Smartphone-Vergleichstest 31.10.2014, 13:15 Uhr

Alle gegen das iPhone 6

Das iPhone 6 muss sich im Vergleichstest den neuen Konkurrenten Nokia Lumia 830, Samsung Galaxy Alpha und Sony Xperia Z3 Compact stellen. Wer das Rennen für sich entscheidet, erfahren Sie hier.
Wenn eine neue iPhone-Generation auf den Markt kommt, ist vor allem die Frage spannend, wie sich das Gerät gegen seine Konkurrenten im Highend-Bereich schlägt. Gerade dieser Herbst brachte einige interessante Herausforderer, die wir gegen das „kleine“ Apple iPhone 6 getestet haben.
So tritt zum Beispiel der Erzrivale Samsung mit dem Galaxy Alpha an, das zwar weniger Ausstattung als das Flaggschiff Galaxy S5 bietet, aber dafür mit einem höherwertigen Gehäuse punkten soll.
Während das Top-Modell von Sony, das Xperia Z3, aufgrund seiner Größe eher gegen das iPhone 6 Plus positioniert wird, tritt das technisch weitgehend baugleiche Z3 Compact in diesem Test gegen das iPhone 6 an. Schließlich will Microsoft Devices mit einem Kampfpreis sein neues Nokia Lumia 830 ins Rennen schicken, das als Exot im Feld mit Windows Phone antritt.  

Schönheit kostet

Wer die vier Kontrahenten in die Hand nimmt, dem fallen sofort die Unterschiede bei den Materialien der Gehäuse auf: ­Ap­ple setzt auf gehärtetes Glas vorne und eine Rückseite aus Aluminium. Die abgerundete iPhone-Hülle erscheint damit wieder sehr hochwertig und fühlt sich einfach am besten an.
Sony verwendet gehärtetes Glas für die Rückseite des eckigen Gehäuses, was stark an ältere iPhone-Generationen erinnert und ebenfalls hochwertig wirkt. Zudem ist es als einziges Modell im Testfeld gemäß der Norm IP65/68 vor Wasser und Staub geschützt. Das Apple und das Sony haben fest eingebaute Akkus, was wenig servicefreundlich ist, aber die Stabilität deutlich erhöht.
Etwas enttäuschend erscheint auf den ersten Blick das Samsung, das gegenüber dem großen Bruder Galaxy S5 zwar mit seinem soliden Rahmen aus echtem Edelmetall an Wertigkeit gewinnt, aber immer noch durch die dünne, gummierte Akkuabdeckung negativ auffällt. Zumindest glänzt das Smartphone aus Korea mit einer mit 6,7 Millimetern extrem dünnen und nur 115 Gramm leichten Hülle sowie einer erstklassigen Verarbeitung.
Das Schwergewicht im Test ist das mit 8,5 Millimetern zumindest schön schlanke Nokia Lumia 830 mit seinen 150 Gramm. Von oben betrachtet und mit seinem Rahmen aus Aluminium ist es durchaus wertig, aber der windige Plastik-Akkudeckel, der beim Andrücken massiven Widerstand leistet, schmälert diesen Eindruck wieder. Das ist schade, denn eigentlich sieht man dem Gerät den Preisunterschied sonst kaum an.

Der Finger als Sicherheit

Was die zentralen Bedienelemente betrifft, gibt es ebenfalls Eigenheiten: Das iPhone 6 und das Galaxy Alpha haben jeweils eine physische Menütaste unter dem Display, die einen Fingerabdrucksensor zum Entsperren enthält, was besonders beim iPhone sehr zuverlässig und schnell funktioniert.
Bei Nokia erfolgt die Steuerung der wichtigsten Menüfunktionen über drei Soft-Touch-Tasten, während Sony die drei Hauptbediensymbole variabel in die unterste Hälfte des Touchscreens einblendet.
Ansonsten spiegelt die Bedienung die Unterschiede der drei Betriebssysteme wider: Apple hat in der neuesten Version iOS optisch noch einmal überarbeitet, ohne die gewohnt logische Benutzerführung außer Acht zu lassen. Etwas altbacken wirkt das Betriebssystem aber im Vergleich zu An­droid 4.4, das Samsung und Sony verwenden, sowie vor allem gegenüber dem aktuellen Windows Phone 8.1 von Nokia schon.
Das erkennt der Anwender vor allem an der fehlenden Möglichkeit, Apps und Widgets der Größe nach zu priorisieren und so vor allem den Hauptscreen stärker nach seinen Bedürfnissen und vor allem dem optischen Geschmack zu gestalten. Die beiden Android-Geräte unterscheiden sich vor allem durch den Grad des Eingriffs in die Benutzeroberfläche und durch zusätzliche Apps des Herstellers, wobei Samsung hier viele Eigenheiten bietet, die nicht immer ein Gewinn sind.Beim Umfang des mitgelieferten Software-Pakets liegt Nokia ganz vorn, denn selbst Office ist darin enthalten.
Die Inhalte erscheinen auf vier Displays, die sich, was die Dimensionen betrifft, stark ähneln: Alle haben 4,6 oder 4,7 Zoll Diagonale, lediglich Nokia bietet mit 5 Zoll etwas mehr Fläche, hat aber ebenfalls „nur“ die HD-Auflösung, also 1.280 x 720 Pixel. Die Anzeige des Lumia, das die IPS-Technologie verwendet, ist sehr gut: Neben den kräftigen Farben fällt vor allem das tiefe Schwarz der Darstellung auf. Das Super-Amoled-Display des Samsung glänzt ebenfalls mit einer farbechten Darstellung, ist allerdings etwas weniger hell.
Sehr ausgewogen, was Leuchtkraft und Farben betrifft, ist der Bildschirm des Sony, der zudem die Fläche des Telefons mit seinem dünnen Rahmen besser ausnutzt als die anderen Geräte. Auch das iPhone, das mit 1.334 x 750 Pixeln eine minimal höhere Auflösung als die Konkurrenten bietet, hat ein exzellentes Display, bei dem sich der Gewinn an Größe gegenüber den Vorgängermodellen positiv bemerkbar macht.

Vier gegen acht Kerne

Beim Arbeitstempo gibt sich im alltäglichen Einsatz keines der vier Geräte eine Blöße, obwohl von den Leistungen auf dem Papier her das iPhone und das Lumia langsamer sein müssten. So gibt Ap­ple zwar nicht an, welche GHz-Werte und wie viele Kerne sein A8-Prozessor aufweist, doch inoffiziell ist bekannt, dass es nur ein Dualcore ist.
Trotzdem laufen alle Prozesse schnell ab und auch größere Mengen Medien werden zügig verarbeitet – ein Indiz dafür, dass die Software bei Apple auf die Nutzung der Hardware-Ressourcen wieder optimal abgestimmt ist. Für ein Smartphone-­Flaggschiff ist auch der Quadcore-Prozessor von Nokia mit seinen 1,2 GHz nicht mehr der schnellste, doch hier gibt es im Alltag ebenfalls keinen Anlass zu klagen.
Selbst bei den immerhin acht Kernen des hauseigenen Samsung-Prozessors, die sich auf vier mit 1,3 GHz und vier mit 1,8 GHz aufteilen, ist für den Anwender kein schnelleres Tempo erkenn­bar. Den laut Benchmark schnellsten Prozessor hat das Xperia Z3 Compact, dessen vier Kerne mit stolzen 2,5 GHz arbeiten.
Was den Speicher betrifft, geben sich die Hersteller ebenfalls unterschiedlich großzügig: Bei Apple und Samsung gibt es keine Erweiterungsmöglichkeit, Sony und Nokia bieten dagegen einer MicroSD-Karte Platz. Dafür haben sie aber auch nur 16 GB internen Speicher, während das Samsung mit 32 GB zumindest doppelt so viel mitbringt. Das iPhone 6 gibt es mit knappen 16 GB sowie 64 und 128 GB – jeder Schritt nach oben kostet aber stolze 100 Euro.

Starke Knipser

Bei den Kameras kann der günstigste Vertreter im Test, das Nokia Lumia 830, erneut mit den teureren Kontrahenten mithalten: Die 10-Megapixel-Kamera, die mit Hilfe von Zeiss entwickelt wurde, schießt sehr gute Bilder mit natürlichen Farben. Allerdings ist die Frontkamera mit 0,9 Megapixeln eher bescheiden und wird dem Selfie-Trend kaum gerecht.
Richtig gut fotografiert auch das Sony, das im manuellen Modus mit 20 Megapixeln auflöst und im Automatikmodus mit 8 Megapixeln immer noch die gleiche Auflösung hat wie das iPhone. Beide Knipser bieten scharfe Bilder mit echten Farben, wobei das iPhone bei schwachem Licht etwas besser ist, während das Sony vor allem mit seiner Auswahl an Einstellungen beeindruckt.
Bei den Frontkameras bieten Apple 1,2 Megapixel Auflösung und Sony 2,2 Megapixel. Das Galaxy Alpha hat leider nicht die ebenfalls exzellente Kamera des Galaxy S5 bekommen, sondern eine einfachere Variante, die nicht ganz das Niveau der Konkurrenz erreicht. Die Frontkamera mit ihren 2,1 Megapixel Auflösung machte dagegen zusammen mit dem Sony im Testfeld den besten Eindruck.
Neben seinem ausdauernden Akku, der mehrere Tage durchhält, bringt das Nokia als einziger Vertreter das drahtlose Laden über den QI-Standard bereits mit. Doch auch andere Hersteller setzten Akzente bei der Ausstattung, etwa Sony mit seiner integrierten Rauschunterdrückung für Kopfhörer – diese werden allerdings im Gegensatz zum großen Z3 bei der Kompaktversion nicht mitgeliefert.
Außerdem bietet das Z3 Compact überdurchschnittliche Akkulaufzeiten. Am Samsung erfreut die Fitness-Software samt Pulsmesser auch Sportler. Apple schließlich verzichtet auf großartige Gadgets, legt aber immerhin seine typischen Kopfhörer bei, die zwar ungewöhnlich geformt sind, aber einen guten Klang bringen. Beim Akku hat das iPhone 6 unserem Eindruck zufolge kaum gegenüber dem Vorgänger zugelegt und bietet nur Mittelmaß.
Fazit
Alle vier Smartphones weisen starke Leistungen im Alltag auf und sind zu empfehlen.­ Das Samsung landet auf dem letzten Platz, weil es für den hohen Preis zu wenig herausragende Leistungen bringt. Die Optik hat gegenüber dem Galaxy S5 zwar gewonnen, die Technik aber nicht.
Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet klar das Nokia Lumia 830, das zum halben Preis des iPhone­ kaum weniger kann. Lediglich die Optik lässt es ein wenig zurückfallen, dafür­ ist die Kamera erstklassig.
Wer mit Windows Phone­ leben kann, bekommt hier einen echten Geheimtipp. Das iPhone 6 ist ein würdiger Vertreter der Apple-Phones-­Serie, es zeigt aber auch, dass kein Vorsprung mehr zur Konkurrenz besteht. Wie immer sind Bedienung, Design und Kamera top, aber ob das die saftigen Preise rechtfertigt, muss der Käufer selbst entscheiden. Das Sony gewinnt, weil es in allen Bereichen ausgewogen starke Leistungen bietet. Die hochwertige Hülle ist ein weiterer Bonus.

Bewertungen

 
 
   




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