Karaoke-Abend, Polit-Talk oder Zuckerbäckerei 07.08.2012, 11:30 Uhr

Shop-Konzepte mit dem gewissen Etwas

Mitunter beschreiten Händler und ­Netzbetreiber ungewöhnliche Wege, um für mehr Frequenz am PoS sorgen und neue Zielgruppen anzusprechen. Telecom Handel stellt drei ausgefallene Ideen vor.
Verkaufen ist nicht gleich Verkaufen“, davon ist Agathe „Aggy“ Leitterstorf überzeugt. In ihren Handy-Läden im Hunsrück hat sie diese Erkenntnis auf ganz eigene Art und Weise umgesetzt – und außergewöhnliche Shop-Konzepte dafür entwickelt.
Im „Teleshop“ in der Kastellauner Fußgängerzone finden nicht nur ein Telekom Partnershop, sondern auch eine „Business-Lounge“ ihren Platz. Tagsüber können die Kunden hier Kaffee trinken, abends verwandelt sich das Ladengeschäft – Gastro-Lizenz sei Dank – in eine Party-Area: „Wir veranstalten schon seit fast zwei Jahren jeden letzten Freitag im Monat einen Karao­ke-Abend. Es kommen immer 50 bis 80 Kunden. Manchmal machen wir sogar unsere großen Schiebetüren auf. Dann geht die Party bis auf die Straße“, berichtet die Unternehmerin.
Mittlerweile sei es nicht mehr nötig, Einladungen zu verschicken, denn die Karaoke-Abende hätten sich zu einem festen Bestandteil des Kastellauner Veranstaltungskalenders entwickelt. Auch dass in ihrer zweiten Filiale in Simmern eine Küche im Mittelpunkt der Verkaufsfläche steht – und dass immer mittwochs und freitags eine ältere Dame aus dem Kundenstamm dort öffentlich kocht oder bäckt, hat sich längst herumgesprochen. „Dann kommen die Leute und schauen zu und lassen sich nebenbei beraten“, freut sich Leitterstorf.

Frische Ideen für neue Zielgruppen

Wie wichtig es ist, neue Wege zu gehen – gerade um weitere Kundenkreise zu erschließen –, hat auch die erkannt: In den beiden 4010-Shops in Köln und Berlin wird ein Community-Store-Konzept umgesetzt, das ganz auf die junge Zielgruppe zugeschnitten ist.
Beide Läden liegen in angesagten Szene-Vierteln, das Design ist bunt und trendig. Zwar finden sich auch hier Elemente des klassischen TK-Fachhandels wie Vorführgeräte oder Poster. Diese werden jedoch völlig anders inszeniert: „Wir haben einfach mehr Freiraum und können viele eigene Ideen einbringen“, sagt Eva Scholten, die den 4010-Shop in der Kölner Ehrenstraße leitet.
Individuelle Gestaltung wird großgeschrieben, von der Dekoration über die Musikauswahl bis hin zur Angebotspräsenta­tion. Auch der Shop im Ganzen kann immer wieder umgestaltet werden, so bietet beispielsweise eine „Gallery Wall“ lokalen Street-Art-Künstlern eine Präsentationsfläche. Im Umgang mit der Kundschaft legen Scholten und ihr Team Wert auf guten­ ­Service und eine persönliche Atmosphäre: „Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten, die den Unterschied machen“, berichtet die Shop-Leiterin weiter.
So zum Beispiel die Tasse Tee oder das kühle Getränk, die allen Kunden zu Beginn eines Beratungsgesprächs angeboten werden. Abends jedoch werden Testgeräte und Verkaufsmaterialien weggepackt. Dafür trifft sich nun bei iPhone-Sessions und Autorenlesungen die lokale Community in den 4010-Shops.

Prominenz im Base_camp

Den Handy-Shop zu einem Szene-Treff zu machen ist auch ein Ziel des _camps: „Wir bieten in Berlin-Mitte einen Ort, an dem man Digitales spüren und fühlen kann“, berichtet Sachar Kriwoj, einer der Organisatoren des im April dieses Jahres eröffneten Concept Store. Das gesamte Konzept ist darauf ausgelegt, einer digitalen ­Lebensweise Ausdruck zu verleihen, und ist außerdem stark an das lokale Umfeld im Berliner Regierungsviertel angepasst.
Von außen unterscheidet sich das Base_camp deutlich von anderen Mobilfunk-Shops. Auf den ersten Blick fallen das stylische Design und das Raumkonzept auf: Neben einem Mocador-Café präsentiert sich eine Veranstaltungsfläche mit TV-Studio, Verkaufselemente stehen nicht im Vordergrund.
„Unser Ziel ist nicht wie bei einem anderen Mobilfunk-­Laden der Abverkauf. Wir wollen über die Möglichkeiten digitaler Kommunikation informieren“, sagt Kriwoj. Laufkundschaft komme meist wegen der Gastronomie ins Base_camp, auch biete es sich als „Büro“ für Blogger an, denn WLAN sei kostenlos. Weiterhin treffen sich hier die Angestellten aus den umliegenden Büros. Auf der Event-Fläche, die auch Dritten kostenlos zur Verfügung steht, finden regelmäßig Veranstaltungen wie Talkrunden mit Politikern oder Bloggern statt, die sich immer um digitale Themen drehen.
Auch Aggy Leitterstorf, die sich als „Lokal­matadorin“ sieht, nutzt die örtlichen Gegebenheiten: „Mundpropaganda ist für uns ein guter Werbeträger. Wir sind hier in einem sehr ländlich strukturierten Bereich, wo man über die Buschtrommel informiert wird“, sagt sie. Wenn eine Aktion in ihrer „Küche“ oder der „Business-Lounge“ ansteht, so verbreite sich die Nachricht in kürzester Zeit. Genau diese „familiären Strukturen“ im regionalen Umfeld zählen, denn: „Ein Netzwerk kann man in einem kleinen Radius einfach besser und effektiver aufbauen.“




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