Marktreport 02.07.2009, 15:22 Uhr

Die City Carrier rüsten auf

Regionale TK-Anbieter investieren zunehmend in den Glasfaseranschluss zum Endkunden
Bundesweit spielen sie kaum eine Rolle, doch in ihrer jeweiligen Heimatregion heizen sie den Wettbewerbern gehörig ein: Regionale Carrier haben sich in vielen Städten und Gemeinden mit Erfolg am Markt etabliert und bieten – je nach Firmenphilosophie – sowohl Privat- als auch Geschäftskunden vielfältige Produkte und Dienstleistungen rund um Telefon und Internet an.
Mancherorts haben die lokalen Telefongesellschaften sogar einen höheren Marktanteil als die Deutsche Telekom. Insbesondere die Nähe zu ihren Kunden ist es, die die regionalen Anbieter in die Lage versetzt, mit der bundesweit agierenden Konkurrenz mitzuhalten. „Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis setzt der Kunde voraus. Punkten können wir mit Service und Kundennähe“, sagt Stefan Bayard, Leiter Vertrieb Privatkunden bei dem Kölner Stadtnetzbetreiber NetCologne.
Eigene TAL via Glasfaser
Lokale Marktkenntnisse und regionale Nähe allein könnten als Differenzierungsmerkmal jedoch schon bald nicht mehr ausreichen. Ein wesentlicher Aspekt, der zukünftig über Erfolg oder Misserfolg entscheiden wird, steckt in der Infrastruktur. Daher investieren immer mehr Betreiber in den Ausbau hochleistungsfähiger Glasfasernetze, um sich Schritt für Schritt von der Anmietung der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) zu lösen.
Hans Konle, Vorsitzender der Geschäftsführung des bayerischen Anbieters M-net, führt aus: „Wir stehen an der Stufe zu einem neuen TK-Zeitalter. Mittelfristig haben echte und langfristig angelegte infrastrukturbasierte Geschäftsmodelle die größten Erfolgsaussichten. Der Ausbau ermöglicht erstmalig eine völlige Emanzipation gegenüber dem ehemaligen Monopolisten in Deutschland.“ Mehrere 100 Millionen Euro will allein M-net in den nächsten Jahren in den Aufbau glasfaserbasierter Breitbandnetze investieren.
Doch auch andere Citynetz-Betreiber wie EWE Tel, Heli Net oder NetCologne stehen dem nicht nach. Mit den Konzepten FTTH (Fibre to the Home) und FTTB (Fibre to the Building) schaffen sich die Anbieter vollkommene Unabhängigkeit von der Deutschen Telekom und ermöglichen den Kunden hohe Bandbreiten zwischen 100 MBit/s (FTTB) und 1 GBit/s (FTTH).

Marktreport: Die City Carrier rüsten auf (Teil 2)

Telekom: Konkurrent und Verbündeter im Wettbewerb
Für die Telekom bedeutet der Glasfaserausbau der regionalen Carrier bis hin zum Endkunden eine Verschärfung des Wettbewerbs im Bereich der Teilnehmeranschlussleitung. Ironischerweise hat jedoch gerade die Rivalität um die Letzte Meile den Ex-Monopolisten und die City-Netzbetreiber enger zusammengeschweißt: Als Verbündete ziehen diese nun an einem Strang, wenn es um die Festlegung der – möglichst hohen – Durchleitungsentgelte für die TAL geht.
Während die Stadtnetzbetreiber erst massiv in den Aufbau eines TAL-Netzes investieren müssen, verfügen die in Deutschland ebenfalls regional aufgestellten Kabelnetzanbieter bereits über eine Infrastruktur bis hin zum Endkunden. Mit den vorhandenen Leitungen sehen sich die TV-Anbieter auch ohne Glasfaser hervorragend aufgestellt. Dennoch hat etwa Kabel BW bereits mit konkreten Planungen begonnen, Neubaugebiete zukünftig ebenfalls mit dem Lichtwellenleiter anzuschließen. „Damit sind wir dann noch zukunftssicherer“, sagt Melanie Degueldre, Unternehmenssprecherin bei Kabel BW.
Ob Kabelnetzbetreiber oder City Carrier: Bei den meisten Anbietern spielt der ITK-Fachhandel eine gewichtige Rolle im Vertrieb. „Das ist unser stärkster Vertriebskanal und maßgeblich für unser Wachstum in den letzten Jahren verantwortlich. Daher setzen wir auch in Zukunft auf diesen Vertriebsweg, der wie kein anderer die komplexe TK-Technik vermitteln kann“, erklärt Degueldre.



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