Bilanz 19.02.2020, 11:39 Uhr

Deutsche Telekom meldet bestes Geschäftsjahr der Firmengeschichte

Es läuft bei der Deutschen Telekom: Der Bonner TK-Konzern meldet zum Teil deutliche Verbesserungen in nahezu allen Bereichen und freut sich über das beste Geschäftsjahr der Firmengeschichte.
Telekom-Chef Tim Höttges
(Quelle: Deutsche Telekom)
Die Deutsche Telekom sieht sich nach einem Jahr mit deutlichem Wachstum in den wichtigsten Konzernsparten für die Milliardenübernahme in den USA gerüstet. Mit einem merklichen Gewinnsprung und Verbesserungen auch bei ehemaligen Sorgenkindern geht der Dax-Konzern die teuren Investitionen in den Staaten an, die der anstehende Zukauf des Rivalen Sprint dort mit sich bringt. Telekom-Chef Tim Höttges konnte am Mittwoch in Bonn auf breiter Front Erfolge vorweisen und den Anlegern weitere Zuwächse in Aussicht stellen.
Der Konzernüberschuss legte um knapp 80 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu. Das lag unter anderem am Ergebniswachstum in den USA und auch in Europa. Die Telekom verbuchte zudem vor allem deutlich weniger Sondereinflüsse mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro. 2018 hatte die Telekom noch 2,4 Milliarden Euro vor allem für Personalmaßnahmen und Abschreibungen aufgewendet. Bereinigt um diese wäre der Überschuss im vergangenen Jahr um knapp 9 Prozent gewachsen.
Der Umsatz kletterte auch dank Zukäufen und Wechselkurseffekten um 6,4 Prozent auf 80,5 Milliarden Euro. Die Telekom profitiert weiter vom brummenden Geschäft in den USA, wo sie rund die Hälfte ihres Gesamtumsatzes macht. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs konzernweit wie erwartet um 7,2 Prozent auf 24,7 Milliarden Euro. Dieses Jahr soll es auf 25,5 Milliarden Euro zulegen.
Ein Händler sagte am Morgen, das sei etwas schwächer als gedacht, könnte sich aber mit Aussagen des Managements auf der Bilanzpresskonferenz als Vorsicht herausstellen. Die Aktie legte zum Handelsstart um gut 1,5 Prozent zu. Das Zahlenwerk der Telekom sei besser als erwartet ausgefallen, hieß es von JPMorgan. Die Aktie hatte in den letzten Wochen bereits spürbar an Wert gewonnen, nachdem sich die Telekom in einer wichtigen Wettbewerbsklage gegen die angestrebte Fusion in den USA durchsetzt hatte.
Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) vor Dividenden und Ausgaben für Mobilfunklizenzen soll von 7 auf 8 Milliarden Euro klettern, was mehr wäre als von Experten geschätzt. Der freie Mittelzufluss ist für Investoren wichtig, da er über die künftige Finanzkraft unter anderem für die Dividende Aufschluss geben kann. Allerdings hatte die Telekom wegen der anstehenden Milliardenübernahme des Rivalen Sprint in den USA die Ausschüttung für das vergangene Jahr bereits bei 60 Cent gekappt.

Deutschland: Mobilfunk-Serviceumsatz legt zu

In Deutschland stand im vergangenen Jahr der Ausbau von schnellen Internetanschlüssen im im Mittelpunkt. Rund 28 Millionen Haushalte und Unternehmensstandorte können inzwischen Supervectoring mit Bandbreiten von bis zu bis zu 250 Mbit/s nutzen, betonte der Bonner TK-Konzern. Zudem meldete die Telekom zum Ende des Jahres 2019 rund 14,4 Millionen glasfaserbasierte Anschlüsse - das waren 2,2 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Mehr als 3,6 Millionen Kunden verzeichnet das internetbasierte Fernsehen Magenta TV. Allein im vierten Quartal 2019 konnte die Telekom hier 74.000 Neukunden verzeichnen. Das Bündelprodukt Magenta Eins zählt aktuell 4,7 Millionen Kunden - somit stieg der Magenta-Eins-Anteil bei den Mobilfunk-Vertragskunden von 51 auf 57 Prozent.
Ebenfalls positiv: Die Mobilfunk-Serviceumsätze legten im Quartal um 1,4 Prozent zu. Im gesamten operativen Segment Deutschland stieg der Umsatz 2019 um 0,9 Prozent auf 21,9 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda Al wuchs im Gesamtjahr gegenüber 2018 um 2,4 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro.

Höttges freut sich über Rekordjahr

Die Telekom bezeichnete 2019 als das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte. "Mit diesen Rekordzahlen haben wir unsere Position als klare Nummer eins der Branche in Europa bestätigt", sagte Höttges. Großer Treiber bei Umsatz und Gewinn blieb die US-Tochter T-Mobile US, die das sechste Jahr in Folge mit einem Kundenzuwachs von mehr als fünf Millionen abschloss. Mit der bis Anfang April angepeilten Übernahme von Sprint will die Telekom den US-Platzhirschen Verizon und AT&T das Wasser abgraben, "New T-Mobile" käme dann auf 130 Millionen Mobilfunkkunden.
Wenn die Effekte eines einzelnen Netzes voll greifen, hat sich die Telekom rund sechs Milliarden US-Dollar an Einsparungen pro Jahr ausgerechnet. Dafür muss das Unternehmen aber in Vorleistung gehen, zunächst kostet die Fusion nach früheren Angaben rund 15 Milliarden Dollar, zudem will der bald auf den US-Chefposten aufrückende Mike Sievert Dutzende Milliarden in den Aufbau des 5G-Netzes stecken. Es stehen noch einige kleinere Genehmigungen für das Vorhaben aus. Zuletzt gab aber auch die treibende Kraft hinter der großen Klage von mehreren US-Bundesstaaten, die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James, ihren Widerstand auf - sie will auf eine Berufung gegen das jüngst ergangene Urteil pro Telekom verzichten.
Mehr und mehr zahlen sich für die Telekom im laufenden Geschäft auch der Aufschwung im Mobilfunk und bei Breitbandanschlüssen in Deutschland aus, die Kosteneinsparungen in Europa greifen ebenfalls zunehmend. Bei der seit Jahren schwächelnden Großkunden-IT-Tochter T-Systems mussten die Bonner zwar weiter einen Umsatzschwund hinnehmen. Personalabbau und andere Kostensenkungen sorgten aber immerhin für einen steigenden operativen Gewinn. Auch der Auftragseingang legte zu. Die Tochter in den Niederlanden, die lange schwächelte und zur Entwicklungssparte im Unternehmen gehört, lieferte ebenfalls deutliche Gewinnsteigerungen. Die Telekom hatte das Geschäft mit der Übernahme von Tele 2 Niederlande deutlich gestärkt.




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