Von Geldsorgen zum Geldsegen?

Von Geldsorgen zum Geldsegen? (Teil 4)

Weit seltener angeboten wird ein weiteres alternatives Finanzierungsmodell, das der kurzfristigen Umsatzfinanzierung dient: der Forderungsverkauf, das Factoring. Bei der Vermittlung von Factoring arbeiten die Distributoren immer mit externen Partnern zusammen; oft ist das – wie bei Actebis Peacock und NT plus – Crefo-Factoring, ein Factoring-Institut für mittelständische Unternehmen, das zur Creditreform-Gruppe gehört.
Sinn und Zweck hierbei: Mit dem Verkauf von Forderungen erhält der Händler sofortige Liquidität, durch die er beispielsweise Verbindlichkeiten tilgen kann. „In der Regel werden beim Factoring die Rechnungen im Rahmen vergebener Debitorenlimite einen Tag nach Rechnungsstellung zu 80 bis 90 Prozent vorfinanziert“, so Thomas Michalzik, Vertriebsleiter des Factoring-Unternehmens BFS Finance aus Verl.
„Damit kann der Händler problemlos seine offenen Rechnungen begleichen und trägt nicht das Risiko von eventuellen Forderungsausfällen“, merkt Frank Breuer, Bereichsleiter Rechnungswesen und Controlling bei NT plus, an. Geeignet sei Factoring seiner Meinung nach vor allem für „Fachhändler, die besonders viele Geschäftskunden haben, die wiederum große Projekte bearbeiten“.
Denn: „In vielen Fällen werden Projekte erst nach Fertigstellungsgraden oder Bauabschnitten bezahlt.“ Laut Prokurist Stefan Koch komme Factoring bei Michael Telecom sehr selten vor – „wegen der Mindestumsatzgrößen der Fachhändler“. Und in der Tat: Der Jahresumsatz eines Unternehmens, das Factoring nutzen möchte, sollte laut Michalzik von BFS Finance bei mindestens 500.000 Euro liegen.
Daneben rückt auch der Ratenkauf – inbesondere als Form der Endkundenfinanzierung – mehr und mehr in den Fokus der Distributoren. Media Markt mit seiner Null-Prozent-Finanzierung hat es öffentlichkeitswirksam vorgemacht (Slogan: „Jetzt kann sich jeder alles leisten!“), und auch Telefónica O2 Germany hat mit dem Start des O2o-Tarifmodells sein Ratenkauf-Konzept My Handy vorgestellt. Distributoren wie Herweck, NT plus und Telepart ziehen nach: So startet Herweck bereits im August das Pilotprojekt „Handyfinanzierung“, an dem fünf Händler einen Monat lang teilnehmen und das voraussichtlich schon im September allen Partnern zur Verfügung stehen wird.
Dabei wählt der Kunde sein Wunsch-Handy aus und zahlt es in Raten, die auf 24 Monate verteilt sind, ab. Die Marge für den Händler berechnet sich aus der Differenz zwischen dem selbst festgelegten Verkaufs- und dem Einkaufspreis, abzüglich eines Finanzierungsbetrags, den die Bank für die Null-Prozent-Finanzierung in Form von Zinsen und Gebühren verlangt.
Daneben steht auch NT plus mit einer Null-Prozent-Finanzierung in den Startlöchern: Das Modell wird derzeit erarbeitet und kann vermutlich im zweiten Halbjahr angeboten werden. Ebenso feilt Telepart an einer Handyfinanzierung in Verbindung mit No-frills-Karten; im Herbst soll das Konzept, das den „Direktversand zum Kunden und die Provisionierung für den Fachhändler“ umfasst, fertig sein.
Ohne Moos nix los
Egal um welche Form der finanziellen Unterstützung es sich handelt, letztlich haben alle Maßnahmen das gleiche Ziel: die Liquidität des Händlers und damit auch die teilweise Finanzierung seiner Absätze sicherzustellen. Denn oft würden vorhandene Mittel durch Investitionen in langfristige Projekte gebunden und stünden für künftige beziehungsweise kurzfristig geplante Aufträge nicht mehr zur Verfügung, erklärt Sabine Kapun, Abteilungsleiterin Credit Services bei Tech Data. Ganz uneigennützig sind die Bestrebungen indes nicht: „Die Finanzierung der Waren für unsere Partner hat für uns einen vielschichtigen und wirtschaftlich bedeutenden Stellenwert. Sie dient uns sowohl als Kundenbindungs- als auch als Marketing- und Absatzsicherungsinstrument“, so Ralf Buchwald von Krebber Communication. Das Credo von Complus macht es deutlich: „We want to win the deal – so let us share the pain“