Mobile Payment: Überlebenschance in der Nische

Payback besetzt eine Nische in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es solch einen Nischenanbieter: Der Bonusprogramm-Anbieter Payback hat vor zwei Jahren über seine App ein Mobile Payment gestartet, das mittlerweile bei neun großen Händlerketten wie Alnatura, Real, Rewe, Penny, Thalia, dem Drogeriemarkt DM und ­Galeria Kaufhof einsetzbar ist. Damit ­akzeptieren derzeit rund 10.500 Filialen Payback Pay. Etwa sechs Millionen der insgesamt 30 Millionen Payback-Kunden nutzen die Payback-App aktiv, mehrere 100.000 davon auch die Bezahlfunktion. Ihre Zahl verdoppelt sich nach Angaben von Carolin Thomass, Director Mobile Payment bei Payback, alle zwölf Monate. Im Schnitt bezahlen die Nutzer 3,5 Mal im ­Monat über die App, also fast einmal pro Woche.
Unter dem Strich heißt das: Die Kunden, die die Bezahlfunktion verwenden, tun dies sehr regel­mäßig - und ihre Zahl wächst stetig, auch wenn hier noch großes Potenzial in der Payback-Gesamtkundschaft verborgen liegt. "Mobile Payment alleine löst keine Probleme", erklärt Thomass, "der Erfolg der Payback App und von Payback Pay basiert auf dem Servicebündel aus Punktesammeln, Coupons ­aktivieren und bezahlen." Und das funktioniert ähnlich wie bei Starbucks. Ist die App installiert und sind die Bankdaten für die Lastschrift hinterlegt, kann der Kunde über NFC oder QR-Code bezahlen.

Etliche Händler und Banken beackern den Markt weiter

Daneben gibt es eine breite Palette von Anbietern, die weiterhin an Mobile Payment glauben. So baut der Payment-Technologieanbieter Wirecard sein mobiles Bezahlsystem "Boon" stetig aus. In der Wallet können kontaktlose, also NFC-­fähige Kreditkarten hinterlegt werden, über die dann die Zahlungen via Handy abgewickelt werden. "Boon" ist unabhängig von Mobilfunkbetreibern, Handy­herstellern oder Händlern an allen Kassenterminals nutzbar, die kontaktlose Zahlungen ermöglichen. 
Die Supermarktketten Marktkauf, Edeka und Netto dagegen halten an eigenen, pro­prietären Bezahl-Apps fest. Diese sind aber immerhin untereinander kompatibel, bieten Zusatzfunktionen wie das Speichern ­digitaler Kassenzettel und werden weiter ausgebaut. Auch die Banken geben noch nicht auf. So hat etwa die Postbank im vergangenen Herbst eine Mobile App mit Payment-Funk­tion gestartet, und auch die Deutsche Bank hat seit April vergangenen Jahres eine ­mobile Bezahlfunktion.
Als großer Player ist auch PayPal in dem Markt aktiv. Neben einer Kooperation mit Shell, über die Autofahrer mit der "Smart Pay"-Funktion der Shell-App direkt an der Zapfsäule bezahlen können, hat der Payment-Riese Mitte Mai die Übernahme der US-Firma iZettle angekündigt. iZettle bietet in elf Ländern, darunter Deutschland, eine Plattform an, über die kleine Händler, mobile Zahlungen und Kartentransaktionen abwickeln können. Damit spricht PayPal nicht die Verbraucher an, sondern verschafft sich auf Händlerseite ein Standbein im stationären Umfeld - um dort mitzuverdienen, falls sich Mobile Payment doch durchsetzt.

Messenger wie Whatsapp könnten alles verändern

Momentan ist nicht abzusehen, wie sich das Geschäft mit dem Bezahlen via Smartphone weiter entwickeln wird. Möglicherweise überholen Technologien wie das ­Bezahlen über ein Messenger-System oder über Sprachsteuerung alle Bemühungen rund um NFC und kontaktlose Datenübertragung. Der chinesische Messaging-Dienst Wechat und sein Wettbewerber Alipay machen vor, wie es geht, und sind damit auch schon in Deutschland präsent.
Alipay beispielsweise ist über seinen Partner Wirecard bei mehr als 3.000 Einzelhändlern hierzulande akzeptiert - ­darunter Rossmann, Zwilling, The North Face und Timberland. Und falls Facebook seinen Messaging-Dienst Whatsapp weltweit mit einer Payment-Funktion ausstatten sollte, könnte dies den Markt nachhaltig  verändern - insbesondere weil Whatsapp eine so hohe Reichweite hat. Mehr als 80 Prozent der deutschen Web-Nutzer verwenden einer Erhebung des Bitkom zufolge Whatsapp, weltweit hat der Dienst 1,5 Milliarden Nutzer. In Indien jedenfalls testet Whatsapp seit Februar dieses Jahres das Bezahlen via Smartphone - möglicherweise die Keimzelle für eine neue Dimension im Mobile Payment.




Das könnte Sie auch interessieren