Cisco-Studie 24.03.2023, 09:30 Uhr

Nur wenige deutsche Unternehmen sind optimal auf Cyber-Attacken vorbereitet

Laut dem Cisco Cybersecurity Readiness Index 2023 sind in Deutschland gerade einmal 11 Prozent der Unternehmen bestmöglich auf Cyber-Angriffe vorbereitet.
(Quelle: Maksim Shmeljov/Shutterstock)
Wie gut sind Unternehmen auf IT-Angriffe vorbereitet? Antworten auf diese Frage liefert der aktuelle Cisco Cybersecurity Readiness Index 2023, den der Netzwerkspezialist jetzt veröffentlicht hat.
Konkret zeigt die Studie, inwiefern Unternehmen den neuen Herausforderungen durch die zunehmende Cyber-Kriminalität gewachsen sind. Auf Basis von 6.700 Expertenbefragungen wurden die Unternehmen in vier Reifegrade eingeteilt: Anfänger (Beginner), Gestalter (Formative), Fortgeschrittene (Progressive) und Reife (Mature).
Den höchsten Reifegrad (Mature), der bestmöglich vor modernen Sicherheitsrisiken schützt, erreichen weltweit nur 15 Prozent der Unternehmen. In Deutschland sogar nur 11 Prozent. Damit liegen deutsche Unternehmen weltweit nur im Mittelfeld von 27 untersuchten Ländern. In Europa erreichen deutsche Unternehmen immerhin einen guten zweiten Platz hinter Großbritannien.
Am besten schneiden deutsche Firmen bei der Endgerätesicherheit mit dem weltweit zehnten Platz (Mature & Progressive) ab. Der Schutz von Netzwerken ist in Deutschland ebenfalls stark ausgeprägt (Platz 11), was unter anderem an einem vergleichsweise häufigen Einsatz von Firewalls mit integriertem Intrusion Prevention System (IPS) liegt.
Der Schutz von Anwendungen (Platz 13) und Identitäten (Platz 15) nimmt bereits ab, und beim Thema Datensicherheit hinkt Deutschland klar hinterher (Platz 20). Hauptgrund ist der niedrigere Einsatz von Backup- & Recovery-Tools. Nur 55 Prozent der deutschen Unternehmen gaben an, diese Tools im Einsatz zu haben, während es weltweit im Schnitt 67 Prozent sind.
Auch Host IPS & Protection Tools werden in Deutschland deutlich weniger eingesetzt (29 Prozent vs. 41 Prozent weltweit). Dies zeigt sich auch im europäischen Vergleich: Von acht untersuchten Ländern ist Deutschland bei der Datensicherheit nur Sechster, in allen anderen Kategorien Zweiter oder Dritter.
„Die globale Studie zeigt, dass deutsche Unternehmen großen Aufholbedarf in Sachen IT-Sicherheit haben. Wir sind in der Breite nicht ausreichend auf Profi-Niveau gegen Cyberangriffe geschützt“, so Michael von der Horst, Managing Director Cybersecurity bei Cisco Deutschland. „IT-Security ist heute ein kontinuierlicher Prozess des Härtens und Neujustierens der Schutzmechanismen – und zwar über alle Bereiche der IT hinweg. Denn Cyberkriminelle nutzen in einer Hybrid-Work-Welt jede Schwachstelle aus, egal wo sich diese befindet. Das C-Level muss daher für einen umfassenden Schutz aller Systeme sorgen.“

Großer Schaden durch Attacken

Die meisten deutschen Unternehmen sind bereits Opfer von Cyber-Kriminalität geworden. 55 Prozent der Befragten berichten von einem Vorfall in den letzten 12 Monaten, jeder zweite davon (49 Prozent) verursachte einen Schaden von mindestens 300.000 US-Dollar. Zum Vergleich: Weltweit bemerkten 60 Prozent einen Vorfall, der bei 54 Prozent der Betroffenen einen Schaden von mindestens 300.000 US-Dollar anrichtete. In Deutschland erwarten 77 Prozent in den nächsten 12 bis 24 Monaten eine Störung ihres Geschäftsbetriebs durch Cyber-Kriminalität. Um dies zu verhindern, planen 81 Prozent der deutschen Unternehmen, ihr Budget für Cybersicherheit in den nächsten 12 Monaten um mindestens 10 Prozent zu erhöhen.
 
Im weltweiten Vergleich überrascht auf den ersten Blick, dass Unternehmen in Industrienationen einen insgesamt geringeren Cybersecurity-Reifegrad aufweisen als Firmen aus Entwicklungs- oder Schwellenländern.
Cisco erklärt diesen Rückstand der Industrieländer mit den vielen eingesetzten Altsystemen, die modernste IT-Security oft gar nicht unterstützen – zum Beispiel in alten Produktionsumgebungen. Dagegen konnten Schwellenländer häufig mit durchgängig neuen Sicherheitslösungen ohne Altlasten in Digitalisierungsprojekte starten. Die Schlusslichter bilden Japan und Südkorea. In Europa schneiden Frankreich und die Niederlande besonders schlecht ab.
Ebenfalls interessant: Mittelgroße Unternehmen haben insgesamt den höchsten Reifegrad weltweit. Während kleine Firmen aufgrund ihrer geringeren Finanzmittel den niedrigsten Reifegrad aufweisen, werden große Unternehmen durch ihre komplexen IT-Umgebungen gebremst.




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