Local Commerce: Es läuft noch nicht rund

Von "zu klein gedacht" bis "Totgeburt"

"Viele lokale Initiativen sind bereits beim Start zu klein gedacht und mit zu geringen Budgets ausgestattet", sagt Oliver Brimmers, Local-Commerce-Experte beim IFH Köln. Folgekosten zur Bereitstellung relevanter Inhalte, für die Akquisition teilnehmender Händler oder eine regelmäßige SEO werden nicht berücksichtigt. Ebenso wichtig ist es, die Anzahl der Händler auf ein hohes Niveau zu bringen. Die Händler, die in einer anfänglichen Euphorie gestartet sind, können oftmals wenig positive ­Effekte feststellen. Häufig liegt dies an einer fehlenden Bekanntheit des Marktplatzes in der Bevölkerung.
Kein Wunder also, dass das Fazit der  Händler zu den lokalen Marktplätzen oft verhalten ausfällt. Bei einer Umfrage der Hochschule Koblenz unter 200 Händlern, die an Local-Commerce-Initiativen teilgenommen hatten, gaben 60 Prozent an, dass sie durch ihre Teilnahme keine ­zusätzlichen Umsätze erzielen konnten, weder online noch stationär. "Solche Plattformen sind kein Selbstläufer", warnt Studienleiter ­Andreas Hesse. "Es braucht ­hohe Aktivität und Entwicklungsarbeit bei den Händlern. Bei vielen Angeboten, die aktuell im Netz zu finden sind, stellt sich aber die Frage, welchen Mehrwert die Kunden von einer Nutzung haben sollen."
Ergebnisse wie die der Studie aus Ko­blenz sind damit Wasser auf die Mühlen der Local-Commerce-Kritiker, die die Sinnhaftigkeit der gesamten Idee schon seit ihren Anfängen infrage stellen. "Ich betrachte das Thema Local Commerce als Totgeburt", sagt beispielsweise Gerrit Heinemann vom eWeb Research Center der Hochschule Niederrhein. "Die Vorstellung, dass mit ­regionalen Marktplätzen die Frequenz der Innenstädte erhöht werden könnte, ist schlichtweg falsch. Man kann den Online-Kunden nicht zum lokalen oder regionalen Käufer umerziehen."
Seiner Meinung nach besteht die einzige Chance der lokalen Händler darin, vom Online Boom zu profitieren. Da für viele kleine Händler ein ­eigener Online Shop keine Option ist, empfiehlt der Experte den Online-Einstieg über einen der großen Marktplätze; nicht umsonst hat Heinemann an der Entwicklung des City-Experiments von eBay mitgewirkt, im Rahmen dessen Einzelhändler erst aus Mönchengladbach und dann aus Diepholz auf die Plattform des Marktplatzes geholt wurden. Doch Heinemann betont: "Dabei geht es darum, stationäre Händler ins Netz zu holen - nicht darum, den eBay-Käufer in die Innenstadt zu bringen."




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