"Wir stehen erst am Anfang"

"Es hat Spaß gemacht, als Einzelkämpfer den großen, damals noch gelben Riesen zu ärgern"

Telecom Handel: Später wurde aus der ABC Rufsysteme der Mobilfunk-Service-Provider ABC Telekom. Wie haben Sie die Anfänge des Mobilfunk-Booms erlebt?
Obermann: Es hat Spaß gemacht, als Einzelkämpfer den großen, damals noch gelben Riesen zu ärgern. Wir haben uns überlegt, wer die beste Kundengruppe ist: Mittelständler! Dann haben wir uns gefragt, was wollen die? Guten Service, kreative Werbung, günstige Preise. Und wo wir sie am besten erreichen können: samstagmorgens, wenn sie mit ihrer Familie zum Einkaufen in die Stadt fahren. Deswegen haben wir uns in Münster an die Einfahrten von Parkhäusern gestellt und Flugblätter mit dem Slogan verteilt ‚Die Alternative ist gelb (Telefonzelle) und ständig kaputt ... mit einem Autotelefon von ABC Telekom sind Sie immer erreichbar, für 99 Mark im Monat‘. Der Erfolg hat uns selber überrascht.
Telecom Handel: Eine große Rolle spielte für die Mobilfunk-Netzbetreiber seinerzeit auch die legendäre UMTS-Versteigerung – verlief sie wirklich wie ein Thriller?
Obermann: Es war die Zeit des Internet-­Hypes und Glaubens an endloses Wachstum. Entsprechend risikobereit waren viele Spieler und Kapitalgeber im Markt, auch wenn nicht alle eine gute Ausgangsposition hatten. Für uns war es die Grundlage für die erfolgreiche Zukunft unseres Unternehmens. Kein Smartphone liefe heute über unser Netz, wenn wir damals nicht auch eine Lizenz ersteigert hätten.
Telecom Handel: Sie haben den Weg der Deutschen Telekom vom Ex-Monopolisten zum international tätigen Konzern maßgeblich mitgestaltet. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit verändert?
Obermann: Das Unternehmen hat sich grundlegend geändert: Früher hieß Kundenfreundlichkeit doch vor allem, dass die Kunden freundlich zu sein hatten. Heute ist der Service bei der Telekom anerkannt gut – auch wenn wir nicht aufhören werden, uns zu verbessern. Dazu kommt, dass der Markt sich massiv verändert. Unser Geschäft ist heute viel komplexer und schnelllebiger als vor zehn Jahren. Längst befinden wir uns im Wettbewerb nicht nur mit anderen großen Konzernen, sondern auch mit Start-up-Unternehmen wie ‚WhatsApp‘. Neue Firmen entstehen dabei in kürzester Zeit quasi aus dem Nichts. Wir haben uns verhältnismäßig gut auf dieses neue Marktumfeld eingestellt, trotzdem müssen wir noch schneller, flexibler und innovativer werden, um als technologiebasierter Dienstleister im Internet-Zeitalter auf Dauer erfolgreich zu sein.




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