Quartalszahlen 07.12.2021, 09:00 Uhr

Alphabet: Google-Geschäft läuft rund

Mit beachtlichen Zahlen für das abgelaufene Quartal hat sich der für seine Tochter Google bekannte Internet-Konzern Alphabet gemeldet. Allerdings bleibt die Cloud-Sparte noch hinter den Erwartungen zurück.
(Quelle: Shutterstock/IgorGolovniov)
Im Oktober hat Google Deutschland seinen 20. Geburtstag gefeiert. Was am 10. Oktober 2001 in einem Mietbüro mit zwei Schreibtischen und dem Vertrieb von Anzeigen begann, entwickelte sich in den Jahren darauf zu einem der lukrativsten Märkte für den Alphabet-Konzern. Mittlerweile zählt das Unternehmen allein an den vier deutschen Standorten Hamburg, Berlin, München und Frankfurt mehr als 2.500 Mitarbeiter.
Welchen Wert Deutschland für Konzernchef Sundar Pichai hat, zeigt auch seine jüngste Ankündigung: Bis zum Jahr 2030 will er gut eine Milliarde Euro hierzulande investieren. Mit dem Geld baut Google auch seine Cloud-Region Frankfurt/Main mit einem neuen Rechenzentrum in Hanau aus. Das Unternehmen reagiert damit auf eine wachsende Nachfrage. So konnten der Versandhändler Otto, die Lufthansa und die Deutsche Bank als Cloud-Kunden gewonnen werden.

"Sehr hohe Nachfrage von Unternehmenskunden"

Im Großraum Berlin wird sogar eine ganz neue Cloud-Region eingerichtet. Denn auch dort gebe es eine "sehr hohe Nachfrage von Unternehmenskunden", sagte Googles Zentraleuropa-Chef Philipp Justus Ende August. Mit den verschiedenen Cloud-Regionen reduzieren sich beispielsweise Datenlaufzeiten (Latenz) im Vergleich zu einer transatlantischen Datenverbindung erheblich. Für die Kunden gibt es aber auch rechtliche und regulatorische Gründe, besser auf Cloud-Rechnern mit Standort Deutschland zu arbeiten, statt Anlagen in den USA zu verwenden.
Der Hintergedanke: Der lukrative deutsche Markt soll nicht den Marktführern Amazon (AWS) und Microsoft überlassen werden. Alle drei US-Unternehmen konkurrieren um Ausschreibungen von öffentlichen Einrichtungen in Europa. Zuletzt kündigte Google an, mit T-Systems von der Deutschen Telekom eine "souveräne Cloud" in Deutschland aufbauen zu wollen. Bei dem neuen Angebot, das ab Mitte 2022 zur Verfügung stehen soll, betreibt T-Systems eine spezielle Version der Google Cloud, in der die Daten Ende-zu-Ende verschlüsselt werden sollen.

Verlust im Cloud-Geschäft

Jedoch läuft das Cloud-Geschäft von Google nach wie vor nicht rund. Zwar konnte Alphabet im dritten Quartal den Spartenumsatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um gut 44 Prozent auf knapp 5 Milliarden US-Dollar steigern. Allerdings schreibt der Konzern in dem Segment mit 644 Millionen Euro weiter einen operativen Verlust.
Das Zugpferd bleibt Googles Werbegeschäft, das mit rund 53 Milliarden Dollar wie gewohnt den Löwenanteil des Gesamtumsatzes von 65 Milliarden Dollar beisteuerte. Den operativen Gewinn des dritten Quartals trieb der Konzern um fast 90 Prozent auf 21 Milliarden Dollar hoch.
Auch wenn die an der Börse handelbaren A- und C-Aktien von Alphabet nach dem Rekordhoch Mitte November etwas gefallen sind. Die Anteilsscheine des Internetkonzerns kennen tendenziell nur den Weg nach oben. Seit Jahresbeginn haben die Kurse der Aktien - sowohl die sogenannten A- als auch die C-Anteile - um mehr als 60 Prozent zugelegt. Damit zählen beide Titel zu den größten Gewinnern im Nasdaq 100, dem weltweit wichtigsten Index für Technologieaktien.

Anleger, die Alphabet-A-Papiere seit zwei Jahren halten, können sich über ein Plus von rund 120 Prozent freuen. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist der Kurs sogar um mehr als 270 Prozent gestiegen. Dabei ging es für Alphabet nach einem nur kurz andauernden Corona-Knick im Frühjahr 2020 in den Folgemonaten steil bergauf. Allerdings befinden sich auch die Anteile zahlreicher anderer US-Techwerte seit Monaten im Höhenflug. Nahezu identisch entwickelten sich in der Zeit die Alphabet-C-Papiere.

A- und C-Aktien unterscheiden sich darin, dass C-Scheine kein Stimmrecht haben. Da die Google-Gründer über die von ihnen gehaltenen B-Aktien, die nicht börsennotiert sind und mit zehnfachem Stimmrecht ausgestattet sind, den Konzern ohnehin kontrollieren, spielt der Unterschied zwischen den beiden anderen Gattungen aber kaum eine Rolle.
Der Kursanstieg auf das Rekordhoch von Kursen über der 3.000-Dollar-Marke brachte Alphabet bei der Börsenbewertung schon mal an die Schwelle der Zwei-Billionen-Dollar-Bewertung. Aktuell ist die Google-Mutter knapp 1,9 Billionen Dollar wert und liegt damit vor Amazon (1,7 Billionen), aber deutlich hinter Apple (2,6 Billionen Dollar) und Microsoft (2,4 Billionen).

Das Mitte der neunziger Jahre gegründete Unternehmen wurde 2004 - damals noch unter dem Namen Google - an die Börse gebracht. Seit dem zog der Kurs um mehr als 6.000 Prozent an. Die beiden Unternehmensgründer Sergey Brin und Larry Page zählen wegen des rasanten Kursanstiegs inzwischen zu den reichsten Menschen der Welt. Die Nachrichtenagentur Bloomberg taxiert das Vermögen der beiden auf jeweils etwas mehr als 120 Milliarden Dollar.

Analysten weiter optimistisch

Insgesamt zeichnen die Experten ein durchaus positives Bild der Google-Muttergesellschaft: Diese sei in einer fast unübertroffenen Position, wenn es um Investitionen in einige der weltweit größten und wichtigsten sogenannten vertikalen Märkte gehe, schrieb zuletzt RBC-Analyst Brad Erickson. Damit sind etwa Märkte wie Breitbandnetze, Verkehr, Stadtplanung oder die öffentliche Gesundheit und die Gesundheitsversorgung gemeint.

Eric Sheridan von der US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet damit, dass die langjährigen Anstrengungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen weiterhin Skaleneffekte erzielen sollten. Daraus könnten sich Produkte und Dienstleistungen für die fortschreitende Digitalisierung in der Wirtschaft entwickeln, schrieb Sheridan kürzlich.




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