So kommen Unternehmen an Geld für die Digitalisierung

Kaum Transparenz

Allerdings ist auch in der freien Wirtschaft die Beantragung der Mittel sehr komplex. Förderkredite können in der Regel nicht direkt bei den Förderbanken beantragt werden. Vielmehr gilt meist das sogenannte Hausbankprinzip. "Die Hausbank des Unternehmens übernimmt die Prüfung des Kreditnehmers, beurteilt seine Pläne und entscheidet, ob sie einen Antrag beim jeweiligen Förderinstitut stellt", erklärt Jürgen Drinhaus, Förderkreditexperte bei der Hypo Vereinsbank. Wird der Kredit bewilligt, so werden die Fördermittel ebenfalls über die Hausbank an den Antragsteller aus­bezahlt.
"Das Hausbankprinzip hat für die Unternehmen den Vorteil, dass sich Bank und Firma in der Regel gut kennen und ein Vertrauensverhältnis besteht", so Drinhaus weiter. Der Bank falle es daher leichter, die Pläne richtig einzuschätzen.
Große Institute wie die Hypo Vereinsbank haben zudem Förderkreditspezialisten ausgebildet, die die regionalen Möglichkeiten kennen. Deshalb ist die Hausbank normalerweise der erste Ansprechpartner für Unternehmen, um sich über Fördertöpfe zu informieren. Es gibt darüber hinaus noch eine Reihe von freien Consultern, die sich auf die Beratung zu Fördermitteln spezialisiert haben.
Angesichts der vielen Möglichkeiten lohnt es sich also, bei einem Digitalisierungsvorhaben frühzeitig das Gespräch mit einem Experten für Fördermittel zu suchen. "Denn zusätzlich zu den Förderprogrammen, die explizit für Digitalisierungsprojekte aufgelegt wurden, gibt es weitere, die auch die Finanzierung digitaler Projekte erlauben", erklärt Jürgen Drinhaus von der Hypo Vereinsbank. Auch wenn ein Programm sich also nicht explizit die digitale Förderung auf die Fahnen geschrieben hat, so kann es doch für die Finanzierung dieser Projekte geeignet sein.
Auf der anderen Seite sind die Förderbedingungen in dem jeweiligen Programm genau festgelegt, deshalb sind viele Programme auch nur für bestimmte Vorhaben geeignet. Zudem dürfen die Fördermittel auch nur für das im Antrag genannte Projekt verwendet werden. Die Fördermittelgeber fordern in den meisten Fällen eine genaue Dokumentation der Aus­gaben. Wichtig ist darüber hinaus, Kauf- oder Werkverträge erst dann zu unterschreiben, wenn der Förderantrag gestellt ist. "Die meisten Förderprogramme möchten den Antrag vor Beginn eines Vorhabens sehen, sonst gibt es kein Geld", warnt Drinhaus.
In einigen Bereichen muss sogar ein Sachverständiger eingesetzt werden, der die geförderten Unternehmensprojekte prüft. Und ist ein Projekt abgeschlossen und das Fördergeld nicht vollständig aufgebraucht, so muss es in der Regel zurückgegeben werden.
Bei all dem Aufwand - lohnt es sich überhaupt, Projekte zur Digitalisierung mit Fördermitteln zu finanzieren? Der Förderkreditexperte Jürgen Drinhaus beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen "Ja".
"In der Regel ist eine Förderfinanzierung von bis zu 100 Prozent der förderfähigen Kosten möglich. Digitalisierungs­vorhaben können vollständig mit Förderkrediten finanziert werden", betont er. Es lohnt sich also, bei anstehenden Digitalisierungsprojekten frühzeitig einen Experten zu konsultieren.



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