutlich unter den sonst bei dieser Übertragungsart üblichen 800 Millisekunden liegt. Die Datenraten erreichen bis zu 150 MBit pro Sekunde, ebenfalls ein guter Wert. Der Preis liegt aktuell in der Testphase bei 99 US-Dollar pro Monat, derzeit rund 85 Euro. Zum Vergleich: Hierzulande muss man für 50 MBit/s im Download rund 70 Euro berappen. Elon Musk hatte zum Start des Dienstes auf Twitter außerdem verkündet, man werde die Latenzzeiten noch weiter senken und gleichzeitig die Datenraten erhöhen.
Damit tatsächlich eine weltumspannende Versorgung mit schnellem Internet möglich ist, überflutet Starlink das Firmament geradezu mit Satelliten. Stand heute sind knapp 800 davon schon im Orbit – bis 2027 darf Musk insgesamt rund 12.000 Satelliten online bringen. Anträge für 30.000 weitere künstliche Trabanten hat der Konzern bereits eingereicht. 

Wie Perlen an einer Schnur: Starlink am Nachthimmel

Doch so weit ist es noch nicht. Zu Beginn, also in der aktuell laufenden Betaphase, werden rund 1.600 Satelliten in den Himmel geschickt. Diese sind in Gruppen zu je 22 Stück aneinandergereiht, bei klarem Sternenhimmel kann man diese „Perlenschnüre“ auch ohne Teleskop von der Erde aus sehen. Die Einsatzhöhe variiert zwischen 334 und 614 Kilometern, Starlink sendet zudem eine stets aktualisierte Datenbank des North American Aerospace Defense Command an die Satelliten. Diese können über den internen Antrieb so Weltraumschrott ausweichen. 
Das ist nicht nur im ökonomischen Interesse des Betreibers, sondern auch in dem aller Nationen und Unternehmen, die im Orbit mit Satelliten und Raumstationen unterwegs sind. Experten warnen in diesem Zusammenhang vor dem Kessler-Effekt: Bei einem Zusammenstoß von zwei Objekten im All zerbrechen diese zu Tausenden kleinen Trümmern, und diese können durch ihre unkontrollierte Flugbahn andere Objekte massiv beschädigen oder zerstören – was im schlimmsten Fall eine Kettenreaktion auslöst. 
Um Starlink nutzen zu können, ist spezielle Hardware erforderlich: Das Terminal steuert eine Antenne, die über einen Elektromotor nachgeführt wird und rundum freie Sicht auf den Himmel benötigt. Die Kommunikation der Satelliten untereinander erfolgt über eine Art optischen Richtfunk, genannt Laserlink. Hiermit können sehr hohe Datenraten in Lichtgeschwindigkeit übertragen werden. Sendet der Nutzer also eine Suchanfrage, wird diese direkt an einen Satelliten geschickt, von diesem im Idealfall sofort an eine Bodenstation. Ist keine in direkter Sichtverbindung, wird die Suchanfrage von Satellit zu Satellit weitergeleitet, bis eine Station erreichbar ist.

Weltweiter Rollout bereits im kommenden Jahr

Erst kürzlich hatte Musk angekündigt, „Tausende weitere Einladungen“ für den Betatest von Starlink zu verschicken. Bereits 2021 soll dann der weltweite Rollout beginnen, welche Länder oder Regionen als Erste in die Vermarktung genommen werden, steht noch nicht fest. Für die Zukunft wäre laut einer US-Studie aber noch ein anderer Einsatzzweck für die Starlink-Satelliten denkbar: Die US-Regierung könnte darüber künftig das Global Positio­ning System (GPS) laufen lassen. 



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