UCC 04.08.2017, 09:28 Uhr

Microsoft Cloud PBX und PSTN-Calling: Cloud-Services ersetzen Telefonanlagen

Die Tage der altgedienten TK-Anlage sind gezählt: Microsoft verbindet seine Cloud-Lösung mit dem klassischen Festnetz und will damit alte Telefonanlagen komplett ersetzen.
(Quelle: Paisan Changhirun / Shutterstock.com)
Cloud-Telefonie in Office 365: Der Nutzer telefoniert über Skype for Business direkt von seinem Desktop aus, kann Messenger-Funktionen nutzen und ist mit Anwendungen wie Outlook gekoppelt.
Im Zuge der Digitalisierung virtualisieren Unternehmen jede Art von Hardware. Ob Server, Storage, Router oder Switches, alles wird zur reinen Software­-Lösung. Auch die klassischen TK-Anlagen, die in vielen Firmen noch ihre Dienste leisten, bekommen bereits seit Jahren Konkurrenz durch Lösungen, die direkt aus der Cloud arbeiten. Weiteren Schwung erhält diese Entwicklung nun durch den Einstieg des Software-Schwergewichts Microsoft in den Markt der cloudbasierten TK-Lö­sungen.

Office 365 jetzt mit Cloud PBX

Microsoft hat eine ziemlich wechselvolle Geschichte hinter sich, wenn es um die Produkte für den Bereich Unified Communication geht. War es zunächst Lync, so wurde die zentrale Komponente für diese Dienste nach der Übernahme des IP-Telefonie-Anbieters Skype im Jahr 2011 für 8,5 Milliarden Dollar schließlich zu Skype for Business. Diese Lösung ist schon seit einiger Zeit Bestandteil verschiedener Office-365-Angebote.
Nun erweitert Microsoft seine Lösung um die Techniken Cloud PBX und PSTN-Calling. In einigen Ländern stehen die neuen Funktionen bereits für alle Kunden bereit, die ein Office-365-Enterprise-E5-Abonnement haben.
Cloud PBX und PSTN-Calling sind nicht einfach nur neue Funktionen, sondern damit haben Unternehmen laut Microsoft die Möglichkeit, bisherige klassische Telefonanlagen komplett zu ersetzen.
Was steckt hinter Cloud PBX und PSTN-Calling? Die Abkürzung PBX steht für Private Branch Exchange, was im Prinzip nichts weiter bedeutet als „Telefonanlage“. Bei PSTN-Calling (Public Switched Telephone Network) handelt es sich um einen Telefonzusatzdienst, mit dessen Hilfe Cloud PBX zum vollwertigen Ersatz für eine konventionelle Telefonanlage wird: Die Cloud-Lösung wird mit dem traditionellen Festnetz verbunden und bietet dann alle bekannten Telefoniefunktionen.

Das kann die Microsoft-Lösung

Von Jörg Petter, Business-Lead für die Office-365-E5-Produktsuite sowie Skype for Business bei Microsoft Deutschland, will com! professonial wissen, welche Vorteile eine derartige Cloud PBX den Kunden bietet. Zunächst hebt Petter hervor, es gehöre zu den wesentlichen Vorteilen dieser in Office 365 integrierten Funktionen, dass sie grundsätzlich eine bessere Zusammenarbeit im Unternehmen durch nahtlos inte­grierte Anwendungen ermöglichen: „Sie bekommen Zusammen­arbeit, wann Sie wollen, wie Sie wollen, wo Sie wollen, etwa spontane Videokonferenzen oder Chat-Sessions auf jedem Endgerät – vom iPhone bis zum Macbook und vom PC bis zum Tandberg-Videokonferenzsystem.“
Jörg Petter, Microsoft
“„Sie bekommen Zusammenarbeit, wann Sie wollen, wie Sie wollen, wo Sie wollen.“ „
Jörg Petter
Business-Lead für die Produktsuite Office 365 E5
Darüber hinaus weist Petter auf die deutliche Vereinfachung des Managements hin, da für die Administratoren nur noch eine einzige Verwaltungskonsole Verwendung finde.
Auch das Kostenmodell sei attraktiv, da es eine Reduzierung der Fixkosten und Einmal-Investitionen erlaube.
Auf die Frage, ob Microsoft mit der Integration von Skype for Business und der Cloud PBX in Konkurrenz zu den traditionellen TK-/UC-Anbietern treten wolle, umreißt Jörn Petter Microsofts Zielrichtung mit dieser Lösung so: „E-Mail, Telefonie, Video- und Webkonferenzen sowie Intranet- und Content-Management-Systeme, Enterprise Social Networks und chatbasierte Arbeitsumgebungen sind die zentralen Collaboration-Applikationen. Da unterschiedliche Arbeitssituationen unterschiedliche Applikationen erfordern, kann man nicht mit einer singulären Applikation agieren. Das bedeutet, Unternehmen werden immer einen Mix unterschiedlicher Collaboration-Applikationen im Einsatz haben.“
Eine „exzellente Usability für den Anwender“, so Petter weiter, und somit auch entsprechend effizientes Arbeiten stellten sich dann ein, wenn die wesentlichen Anwendungen für das Zusammenarbeiten nahtlos integriert seien: „Das ist eines der zentralen Designprinzipien von Office 365 und auch der Grund, warum wir Telefonie und Cloud PBX in Office integriert haben.“
Für die Firmen ist es auch möglich, die Microsoft-PBX-Lösung in hybriden Umgebungen, also in Verbindung mit bereits vorhandenen Telefonanlagen beziehungsweise anderen Telefonanbietern einzusetzen. Microsoft bezeichnet diese hybride Lösung als Customer-Supplied PSTN. Damit soll Cloud PBX in der Lage sein, mit einer On-Premise-PSTN-Verbindung zusammenzuarbeiten, wobei von Office 365 eine Verbindung von Cloud PBX zur vorhandenen Telefonanlage oder einem vorhandenen PSTN-Gateway hergestellt wird. So sollen Kunden ihre bisherige Telefon-Infrastruktur weiter nutzen können, wobei die Nutzer über Office 365 gehostet werden und Skype for Business von ihrem Desktop aus zum Telefonieren nutzen.
Während Cloud PBX für Kunden in Deutschland im Rahmen einer Office-365-E5-Lizenz oder durch Hinzubuchen zu einer bestehenden Lizenz bereits zu Verfügung steht, bleibt Petter hinsichtlich des Roll-outs von PSTN-Calling vage. Hierzulande sei PSTN-Calling „in Bälde“ nutzbar. Er verweist auf die offizielle Office-Roadmap, auf der zu Redaktionsschluss PSTN-Calling zwar für Frankreich und die Vereinigten Staaten, aber noch nicht für Deutschland vermerkt war.

Was die Konkurrenz meint

Nun ist Microsoft in Deutschland beileibe nicht der einzige Anbieter für Telefonielösungen aus der Cloud. Eine ganze Reihe von Firmen bieten schon länger solche Lösungen an. Das Münchner Unternehmen Nfon zum Beispiel ist schon seit 2007 mit Anlagen am Markt, die Kunden mit zwei bis hin zu 249.000 Mitarbeitern mit Telefondiensten aus der Cloud versorgen können.
Markus Krammer, Vice President Products & New Business bei Nfon, gibt sich gegenüber com! professional denn auch gelassen: „Das Engagement von Microsoft kann dem Thema sicher zusätzliche Visibilität verleihen und dem Markt für Cloud PBX beziehungsweise Unified Communication as a Service (UCaaS) auch weitere Impulse geben. Deshalb begrüßen wir den Markteintritt. Er führt zu zusätzlicher Dynamik und mehr Wettbewerb, sodass Innovationen schneller umgesetzt werden.“
Markus Krammer
“„Der Markteintritt von Microsoft führt zu zusätzlicher Dynamik und mehr Wettbewerb, sodass Innovationen schneller umgesetzt werden.“„
Markus Krammer

Vice President Products & New Business Nfon AG
Krammer verweist dabei auf die unterschiedliche Historie der Lösungen: „Skype for Business hat sich aus dem Office-Software- & Collaboration-Umfeld entwickelt, unsere Telefonanlagen aus der Cloud wurden von Grund auf für diesen Zweck entwickelt. Skype for Business allein deckt heute noch nicht den Bedarf von Geschäftskunden für klassische Telefonanlagen ab.“
Seiner Meinung nach könne ein solches Angebot für Geschäftskunden aber zweifellos interessant werden, vor allem wegen der tiefen Integration und der gewohnten Usa­bility: „Kosten, technische Parameter und Compliance werden Stichworte sein, die für Kunden eine ganz wichtige Rolle bei der Wahl der richtigen Lösung spielen werden“, so Markus Krammer. „Wir können als deutscher Anbieter schon heute mit Office 365 gekoppelt werden und bieten so eine Kombination aus einer hoch entwickelten Telefonanlage und Office-Funktionen.“
In der grundsätzlichen Einschätzung der Relevanz cloudbasierter Telefonielösungen stimmt Nfon-Vice-President Krammer durchaus mit Microsoft überein. Die Kunden würden auf jeden Fall davon profitieren, wenn sie den Wechsel von der klassischen TK-Anlage zu einer Telefonielösung aus der Cloud wagen: „Neben allen traditionellen und eventuell naheliegenden Funktionen erleben Unternehmen beim Wechsel auf eine Telefonanlage aus der Cloud mehr Flexi­bilität, hohe Sicherheit und ein ständig weiterwachsendes Produkt- und Feature-Portfolio“, fasst Markus Krammer die Pluspunkte von Unified Communication as a Service zusammen.




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