Refurbishment 15.04.2023, 16:59 Uhr

Ab in den Kreislauf

Immer mehr Menschen kaufen Smartphones aus zweiter Hand. Hersteller und Netzbetreiber springen auf den Zug auf.
(Quelle: BAZA Production/Shutterstock)
Von einem iPhone träumen viele, doch wie sich diesen Wunsch erfüllen, wenn das Geld nicht reicht, um bei Apple mindestens 999 Euro für ein aktuelles Modell der 14er-Generation auszugeben? – Das ist kein Problem, denn es gibt ja noch die Möglichkeit, ein gebrauchtes Gerät zu erwerben. Und das geht selbst bei Apple, wo refur­bished iPhones der Serien 12 und 13 mit Ersparnissen zwischen 100 und 280 Euro gegenüber dem Neupreis angeboten werden.
Refurbisher wie hier AfB haben inzwischen standardisierte Arbeitsprozesse.
Quelle: AfB
Damit folgt die Kultmarke einem Trend. Denn der Handel mit wiederaufbereiteten Gebrauchtgeräten, für die sich der englische Begriff „refurbished“ eingebürgert hat, boomt. Laut den Analysten von Counterpoint legten die weltweiten Verkäufe im vergangenen Jahr gegenüber 2021 um fünf Prozent zu. In den meisten Weltregionen war der Anstieg sogar zweistellig, dem gegenüber steht aber der Rückgang von 17 Prozent auf dem volumenstarken chinesischen Markt. Trotzdem schneidet der globale Gebrauchtmarkt deutlich besser ab als der für Neugeräte, der im Jahresvergleich um immerhin zwölf Prozent schrumpfte.
Die GfK schätzte Mitte des vergangenen Jahres, dass jedes zehnte in Deutschland verkaufte Mobiltelefon refurbished war – das entspricht einem Marktvolumen von rund zwei Millionen Geräten. Der hauptsächliche Kaufgrund ist die Preisersparnis, doch auch umweltschonend zu handeln spielt vor allem für jüngere Käufer eine Rolle. Bei den Unter-40-Jährigen ist die Bereitschaft, gebrauchte Produkte zu kaufen, laut einer Civey-Umfrage ohnehin deutlich größer als bei Älteren.

Apple spielt die Hauptrolle

Es ist ein florierender Markt entstanden, der allerdings auch Nachschub braucht. Denn wenn man bei den Refurbishern nachfragt, sagen diese, dass sich die Nachfrage der Endkunden zunächst auf iPhones und in deutlich geringerem Maße auf die Galaxy-S-Serie von Samsung beschränke. Andere Hersteller spielten fast keine Rolle. Das deckt sich auch mit den Zahlen für den globalen Refurbished-Markt, der laut Counterpoint im Jahr 2022 einen Marktanteil von Apple mit 49 Prozent verzeichnete, weit vor Samsung mit 26 Prozent.
Deshalb sind gebrauchte iPhones eine immer begehrtere Ware geworden, manche Refurbisher berichten inzwischen von Problemen, Nachschub vor allem von neueren Serien zu bekommen. Bei den Herstellern und Netzbetreibern setzt sich deshalb immer mehr das Angebot zur Inzahlungnahme durch, die bei einigen noch nicht einmal mehr an einen Neukauf gebunden ist: Apple bietet in seinem Ankaufprogramm zum Beispiel eine Spanne von maximal 40 Euro für ein iPhone 7 und 685 Euro für ein 13 Pro Max. Letzteres kann dann wieder refur­bished bei Apple erworben werden und kostet so in der größten Speichervariante bis zu 1.549 Euro, was zeigt, dass sich der Prozess für den Hersteller lohnen dürfte. Immerhin tauscht Apple für diesen stolzen Preis grundsätzlich das Gehäuse und den Akku. Zum Vergleich: Auf dem Marktplatz Re­furbed, wo beim Ankauf bis zu 620 Euro geboten werden, kostet das gleiche iPhone-Modell im besten Zustand im Verkauf 300 Euro weniger als bei Apple.

Einstieg in Device-as-a-Service

„Trade-in-Programme sind ein Treiber für den wachsenden Markt für Secondhand-Smartphones“, heißt es bei O2 Telefónica. Der Netzbetreiber habe im vergangenen Jahr 31.500 Smartphones über den Partner Teqcycle, der unter anderem auch für die Telekom und Samsung arbeitet, aufarbeiten lassen und wieder dem Kreislauf zugeführt – noch deutlich größer war mit 187.000 die Zahl der vor allem in den O2-Shops eingesammelten Altgeräte, die im umweltgerechten Recycling landeten. Auch Vodafone, die Telekom und Freenet nehmen Smartphones in Zahlung. Bei 1&1 kann die Abwicklung allerdings im Gegensatz zur Konkurrenz nur online erfolgen.
Nicht überall ist der Akku zum Tausch so einfach zugänglich wie beim ­Rephone, das Freenet exklusiv bei Gigaset in Bocholt bauen lässt.
Quelle: Freenet
Was sich bisher vor allem im Privatkundenbereich nicht geändert hat, ist die Tatsache, dass die Smartphones auch im Kreislauf von den Kunden gekauft werden müssen. Dabei ist bei Geschäftskunden Device-as-a-Service, bei dem den Kunden die Computer oder Smartphones wie in einem Leasing nur leihweise überlassen werden, schon lange etabliert. HMD Global startet dieses Jahr mit seiner Marke Nokia „circular“, das ein ähnliches Modell auch bei Privatkunden etablieren soll. Sie können ein – nach den ersten drei Monaten monatlich kündbares – Abo für ein Smartphone oder Tablet des Herstellers abschließen und auch zwischen den drei aktuell angebotenen Modellen wechseln. Die Preise liegen je nach Modell zwischen zehn und 25 Euro im Monat, eine Versicherung ist darin enthalten. Wenn ein Smartphone zurückgegeben wird, wandert es zu einem anderen Abonnenten der wird nach Erreichen von drei Jahren Nutzung an eine wohltätige Organisation weitergereicht. 

Im Test: Refurbisher mit Pannen

Im Frühjahr hat die Stiftung Warentest bei neun Anbietern jeweils zwei iPhone 11 sowie drei Samsung Galaxy S in der jeweils günstigsten Zustandskategorie gekauft und diese untersucht. Das Ergebnis war in einigen Fällen wenig schmeichelhaft, so waren unter den 45 bestellten Geräten neun fehlerhaft: Neben technischen Problemen gab es bei einem ein nicht löschbares Firmenprofil, ein anderes Gerät hatte eine Sperre. Testsieger wurde mit dem besten Zustand der Ware die Verkaufsplattform Back Market vor eBay Refur­bished. Beide sind aber selbst keine Händler, sondern Marktplätze. Mit Rebuy kam der erste Händler auf den dritten Platz. Nur die Note „ausreichend“ bekamen Buyzoxs und Refurbed.