Preise auf Knopfdruck 09.08.2021, 10:35 Uhr

So profitieren Händler von digitalen Preisschildern

Consumer-Electronics-Händler investieren massiv in digitale Preisschilder. Auch der Mobilfunk-Fachhandel beschäftigt sich mit der Technik, denn Preise auf Knopfdruck haben viele Vorteile.

(Quelle: Expert Langenhagen)
von Silvia Flier
Elektronische Regalpreisetiketten erobern derzeit mit Macht den deutschen Handel. Jahrzehntelang galten die Systeme aus Anzeigeschild an jedem Regalplatz, Funkabdeckung der Filiale und Software mit Anbindung an das Warenwirtschaftssystem als zu teuer. Jetzt sind sie nicht nur erschwinglicher geworden, sondern auch technisch ausgereifter. Die vollgrafischen E-Paper-Displays sind dank E-Ink-Technik gut lesbar und spiegelfrei und so von ihren Papierkollegen kaum zu unterscheiden. Meist können sie die Farben Schwarz, Weiß und Rot darstellen und damit auch für Sonderangebote sowie Aktionen werben.
Der Einzelhandel investiert, pilotiert, ­rollt aus – auch die Consumer-Electronics-­Branche. So hat die Verbundgruppe Expert bereits 39 Standorte mit der im Fachjargon „Electronic Shelf Labels“ (ESL) genannten Technik ausgestattet – und sieht eine steigende Nachfrage bei ihren selbstständigen
Quelle: EHI/Telecom Handel
Händlern. Bis Ende 2022 geht die Kooperationszentrale von bis zu 150 Standorten aus, perspektivisch sogar von einem flächendeckenden Einsatz. Bei dem Wettbewerber Euronics sind schon heute rund 120 Standorte mit ESL versehen. Vorreiter bei der ­Investition ist MediaMarktSaturn. Das Unternehmen hat bereits seit 2015 alle Media-Märkte und Saturn-Filialen komplett mit ESL ausgestattet. Technik-Lieferant bei allen drei Elektronikhändlern ist der ESL-Anbieter SES-Imagotag.
Auch der Mobilfunk-Fachhandel ist an der Digitaltechnik interessiert. Vodafone hat bereits 2015 mit dem deutschlandweiten Rollout von mehr als 20.000 Digital-Displays von Digitags in seinen Shops begonnen. „Die elektronischen Preisschilder sind aussagekräftiger und kundenfreundlicher als ihre Papier-Vorgänger“, heißt es seitens Vodafone. Aus den Zetteln mit wenig Mehrwert sind sechs Zoll große Info-Displays geworden, die automatisch mit tagesaktuellen Preisen und erweiterten Geräteinformationen versorgt werden.
Im freien Telekommunikationsfachhandel haben sich die E-Etiketten noch nicht im großen Stil durchgesetzt. „Die Umsetzung steht und fällt mit dem Preis der Label“, ­erläutert Katja Förster, Marketing-Vorstand bei der Fachhandelskooperation Aetka. „Diesen schätzen die Partner momentan noch als zu hoch ein“, so Förster weiter. Klar ist: Je größer die georderte Stückzahl, desto niedriger die Stückkosten – Masse ist Klasse.
Experten sind sich einig: Das Thema wird kommen, die Vorteile liegen auf der Hand: „Die Geschwindigkeit, Preise ändern zu können, und die Nachhaltigkeit sprechen klar dafür“, so Förster. Die „hohe Flexibilität bei der Preisauszeichnung und die Möglichkeit, kurzfristig auf den Markt reagieren zu können“, hebt auch Dominik Denzner, Leiter Koordination PoS-IT bei Euronics, hervor. Hinzu kommen die Zeitersparnis durch den Wegfall des mühsamen Umsteckens der Papierschnipsel, eine Reduzierung der Druckkosten sowie die Umsetzung einer Cross-Channel-Preisstrategie. „Durch die ESL können wir Online-Angebote mit dem stationären Handel optimal verbinden“, sagt Denzner.
Preise auf Knopfdruck ändern – das ist effizient und senkt die Prozesskosten. Wenn Fachkräftemangel und Personalkosten weiter zunehmen, die Preise für die Tags ­indes weiter purzeln, lässt sich der Return on Investment immer schneller erreichen – und die E-Etiketten könnten schon bald Standard werden.