Mobile Payment: Überlebenschance in der Nische

T-Mobile, O2 und Vodafone haben aufgegeben

Während also einer der großen, sehnsüchtig auf dem deutschen Markt erwarteter Player keine Anstalten macht, sein ­mobiles Bezahlsystem nach Deutschland zu bringen, haben sich andere Anbieter daran bereits die Zähne ausgebissen und streichen - zumindest  vorerst - die Segel. So hat Vodafone unlängst angekündigt, seine mobile Geldbörse "Vodafone Wallet" Ende Juni nach nur knapp eineinhalb Jahren wieder einzustellen. Grund ist allem Anschein nach auch hier die fehlende Nutzerakzeptanz. Daran änderte auch die Kooperation mit PayPal nichts, über die Nutzer ihr PayPal-Konto als Zahlungsquelle für die Vodafone Wallet verwenden konnten.
Und Vodafone steht mit diesem Schritt nicht allein da: Die Mobilfunk-Wettbewerber T-Mobile und Telefónica O2 haben ihre Wallets bereits vor rund zwei Jahren vom Markt genommen. Auch Unternehmen wie die Otto-Gruppe oder Daimler tun sich schwer mit dem mobilen ­Bezahlen: Seinen mobilen Bezahldienst Yapital hat Otto Anfang 2016 nach knapp fünf Jahren eingestellt, von Plänen der ­Otto-Tochter Sheego für Mobile Payment ist nichts mehr zu hören. Um "Mercedes Pay", ein mobiles Bezahlsystem, das der Autobauer nach der Übernahme des Payment-Anbieters Paycash Europe ­Anfang 2017 angekündigt hatte, ist es ebenfalls auffallend still geworden.

Lohnende Nischen und Durchhaltevermögen

Auf der anderen Seite fallen beim Blick auf den Mobile-Payment-Markt zwei Dinge ins Auge: Zum einen scheint es Nischen zu geben, in denen Nutzer durchaus gern das Smartphone zum Bezahlen zücken, zum anderen geben viele Player den Markt allen Unkenrufen zum Trotz noch nicht auf.
Eine solche Nische hat beispielsweise Starbucks besetzt. Die US-Kaffeekette hat eine App entwickelt, über die Kunden in den USA bereits seit 2011 ihre Getränke mobil bezahlen können. Seit 2014 ist der Service auch hierzulande verfügbar.

Starbucks Payment hängt die Großen ab

Für den US-Markt hat das Marktforschungsunternehmen Emarketer im Mai erneut beachtliche Zahlen vorgelegt. Bis zum Jahresende wird ein Viertel der über 14-jährigen Smartphone-Nutzer in den USA - das sind 55 Millionen Menschen - eine mobile Zahlung in einem Laden getätigt haben. 40 Prozent davon werden dafür die Starbucks-App verwenden. Bis Jahresende soll Starbucks den Analysten zufolge mehr als 23 Millionen Kunden haben, die im Laufe der vergangenen sechs Monate mobil im Starbucks-Laden bezahlt haben. 
Damit liegt die Bezahlfunktion von Starbucks Emarketer zufolge deutlich vor den anderen drei Top-Payment-Apps in den USA, nämlich Apple Pay, Google Pay und Samsung Pay. Hinter diesem Erfolg vermuten die Forscher vier Gründe: die frühe Einführung des Services, die loyale Kundenbasis, das ansprechende Prämienprogramm und die einfache Nutzung.
Um die Bezahlfunktion nutzen zu können, muss der Kunde die App installieren und ein Kundenkonto mit wenigstens ­einer hinterlegten Kreditkarte anlegen. Für den eigentlichen Bezahlvorgang muss er die App öffnen und die Karte auswählen. Dann erhält er einen Barcode in der App, der an der Kasse gescannt wird. Bekommt der Kunde Bonuspunkte, werden diese automatisch in der App gesammelt. Mobile Payment hat also durchaus eine Chance - wenn die wichtigsten Kriterien erfüllt sind: Nutzerfreundlichkeit, der vielbeschworene Mehrwert und die nötige Kundenbasis, für die das Leben dadurch fühlbar angenehmer wird. 




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