E-Learning 07.06.2010, 12:24 Uhr

Bildung am Bildschirm

Immer mehr Großhändler bieten ihren Fachhandelspartnern Lerninhalte online an. Vor allem in der IT-Distribution sind die WWW-Kurse beliebt, doch auch in der TK-Branche setzt sich das "Von-zu-Hause-Lernen" durch.
Sönke Lankers hat wenig Zeit. Ständig klingelt das Telefon, der Bürokram will erledigt, die Kundenakquise vorangetrieben werden. Der freie Fachhändler aus Dresden ist im Dauerstress. Zeit für Weiterbildung? Oft Fehlanzeige. „Mehrtägige Schulungen kann ich mir nur in der ,Saure-Gurken-Zeit‘ leisten“, meint der Inhaber von Lankers & Partner.
Zwar sei ihm der persönliche Kontakt zu seinem Distributor Komsa sehr wichtig, aber oft fehlt einfach die Zeit, das Angebot an Präsenzschulungen zu nutzen. Eine gute Alternative – zumindest für die Vermittlung von Basiswissen – sind da Online-Schulungen. „Als Selbstständiger habe ich nie richtig Feierabend – da kann ich eine Schulung auch mal ganz entspannt zu Hause auf der Couch machen“, so Lankers. Daher hat er sich kürzlich für mehrere kostenfreie Kurse bei Komsa angemeldet.
Auch andere Distributoren haben das Potenzial erkannt – und setzen verstärkt auf Lerninhalte aus dem Netz. Telecom Handel hat bei den IT- und TK-Großhändlern nachgehakt und das Online-Schulungsangebot zusammengefasst.
Actebis und NT plus nutzen Synergien
Ein „alter Hase“ beim Thema „E-Learning“ ist ohne Zweifel Actebis Peacock. Der IT-Distributor aus Soest ist bereits seit 2004 mit Schulungen im Netz. Mehr als 100 Kurse stehen momentan zur Auswahl – mit großem Abstand das breiteste Angebot. Inhaltlich beschäftigen sich 90 Prozent der multimedialen Flashkurse mit Technologien wie den „Notebook-Trends 2010“ sowie Produkten, beispielsweise aus den Bereichen „Navigation“ oder „Kommunikation“. Zehn Prozent des Angebots sind indes Verkaufstrainings oder kaufmännische Kurse (zum Beispiel: „Das Verkaufsgespräch“).

E-Learning: Bildung am Bildschirm

In einem Atemzug zu nennen ist das Online-Angebot von NT plus. Die „kleine Schwester“ von Actebis Peacock hat Anfang Februar ein eigenes Online-Schulungscenter, die NT Akademie, gegründet. Gestartet mit TK-relevanten Inhalten von Actebis Peacock, sind mittlerweile auch vereinzelt eigene Kurse verfügbar – etwa „Das passende Notebook für Ihren Kunden“, ein multimedialer Flashkurs mit Ton. Bei beiden Distributoren gibt es am Ende der Präsentation, die im Schnitt zehn bis 15 Minuten dauert, üblicherweise einen Abschlusstest. „Belohnung“ für die Teilnahme ist auf Wunsch eine Urkunde im PDF-Format.
Auch die anderen beiden großen IT-Distributoren, Ingram Micro und Tech Data, sind umtriebig, was das Thema Online-Schulungen betrifft. Auch wenn die Zahl der angebotenen Kurse deutlich geringer ausfällt als bei dem Wettbewerber aus Soest: So laufen bei Ingram Micro aktuell vier HP-Schulungen (CarePack, ProCurve, Mobility (Notebookportfolio) und Printing Solutions) sowie Schulungen zum Betriebssystem Windows 7.
Bei Tech Data Deutschland beziehungsweise der VAD-Unit Azlan gibt es momentan unter anderem elf aufgezeichnete Webinare, die mit den jeweiligen Herstellern abgestimmt sind. Das heißt: Hier treten sowohl die Hersteller direkt als auch Spezialisten von Azlan als Sprecher oder Trainer auf. Auch Brightstar Europe, der Mobility-Geschäftsbereich von Tech Data, will sich künftig in diese Angebote integrieren: Derzeit gibt es Planungen mit Nokia und Research in Motion (RIM); vor allem technische Kurzschulungen sind angedacht.
Während Online-Schulungen bei den IT-Distributoren bereits gang und gäbe sind, setzt sich dieser Trend bei den TK-Grossisten erst durch. Schon länger dabei ist indes Komsa/Aetka: Bei den Hartmannsdorfern gibt es seit 2007 eine entsprechende Plattform – momentan stehen 28 Trainings zu MS Office, zu Produkten wie TomTom Work und dem Palm Treo sowie zu Technologien, etwa HSDPA, UMTS und VoIP, zur Verfügung. Die Lerninhalte werden dabei unterschiedlich präsentiert: von einer einfachen PDF-Datei über PowerPoint und Videos bis hin zu komplexen Kursen mit Abschlusstests, Quizfragen und Interaktion.

E-Learning: Bildung am Bildschirm

Webinare: Der direkte Draht zum Handel
Noch nicht ganz so lange dabei ist UBM mit seinem Online-Schulungsangebot: Der Neustädter Distributor ist seit rund einem Jahr im E-Learning aktiv. Themen sind hier unter anderem das eigene Auftragserfassungssystem Dibsy, Produktschulungen zu den einzelnen Netzen (Festnetz und Mobilfunk) sowie Strom und Gas. Geleitet werden die Kurse von realen Trainern, die Teilnehmer werden auf den Bildschirm des Trainers zugeschaltet und per Telefon geschult.
Interaktion wird auch bei Herweck großgeschrieben. Seit April bietet der Kirkeler Distributor ein Webinar zur eigenen Null-Prozent-Handyfinanzierung an. Darin zeigt Herweck-Netzmanager Michael Gohr live, was es mit diesem Service auf sich hat – dienstags, mittwochs und donnerstags, jeweils von 9 bis 9.30 Uhr. Das Ganze ist interaktiv; das heißt, dass die Teilnehmer per Telekonferenz direkt Fragen stellen können. Darüber hinaus gibt es seit neuestem ein Webinar zu der ITK-Lösung OfficeServ 7030 von Samsung.
Ebenfalls recht frisch ist das Online-Schulungsportal von Brodos (My-extra): Dabei handelt es sich jedoch nicht um eigene oder in Kooperation mit der Industrie entwickelte Inhalte, sondern um einen Online-Schulungskalender. Dieser listet sämtliche Veranstaltungen und Termine – unter anderem auch Online-Schulungen – der Hersteller und Netzbetreiber auf. Ganz ähnlich sieht das Angebot von Eno Telecom aus: Hier findet sich eine Verlinkung zu den aktuellen Online-Trainings der Industriepartner, etwa von E-Plus, Nokia, O2, der Telekom, TomTom sowie Windows Mobile.
Mitten in der Planung und Umsetzung sind Allnet und SE Schreiner Elektronik. So hat SE Schreiner Elektronik vor, zusammen mit Bury Online-Schulungen zu Telematik und Freisprecheinrichtungen anzubieten, und Allnet will bis Jahresende mit Webinaren zu den eigenen Produkten starten.

Glossar

E-Learning: Der Oberbegriff für alle Formen des elektronisch unterstützten Lernens. Das Lernen und Lehren (E-Teaching) erfolgt demnach über elektronische oder digitale Medien.
Webinar: Ein Seminar, das im World Wide Web gehalten wird. Streng genommen ist es interaktiv, ermöglicht also die beidseitige Kommunikation zwischen Vortragendem und Publikum. Zudem ist es immer live. Das heißt auch: Es gibt immer einen festgelegten Start- und Endpunkt.
Blended Learning: Wenn die Vorteile von Präsenzschulungen mit denen von E-Learning genutzt und verknüpft werden, spricht man von Blended Learning (integriertem Lernen). Es wird insbesondere dann eingesetzt, wenn neben der reinen Wissensvermittlung auch die praktische Umsetzung trainiert werden soll.



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