Rückenschule 21.02.2012, 15:27 Uhr

Das Kreuz mit dem Kreuz

Einseitige Belastung und langes Stehen führen häufig zu Rückenschmerzen - auch Verkäufer sind oft von diesem Volksleiden betroffen. Telecom Handel gibt Tipps zur efektiven Vorbeugung.
(Quelle: Robert Knesch - Fotolia.com)
Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling bringt ein Leiden vieler Deutschen auf den Punkt: „Ich habe Rücken!“ Laut AOK sind in Deutschland über 25 Millionen Menschen von Rückenschmerzen betroffen – Tendenz steigend. „Ursachen sind vor allem Bewegungsmangel, einseitige Belastungen und Fehlhaltungen, zum Beispiel durch zu langes Sitzen oder Stehen am Arbeitsplatz“, erklärt Regina Herdegen, Expertin für Prävention und betriebliche Gesundheitsförderung beim AOK-Bundesverband.
Langes Stehen – das kennen vor allem die Menschen gut, die den größten Teil des Tages am Point of Sale verbringen, auch in Mobilfunkshops. Nicht nur der geplagte Rücken schreit dabei abends nach Erleichterung, auch die Füße schmerzen heftig – kurzum: Verkaufen ist ein Knochenjob, eine Belastung auch für den Körper.
Viele Menschen neigen allerdings dazu, ihre Schmerzen zu ignorieren in der Hoffnung, sie mögen dann wieder verschwinden. Ein Fehler, warnt Herdegen: „Die Schmerzen haben eine wichtige Schutz- und Warnfunktion, die ernst genommen werden sollte.“ Und nur wer frühzeitig reagiert, kann die meisten Beschwerden durch Bewegungsübungen oder eine medizinische Behandlung beseitigen.
Andernfalls besteht die Gefahr, eine – in der Regel unbewusste – Schonhaltung zu entwickeln. Die Folge ist: Fehlbelastungen und auch Muskelverspannungen werden verstärkt. „So geraten die Betroffenen in einen Teufelskreis, der chronischen Schmerz und langfristig bleibende Schäden, auch für Nacken, Schultern und Rumpf, verursachen kann“, sagt die Expertin. Doch was tun, wenn der Rücken beginnt zu ziepen?

Vorbeugen statt leiden

Erst einmal: bewegen! Dabei gilt: „Es gibt keine ,richtigen‘ oder ,falschen‘ Bewegungen“, erklärt Uwe-Folker Haase; er ist Diplom-Sportwissenschaftler und arbeitet für die Techniker Krankenkasse. Forschungen hätten gezeigt, dass es je nach Situation und Körperkraft angenehmere, günstigere oder ungünstigere Bewegungen gibt.
Wer allerdings jede belastende Bewegung, wie zum Beispiel das Vorbeugen mit rundem Rücken, vermeide, der schone sich am Ende zu sehr. „Es ist wie beim Sport“, so Haase weiter. Kraft und Ausdauer steigern sich nicht durch Vermeiden von Belastungen, sondern durch ihre allmähliche Intensivierung. Statt sich nach Vorschriften wie „Halte stets den Rücken gerade“ zu richten, sei es deshalb besser, „den Körper möglichst vielfältig zu bewegen und zu trainieren, um ihn belastbarer zu machen“, erklärt Haase.
Häufiges bewusstes Wechseln zwischen günstigen Standpositionen und Entlastungshaltungen beugt demnach Rückenschmerzen vor, weil die verschiedenen Rückenstrukturen unterschiedlich beansprucht und einseitige Belastungen vermieden werden. Hilfreich ist zudem, im Alltag möglichst viel in Bewegung zu bleiben, beispielsweise die Treppe hochzusteigen, statt den Aufzug zu nehmen und zwischendurch immer wieder Übungen einzubauen, die den Rücken entlasten.
Und: Es ist wichtig, rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen, um mit ihm gemeinsam einen genauen Trainingsplan und vielleicht auch den Besuch einer sogenannten Rückenschule zu besprechen. Angebote dazu gibt es bei Fitness-Studios, Krankenkassen oder auch Ergo- und Physiotherapeuten.

Unterstützung vom Chef

Manche Arbeitgeber machen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter auch zur Chefsache – und bieten einen „rückenfreundlichen Arbeitsplatz“. Besonders aufwändig ist dies nicht.
AOK-Expertin Regina Herdegen gibt einige Tipps: Dazu gehören beispielsweise regelmäßige Pausenzeiten, ausreichend Bewegung während der Arbeitszeit und gegebenenfalls ergonomische Arbeitsmittel wie Stehhilfen. Wichtig sei aber auch die Unterstützung der Mitarbeiter bei der Ausübung von Rücken- oder Stressbewältigungskursen. „Mit gezielter Prävention sowohl von Seiten des Arbeitgebers als auch des Arbeitnehmers ist der Weg zu einem gesunden Rücken nicht schwer“, sagt Herdegen.
Und letztlich liegt es auch im ureigenen Interesse des Arbeitgebers, sich um das körperliche Wohl seiner Mitarbeiter zu kümmern. Denn laut AOK sind Krankheiten von Wirbelsäule und Rücken der Grund für jährlich rund 79,4 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage – und verursachen insgesamt Krankheitskosten von mehr als 27 Milliarden Euro. 

"Rückenschonend" verkaufen

  • Die aufrechte Haltung mit leicht nach vorn gekipptem Becken entlastet die Wirbelsäule.
  • Übungen aus der Rückenschule: Den Brustkorb nach vorne und oben aufrichten, danach den Hinterkopf nach hinten oben ausrichten und anschließend die Schulterblätter durch Armbewegungen nach hinten unten in Richtung Kreuzbein spannen – das stärkt die Rückenmuskulatur.
  • Dynamisch stehen: Wer länger steht, nimmt häufig die Hohlkreuzstellung ein – wichtig ist deshalb, öfter die Stehposition zu ändern: So kann man beispielsweise abwechselnd das rechte und das linke Bein belasten, den Brustkorb vor und zurück oder die Schultern nach hinten unten bewegen. Hilfreich ist es auch, zwischendurch umher zu gehen und sich an ein Stehpult oder die Wand zu lehnen.
  • Tipps aus dem Internet: Viele Krankenkassen haben Specials zum Thema Rückentraining im Internet. Sehr ausführlich ist auch das Angebot der Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution (www.bghw.de).
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