Ibi-Studie 04.07.2019, 09:15 Uhr

Händler schätzen Payment-Kosten falsch ein

Die Vorkasse ist günstig, PayPal und Kreditkarte sind teuer - so lautet die weit verbreitete Einschätzung vieler Händler. Doch die tatsächlichen Kosten ihrer Payment-Verfahren haben sie oft nicht im Blick. Betrachtet man diese genauer, sieht das Bild teils anders aus.
(Quelle: Artem Shadrin/shutterstock)
Viele Online-Händler schätzen die tatsächlichen Kosten, die ein Payment-Verfahren in ihrem Online Shop ausmacht, nicht richtig sein. Der Grund: Sie fokussieren sich auf die direkten Kosten, also auf Monatsgebühren, fixe Transaktions- und umsatzabhängige Gebühren. Die indirekten Kosten hingegen vernachlässigen sie. Zu den indirekten Kosten gehören beispielsweise Kosten für das Risikomanagement, für händisches Nacharbeiten, für Zahlungsausfälle und für die Abwicklung von Rückzahlungen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie "Gesamtkosten von Zahlungsverfahren im deutschen E-Commerce 2019", für die das Forschungsinstitut Ibi Research insgesamt 325 Online-Händler befragt hat. 

Paydirekt hängt die Vorkasse ab

So nennen 79 Prozent der Händler die Vorkasse als günstigste Zahlart, 52 Prozent die Lastschrift und 46 Prozent die ungesicherte Rechnung. Das tatsächliche Bild nach der Berücksichtigung der indirekten Kosten sieht jedoch ganz anders aus: Platz eins als günstigstes Bezahlverfahren belegt demnach Paydirekt, gefolgt von der Sofortüberweisung. 
Erst auf Rang drei liegt die Vorkasse. Ein Grund dafür ist, dass bei den Kundenüberweisungen bei Vorkasse-Zahlungen besonders leicht Fehler passieren und  deswegen besonders oft manuell nachgearbeitet werden muss. Dies verursacht im Schnitt Kosten von 8,80 Euro pro Vorgang. 

Ungesicherter Rechnungskauf am teuersten

Der ungesicherte Rechnungskauf, den die Händler an dritter Stelle genannt haben, schneidet der Untersuchung zufolge am schlechtesten ab. Er ist tatsächlich das teuerste Bezahlverfahren. Einer der Gründe: Bei jeder 15. Rechnung kommt es zu einer Zahlungsstörung, bei knapp fünf Prozent zu einem Zahlungsausfall. Bei knapp der Hälfte der Händler verursacht eine Zahlungsstörung aber Kosten von mehr als zehn Euro. Ein Forderungsausfall kostet im Schnitt sogar 30 Euro. Die Absicherung der Rechnung über einen Dienstleister kann sich den Studienautoren zufolge also durchaus lohnen. 

PayPal und Kreditkarte ebenfalls teuer

Was PayPal und die Kreditkarte angeht, so liegen die Händler mit ihrer Einschätzung ziemlich richtig. Beide Verfahren gehören neben der ungesicherten Rechnung zu den teuersten. Diejenigen, die auf PayPal verzichten, führen dafür denn auch die hohen Kosten ins Feld. Dass dennoch fast 80 Prozent der Händler PayPal anbieten und 55 Prozent eine Kreditkartenzahlung, hängt mit der hohe Akzeptanz seitens der Kunden zusammen. 
Zu beachten ist allerdings, dass diese Werte aufgrund eines konstruierten Basisfalls errechnet wurden. Die realen Kosten können sich von Händler zu Händler stark unterscheiden, weswegen eine individuelle Betrachtung nötig ist. In der Studie wurden daher neben dem Basisfall drei Händler stellvertretend untersucht: ein großer Bekleidungsversender, ein kleiner Geschenkartikelversender und ein Versender hochpreisiger Unterhaltungselektronik. Dabei zeigen sich teil noch einmal deutliche Verschiebungen. 
Das Fazit der Studienautoren: Händler sollten stets alle individuellen Kostenfaktoren für sich bestimmen und dann in der Kalkulation berücksichtigen.
Die Einschätzung der Online-Händler entspricht nicht der Realität.
Quelle: Ibi Research




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