UCC 15.06.2022, 15:50 Uhr

Wenn der Roboter antwortet: Im Dialog mit Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) wird eine ganze Reihe von neuen Möglichkeiten auch in die UCC-Welt ­bringen.
(Quelle: Tatiana Shepeleva/Shutterstock)
Googles Ingenieur Blake Lemoine ist davon überzeugt, die Künstliche Intelligenz (KI) des Chat-Bots Lamda – an der er mitarbeitet(e) – habe ein eigenes Bewusstsein und eine Seele entwickelt. Das System habe ihm gesagt, es sei sehr besorgt dar­über, dass die Menschen Angst vor ihm haben könnten, und es möchte nichts anderes, als zu lernen, wie es der Menschheit am besten dienen kann. Dies habe den 42-Jährigen davon überzeugt, dass Lamda mit einem etwa 7- bis 8-jährigen Kind vergleichbar sei. Lemoine veröffentlichte daraufhin Mitschriften der Unterhaltungen mit der KI sowie andere Informationen über das System im Internet, prompt wurde er von seinem Arbeitgeber freigestellt. Die Begründung: Lemoine habe gegen Verschwiegenheitsrichtlinien des Unternehmens verstoßen.
Die Nachricht hat Unterhaltungswert, auch deshalb ging sie um die Welt – aber sie heizte auch die Diskussion über den Nutzen, aber auch um die Gefahren von Künstlicher Intelligenz noch einmal an: Denn auf der ­einen Seite gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die KI misstrauen – auf der anderen Seite aber kann Künstliche Intelligenz gute Dienste leisten, auch im UCC-Bereich.

KI bringt neue Möglichkeiten in die UCC-Welt

Dazu gehören beispielsweise buchstabengenaue Abschriften eines Textes oder Übersetzungen. Diese gibt es in immer größerer Zahl als Einzellösungen: Bei Übersetzungen wird beispielsweise das Angebot von Deepl häufig genutzt, das es kostenlos im Internet gibt. Eine beliebte Transkriptionssoftware ist wiederum die Dragon-Reihe von Nuance, diese ist allerdings kostenpflichtig.

Angebote noch nicht sehr zuverlässig

Doch mittlerweile gibt es diese Tools auch in einigen UCC-Lösungen der Hersteller, überwiegend haben Anbieter aus den USA wie beispielsweise Microsoft, GoTo (LogMeIn), Zoom oder RingCentral sie schon im Live-Betrieb. Die Tools sind vor allem dann praktisch, wenn verschiedene Sprachen in einer Konferenz vertreten sind, die Kommunikation kann damit erheblich erleichtert werden. Zumindest in der Theorie, in der Praxis sorgen diese Übersetzungen (noch) für den ein oder anderen Lacher – oder auch Verwirrung. Meist ist es deshalb besser, sich in einem Meeting doch auf eine Sprache zu einigen oder zumindest den Übersetzungen nicht blind zu vertrauen. Doch das ist letztendlich nur ein mittelfristiges Problem. Denn die zugrunde liegenden Datenbanken – aus denen die KI ihre Informationen für die Verarbeitung der Daten zieht – werden immer größer und damit die Übersetzungstools verlässlicher.
Sehr engagiert in diesem Bereich ist beispielsweise Zoom. Der US-Anbieter hat im vergangenen Sommer das Karlsruher Start-up Kites gekauft. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Echtzeitlösungen für maschinelle Übersetzungen (Machine Translations) spezialisiert. Allerdings wird es noch dauern, bis die Ergebnisse in die Zoom-Plattform einfließen.
Doch KI kann im UCC-Umfeld noch viel mehr als „bloße“ Übersetzungen: Kurz- bis mittelfristig erwarten beispielsweise Hersteller wie Atos/Unify, dass KI viele weitere Möglichkeiten bieten wird. Dazu gehört etwa die automatisierte Planung von Kalendern, aber auch die Protokollierung von Meetings mit daraus ableitenden Empfehlungen. Damit könne die Umsetzung der geplanten Maßnahmen verfolgt und der Status quo der Bearbeitung an Moderatoren oder Führungskräfte rückgemeldet werden. Wettbewerber wie beispielsweise Cisco gehen zudem davon aus, dass künftig auch Hologramm-Technologie bei 3D-Videokonferenzen zum Einsatz kommen wird – erste Testimonials dazu gibt es seit kurzem in den USA.
Noch wird es allerdings einige Zeit dauern, bis diese Lösungen im Büroalltag ankommen – und offen ist natürlich die Akzeptanz der Anwender. Überwiegen die Skeptiker oder die Technik-Enthusiasten? Am Ende wird es sicher beide Lager geben.