Studie 01.04.2021, 14:14 Uhr

Investitionen in Digitalisierung steigen trotz Pandemie

Unternehmen haben erkannt, dass Digitalisierung die Prozesse beschleunigen kann – wie eine ­Bitkom-Studie zeigt.
(Quelle: PopTika/Shutterstock)
Sechs von zehn Industrieunternehmen (63 Prozent) geben an, dass ihnen ­digitale Technologien helfen, die Corona-­Pandemie zu bewältigen. Und drei Viertel (77 Prozent) haben festgestellt, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodell bereits ­digitalisiert ist, besser durch die Krise ­kommen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie zur Digitalisierung der deutschen Industrie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 551 Industrieunternehmen ab 100 Beschäftigten im Februar und März 2021 befragt wurden.
Die Industrie hat bereits auf die Corona-Krise reagiert: 81 Prozent der Unternehmen passen bestehende und 49 Prozent bieten neue Produkte und Dienstleistungen an, 29 Prozent nehmen bestimmte Angebote vom Markt. In vier von zehn Industrieunternehmen (42 Prozent) hat sich das Geschäftsmodell durch die Corona-Krise verändert. Tatsächlich könnte die Corona-Pandemie in den kommenden Monaten für einen anhaltenden Digitalisierungsschub in den Fabriken sorgen. 61 Prozent der Unternehmen wollen als Corona-Folge langfristig die Digitalisierung vorantreiben. 62 Prozent sehen einen Innovationsschub für das eigene Unternehmen.
Quelle: Bitkom
Industrie 4.0 ist inzwischen für alle größeren Industrieunternehmen ein Thema. Fast zwei Drittel (62 Prozent) setzen bereits spezielle Anwendungen wie vernetzte Produktionsanlagen, Echtzeit-Kommunikation zwischen Maschinen oder intelligente Roboter ein. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (59 Prozent), vor drei Jahren lag der Anteil gerade einmal bei 49 Prozent. Jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) plant aktuell die Industrie-4.0-Nutzung. Weitere 16 Prozent unternehmen noch keine konkreten Schritte, können sich das aber für die Zukunft vorstellen. Erstmals gibt kein größeres Industrieunternehmen mehr an, dass Industrie 4.0 kein Thema ist.
Unternehmen, die bereits Industrie-4.0-Anwendungen einsetzen oder dies planen, haben ihre Aktivitäten in der Corona-Krise tendenziell verstärkt. 18 Prozent haben in der Zeit ihre entsprechenden Investitionen deutlich und weitere 24 Prozent etwas erhöht. Nur 14 Prozent haben die Ausgaben etwas, gerade einmal neun Prozent deutlich gesenkt. In jedem dritten Unternehmen (32 Prozent) hat sich nichts geändert. „Mehr Investitionen in Industrie 4.0 – das ist eine gute Nachricht für den Standort Deutschland“, sagt Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer.

Die meisten Firmen sehen die Digitalisierung positiv

95 Prozent sehen in Industrie 4.0 eine Chance für das eigene Unternehmen, nur vier Prozent halten sie für ein Risiko. Die entsprechenden Möglichkeiten werden allerdings noch lange nicht ausgeschöpft: Nicht einmal jeder dritte Industriebetrieb in Deutschland (31 Prozent) sieht sich aktuell als Vorreiter bei Industrie 4.0. Mehr als jeder zweite (54 Prozent) bezeichnet sich dagegen als Nachzügler, jeder neunte (elf Prozent) meint sogar, den Anschluss verpasst zu haben.

Digitalisierung entwickelt sich auch in der Produktion exponentiell

Quelle: Bitkom
Die Unternehmen erleben aktuell eine Vielzahl von Hemmnissen, die den Einsatz von Industrie-4.0-Anwendungen erschweren. So würden 77 Prozent gerne mehr investieren und klagen über fehlende finanzielle Mittel. 61 Prozent fühlen sich durch Datenschutz-Anforderungen behindert, 57 Prozent von Anforderungen an die IT-Sicherheit. In jedem zweiten Unternehmen (55 Prozent) fehlt es an Fachkräften, ähnlich viele (52 Prozent) fühlen sich durch die Komplexität des Themas überfordert, 48 Prozent bemängeln die Störanfälligkeit der Systeme. 29 Prozent fehlt es am Austausch mit anderen Unternehmen und jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) hat nicht genügend Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Nur eine geringe Rolle spielen demgegenüber ein Mangel an externer Beratung (14 Prozent), fehlendes Wissen über Best-Practice-Lösungen (zwölf Prozent), fehlende Standards (elf Prozent) oder eine zu geringe Verfügbarkeit von marktfähigen Lösungen (zehn Prozent). Gerade einmal neun Prozent beklagen eine zu geringe Akzeptanz in der Belegschaft. Überhaupt keine Hinderungsgründe sind ein zu geringer Automatisierungsgrad im eigenen Unternehmen, um Industrie-4.0-Anwendungen einsetzen zu können, oder eine Unsicherheit über den wirtschaftlichen Nutzen.
Entsprechend formulieren die Industrieunternehmen sehr konkrete Wünsche: Acht von zehn Unternehmen plädieren für einen Abbau von rechtlichen Unsicherheiten beim Datenaustausch mit anderen Unternehmen (84 Prozent), für die Förderung von Investitionen (80 Prozent) und für einen beschleunigten Breitbandausbau (78 Prozent). Rund zwei Drittel (63 Prozent) erwarten mehr und bessere Informations- und Beratungsangebote, 53 Prozent eine Integration von Industrie 4.0 in Ausbildung und Studium. 48 Prozent sind der Meinung, ihnen würden Aus- und Weiterbildungsprogramme für die ­Mitarbeiter helfen.