Marktreport Smart Home 28.08.2012, 10:24 Uhr

Angekommen im Hier und Heute

Der Einstieg in das Thema Smart Home ist einfacher denn je. Die Vernetzung ermöglicht dem Telekommunikations-Fachhandel gute Geschäfte.
Fragen Sie doch einmal Ihre Kunden, was sie mit dem Begriff Smart Home verbinden. Viele werden wahrscheinlich das Bild eines komplett fernbedienbaren Hightech-Hauses mit automatisch schließenden Fenstern, Multiroom-Soundsystem, Touchscreens an jeder Ecke und komplett autarker Energieversorgung zeichnen, wie es sich Bill Gates vor etlichen Jahren an den Lake Washington gestellt hat.
Fragen Sie als Nächstes, was so ein Haus wohl kosten würde. Auf den tatsächlichen Preis, im Falle des Microsoft-Gründers die stolze Summe von 100 Millionen US-Dollar, wird wohl niemand auf Anhieb kommen, in einem werden sich Ihre Kunden jedoch einig sein – es ist teuer.
Zuletzt fragen Sie den Kunden, ob er ein iPhone, einen einigermaßen aktuellen WLAN-Router und einen Internet-Fernseher besitzt. Kann er alle drei Fragen mit „ja“ beantworten, dann beglückwünschen Sie ihn zu seinem Smart Home. Denn mit diesen wenigen Komponenten ist man heute schon bestens für den Einstieg in ein vernetztes Zuhause gerüstet. Als zentrale Schaltstelle fungiert der WLAN-Router, der inzwischen immer mehr Endge­räte nicht nur mit einem Internetzugang versorgt, sondern diese auch untereinander verbindet.
Und das ist sogar trotz vieler proprietärer Ansätze der einzelnen Hersteller möglich. So erkennt der Internet-Fernseher von Sony beispielsweise die an die FritzBox angeschlossene Terabyte-Platte von Buffalo, und das iPhone streamt die aktuelle Lieblings-Playlist direkt auf die Multiroom-Anlage von Sonos.
Allein aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Geräte mit einer eigenen IP-Adresse ausgestattet sind, ist das Thema Smart Home längst keine Zukunftsmusik mehr. Nicht zuletzt auch durch das Unternehmen Apple, das mit MacBook, Apple TV, iPhone,­ iPad sowie über AirPlay anschließbare Soundsysteme eine komplett geschlossene IT- und TK-Welt bietet, gelangt das Thema auch immer mehr in die Köpfe der Verbraucher. Der Gedanke eines vernetzten Zuhauses verliert so nach und nach den Nimbus einer unbezahlbaren Lösung, die kompliziert zu installieren ist und für die sich eigentlich nur echte Technikfreaks begeistern können.

Keine Zukunftsmusik mehr

Und eben weil das Thema langsam, aber sicher in den Massenmarkt kommt, sollte sich jeder Händler die Frage stellen, ob er an dieser Entwicklung teilhaben will. Denn nie war es einfacher, in die Welt des vernetzten Wohnens einzutauchen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man TK-, IT- oder UE-Händler ist, in jedem dieser Bereiche gibt es genügend Produkte und Lösungen, die man dem Kunden verkaufen kann.
Allerdings sollte man die Bereitschaft mitbringen, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und sich mit den anderen Segmenten zu befassen. Für den klassischen UE-Händler bedeutet das beispielsweise, dass er sich auch mit dem Thema ­Tablet und Smartphone auseinandersetzen muss, wenn er die ganzen Fähigkeiten eines Internet-Fernsehers demonstrieren will. Und ein TK-Händler sollte sich über die Funktionsweise eines Multiroom-Systems informieren, wenn er dem Kunden erklären möchte, wie der seine Musik vom Smartphone auf die Stereoanlage bekommt. „Das Wichtigste ist es, die neuen Produkte und Dienste im eigenen Laden zu verwenden“, erklärt Günther Ohland, Vorsitzender der SmartHome Initiative Deutschland. „Kunden wollen neue Dinge erleben und nicht in der Vitrine anschauen.“
Denselben Rat gibt auch Theo Ubbens, Geschäftsführer von InfoTip und Mitbegründer des Fachhandelskonzepts PluralMedia, mit dem sich Händler zu Smart-Home-Beratern ausbilden lassen können. „Ein Internet-Fernseher, ein Smartphone mit bestimmten Apps, ein NAS-Laufwerk und ein Router gehören eigentlich zur Mindestausstattung“, so Ubbens.

Heimvernetzung vs. Heimautomation

Abgesehen von den Möglichkeiten der Heim­vernetzung im Bereich der Unterhal­tungselektronik und der Telekommunika­tion umfasst das Thema Smart Home aber auch die sogenannte Heimautomation. Dazu zählen zum Beispiel die eingangs erwähnte Steuerung der Rollläden bei zu starkem Sonneneinfall oder die intelligente An­wesen­heitssimulation mittels Licht und Ton als Einbruchprävention. Das Auto lässt sich mittlerweile ebenfalls ins Smart Home integrieren (siehe rechts), und auch vor Küche und Bad macht die Vernetzung nicht halt.
Während die oben aufgeführten Lösungen im Bereich Home Entertainment allesamt relativ leicht zu implementieren sind und keine besonderen handwerklichen­ Kenntnisse erfordern, ist bei der Heimautomation fast immer ein tiefgehender Eingriff in die Architektur des Gebäudes nötig. Wer sich also an diesen Bereich des Smart Home wagt, muss zwangsläufig über entsprechende Kenntnisse verfügen oder sich mit einem lokalen Elektroinstallateur zusammentun. So können beide Seiten nicht nur neue Kundengruppen erschließen, sondern auch Projekte annehmen, die sie einzeln nicht stemmen könnten.
Aufgrund der zunehmenden Vernetzung vieler UE-Geräte ist das Smart Home mittlerweile für jeden Kunden ohne großen Aufwand und ohne ausufernde Kosten realisierbar. Und der Handel kann dadurch beim Verkauf vieler Produkte aus seinem Sortiment einen zusätzlichen Nutzen ins Feld führen und auch weitere kompatible Komponenten anbieten.




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