Umsatz auf Rezept

Elektronische Gesundheitskarte: Umsatz auf Rezept

Ursprünglich war die Einführung der eGK bereits zum 1. Januar 2006 geplant, die flächendeckende Ausgabe hatte sich allerdings immer wieder verzögert – vor allem wegen verschiedener Schwierigkeiten, die sich in umfangreichen Testphasen herauskristallisiert hatten. Die Tests werden im Übrigen unter Aufsicht der Gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarten mbH – durchgeführt, die auch für die Zertifizierung der Hardware verwantwortlich ist.
Nach der Bundestagswahl im Herbst 2009 hatte der frisch gebackene Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler die Einführung der eGK dann erst einmal auf den Prüfstand gestellt – und damit für einen empörten Aufschrei der Industrie gesorgt. Nun ruderte er allerdings zurück, und zumindest der Rollout in der Region Nordrhein wird weitergeführt. Verschoben hat sich indes die bundesweite Ausgabe der Karten – ursprünglich war vorgesehen, diese bis zum August dieses Jahres abzuschließen. Und damit gibt es auch bei den Ärzten außerhalb der Region Nordrhein (noch) keinen Handlungsbedarf, die Hardware in der Praxis aufzurüsten. So wartet die Branche auf neue Termine und hofft auf schnelle Entscheidungen.
Umsatzplus für Industrie und Handel
Denn mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) verspricht sich die Industrie einen gehörigen Umsatzschub. Im Gegensatz zur bekannten Krankenversicherungskarte (KVK), die „nur“ mit einem Speicherchip ausgestattet ist, verfügt die elektronische Gesundheitskarte über einen Prozessorchip, um unterschiedlichste Patientendaten zu lesen und auch neue Informationen wie beispielsweise ein Rezept zu speichern.
Um diese Karten wiederum lesen und mit neuen Informationen bestücken zu können, müssen Ärzte und Krankenhäuser ihre Hardware mit sogenannten eHealth-Terminals aufrüsten. Laut dem Terminal-Hersteller Hypercom müssen allein mit dem Basis-Rollout bundesweit rund 200.000 Terminals bei Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten ausgewechselt werden – dazu kämen im optimalen Fall noch einmal mindestens 50.000 Krankenhäuser. Und sollten auch die Apotheken wider Erwarten doch in das eGK-System mit einbezogen werden, so ergäbe sich eine Summe von 400.000 Terminals.
Ein warmer Geldregen also für die Hersteller, die seit mehreren Jahren in den Startlöchern stehen. Und: Die Produzenten vermarkten ihre Terminals größtenteils indirekt. Deshalb könnten auch die Systemhäuser ein gutes Stück vom Kuchen abhaben, zu deren Kunden Ärzte und Krankenhäuser zählen. Denn sie unterstützen die Ärzte nicht nur bei der Auswahl der Geräte, sie können auch noch an der Installation der Terminals verdienen – und die Ärzte müssen nicht einmal dafür bezahlen.




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