Bluetooth vs WLAN 08.02.2015, 10:49 Uhr

Musik-Streaming von Smartphone und Tablet

Musik ist nicht gleich Musik, gerade beim Streamen vom Smartphone. Telecom Handel zeigt die wichtigsten Formate und Standards und erklärt, welche Lösung für welchen Kunden am besten geeignet ist.
Als Anfang der 1980er-Jahre die Compact Disc auf den Markt kam, hatte die kleine Silberscheibe ein schweres Erbe anzutreten. Über Jahrzehnte hatte sich die Langspielplatte als Medium für Musik etabliert und konnte auch durch die Compact Cassette­ nicht vom Thron gestoßen werden. Und auch die CD hatte zunächst einen schweren Stand. Zu wenig warm sei der Klang, zu steril das Hörerlebnis im Vergleich zur LP.
Und so dauerte es auch bis zum Jahr 1989, bis erstmals mehr CDs als LPs verkauft wurden. Inzwischen ist die CD selbst ein Auslaufmodell, heute lädt man Musik als MP3 oder AAC (Advanced Audio Coding) auf sein Smartphone oder den Rechner, das Cover gibt’s als Bilddatei, das Booklet als PDF. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man hat die Lieblingsstücke seiner Musiksammlung immer zur Verfügung – einen ausreichend großen Speicher im iPod oder Smartphone vorausgesetzt. Außerdem kann man die Songs ohne Weiteres auch drahtlos auf die heimische Stereoanlage im Wohnzimmer, die Docking-Station im Schlafzimmer oder auf die Autolautsprecher streamen.
Das funktioniert wahlweise via Bluetooth, mit Apples Airplay oder über andere Übertragungstechnologien auf WLAN-Basis. Allerdings sind nicht alle Lösungen gleichermaßen für alle Anwender geeignet; sie unterscheiden sich vor allem in der Qualität der Musikübertragung, aber auch bei der Einrichtung gibt es Unterschiede.

Bluetooth mit Schwächen

Bluetooth ist sicher für viele die naheliegendste Methode, um Musik innerhalb eines Raumes vom Smartphone auf einen Lautsprecher zu schicken. Jedes Smartphone­ hat den Kurzstreckenfunk an Bord, und selbst günstige Docking-Stationen können ohne aufwendige Einrichtung eines eigenen Netzwerks Songs über das ­Bluetooth-Protokoll A2DP empfangen.
Adapter für die Stereoanlage gibt es von unzähligen Anbietern, diese werden einfach am Audioeingang der Anlage angesteckt und mit einer Steckdose mit Strom versorgt. Das Audio­signal vom Smartphone wird dann vom Adapter direkt auf das HiFi-System übertragen.
Doch so einfach die Bluetooth-Technologie im täglichen Gebrauch ist, es gibt auch zwei gravierende Nachteile, die vor dem Kauf einer entsprechenden Lösung bedacht werden sollten. An erster Stelle ist die relativ geringe Reichweite von nur wenigen Metern zu nennen – wer mit dem ­Smartphone die Stereoanlage im anderen Zimmer mit Musik versorgen will, sieht sich oft mit Aussetzern bei der Wiedergabe oder kompletten Verbindungsabbrüchen konfrontiert. Selbst innerhalb eines Raumes können diese Pro­bleme auftreten, je nach Güte der Bluetooth-Komponenten.
Als weiterer Malus ist die deutliche Verschlechterung der Tonqualität gegenüber anderen drahtlosen Technologien und natürlich auch im Vergleich zur Anbindung über Kabel festzustellen. Grundsätzlich muss sich jeder Benutzer darüber im Klaren sein, dass das ausgegebene Signal nur so gut sein kann wie das Ausgangsmaterial (siehe Info-Kasten). Doch auch wer seine Lieder als MP3 mit einer hohen Bitrate von 320 KBit/s auf dem Smartphone gespeichert hat, bekommt aus dem via Bluetooth angeschlossenen Ausgabegerät nur etwa den Qualitätsstandard von UKW-Radio.
Dies liegt jedoch nicht, wie man vermuten könnte, an der maximal möglichen Daten­rate, denn schon seit dem Standard 2.0 sind mit Bluetooth Geschwindigkeiten von bis zu 2,1 MBit/s möglich – mehr als ausreichend für HiFi-Sound. Der Grund ist vielmehr, dass die wenigsten Geräte tatsächlich MP3-Files oder andere Formate direkt übertragen, die Lieder werden stattdessen zuvor Bluetooth-kompatibel gemacht. Der vorgeschriebene Mindeststandard lautet SBC, dieser ist im Gegensatz zu apt-X und AAC kostenfrei. Deshalb beschränken sich die allermeisten Hersteller darauf, nur diesen in ihren Geräten zu verwenden. Durch die erneute Umkodierung leidet die Klangqualität allerdings deutlich, weshalb audiophile Nutzer eher auf Airplay oder andere Technologien mit WLAN setzen.
„Bluetooth ist nur begrenzt tauglich, ­WiFi ist eine gute Lösung, um innerhalb eines Hausnetzwerks Medien zu streamen oder Audiogeräte im Netzwerk zu bedienen“, sagt auch Heiko Panzer, Produkt- und Marketing-Manager beim Sound-Spezialisten Marantz & Boston Acoustics. hinzu kommt, dass Apple den HiFi-Standard apt-X nicht unterstützt - nicht einmal bei seinen 2014 (!) vorgestellten iPhone-Modellen.

Bessere Qualität via WLAN

Ebenso wie bei Bluetooth gibt es auch hier Adapter zum Anstecken an die Stereoanlage, dabei sind etwas teurere Geräte von Markenherstellern zu bevorzugen, damit die Klangqualität nicht durch minderwertige Kontakte wieder zunichte gemacht wird. Der Nachteil gegenüber den Bluetooth-Adaptern besteht darin, dass die WLAN-Lösungen erst im Netzwerk angemeldet werden müssen, die Einrichtung kann mitunter etwas umständlich sein.
Das bleibt auch den Nutzern der Airplay-Technologie von ­Apple nicht erspart. Diese kann seit Juni 2010 auch von anderen Herstellern lizenziert und in Geräte verbaut werden, sodass man beispielsweise von einem iPhone direkt auf eine Docking-Station wie den Zeppelin Air vom Hersteller Bowers & Wilkins streamen kann. Airplay ermöglicht dabei auch die gleichzeitige Beschallung von mehreren Räumen via Mac oder PC, was bei Bluetooth nicht möglich ist. Außerdem kann über diesen Übertragungsstandard auch das Apple-Lossless-Format genutzt werden.
Wer kein Apple-Gerät sein Eigen nennt, kann seine Musiksammlung auch via ­DLNA auf entsprechend zertifizierte Geräte ­schicken. Alle großen Handy-Schmieden sind der Digital Living Network Alliance mittlerweile beigetreten, und auch viele CE-Hersteller implementieren den Standard in ihren Geräten. Ebenfalls über WLAN arbeiten proprietäre Lösungen, eine der bekanntesten dürfte die des Herstellers Sonos sein. Aber auch kleinere Hersteller wie die Teufel-Tochter Raumfeld sind seit Jahren mit hochwertigen WLAN-Speakern am Markt, einen Test des kompakten Raumfeld One S finden Sie hier. In der selben Liga spielt auch der Hersteller Bluesound, der unter anderem mit dem Node eine Lösung für HiFi-Fetischisten im Programm hat.

HiFi im Kompaktformat

Egal, für welche Form der Musikübertragung man sich letztlich entscheidet, ein ­wesentlicher Faktor ist die Hardware am anderen Ende. Telecom Handel hat drei ­Docking-Stationen dazu einem Test unterzogen: den schon seit längerem erhältlichen Zeppelin Air von Bowers & Wilkins für 599 Euro, von JBL das neue OnBeat Venue LT für 229 Euro sowie das Sound Stack ­SFQ-03 von Soundfreaq für 299 Euro. Alle drei Geräte sind von den Herstellern klar auf ­Apple getrimmt und verfügen über ein Dock zum direkten Anschließen und Laden von iPhone, iPod und iPad. Dabei hat aber nur das kürzlich vorgestellte JBL den neuen Lightning-Connector. Andere Geräte müssen via Kabel angeschlossen werden oder per Funk.
Beim Zeppelin funktioniert das ausschließlich über Airplay, die Klangqualität ist deshalb über jeden Zweifel erhaben, auch große Räume lassen sich mit dem Gerät ohne Probleme beschallen. Allerdings ist die erste Inbetriebnahme nicht unbedingt einfach. Wer beispielsweise in seinem WLAN-Passwort Sonderzeichen verwendet, muss dieses erst Zeppelin-kompatibel machen, sonst bleibt der Lautsprecher stumm. Ist das Gerät aber erst einmal im Netzwerk, dann hat der Nutzer ein HiFi-System, das sich nicht nur sehr einfach bedienen lässt, klanglich stellt es so manche Stereoanlage in den Schatten.
Wem die eigenwillige Form des Zeppelin nicht zusagt oder wer auf Airplay verzichten kann, bekommt mit dem Sound Stack ein System im kubischen Design. Der Klang ist auch bei Bluetooth-Übertragung sehr gut, denn im Gegensatz zu vielen anderen Docking-Stationen unterstützt das Gerät auch das Streaming von AAC-Dateien. Vor allem die Basswiedergabe ist sehr gut, allerdings sollte man zusätzliche Equalizer-Einstellungen am Smartphone deaktivieren.
Der günstigste Vertreter im Test ist zugleich auch der mit den kleinsten Abmessungen, was aber dem Sound des OnBeat keinen Abbruch tut – sofern man nicht den Bass-Knopf am Gerät betätigt. Dann klingt der JBL-Lautsprecher etwas bemüht und man merkt das fehlende Volumen. Den Bass-Booster wird man aber ohnehin nur einmal ausprobieren, denn der normale Modus zeichnet ein gutes, unverfälschtes Klangbild, und dank AAC-Streaming dürften auch kritische Ohren zufrieden sein.

Eine Frage des Formats

Wie schon bei der Einführung der CD scheiden sich an den digitalen Formaten die Geister. Echte HiFi-Fans verweigern sich den gängigen Standards wie MP3 oder dem bei iTunes gebräuchlichen AAC, da diese ein „verlustbehaftetes Kompressionsverfahren“ darstellen. Musikdateien, beispielsweise von einer CD, können durch das Entfernen von Frequenzen, die für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbar sind, stark komprimiert werden, was das Speichern vieler Dateien vor allem auf portablen Geräten ermöglicht.
Entscheidend ist neben der Bit­rate, also der Datenmenge, die pro Se­kunde fließt, auch der Komprimierungsstandard. Während MP3-Daten erst ab 256 KBit/s eine wirklich gute Qualität liefern, kann derselbe Standard bei AAC schon mit 192 KBit/s erreicht werden. Zum Vergleich: Bei einer Compact Disc beträgt die Datenrate 1,4 MBit/s.
Wer seinen Ohren nur unverfälschte Musik gönnen möchte, muss aber trotzdem nicht unbedingt bis zu 700 MB Speicherplatz pro CD im WAV-Format auf seinem Smartphone oder der heimischen Festplatte bereithalten. ALAC (Apple Lossless Audio Codec) und FLAC (Free Lossless Audio Codec) sind zwei der am weitesten verbreiteten Methoden, mit denen man Songs auf bis zu 60 Prozent ihrer ursprünglichen Größe schrumpfen kann, ohne Einbußen bei der Klangqualität hinnehmen zu müssen.
FLAC wird von Android-Geräten mit der Betriebssystemversion 3.1 oder höher unterstützt, bei Apple sind alle portablen Geräte sowie Apple TV ALAC-kompatibel. 




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