Neuer Standard 802.11ac 19.07.2012, 09:52 Uhr

WLAN gibt Vollgas

Der neue WLAN-Übertragungsstandard 802.11ac ermöglicht Geschwindigkeiten jenseits der Gigabit-Grenze. Der Handel kann bereits erste Router und Adapter vermarkten - passende Endgeräte lassen jedoch noch auf sich warten.
(Quelle: adimas - Fotolia.com)
Als die ersten WLAN-Router Ende der 90er-Jahre auf den Markt kamen, gab es nur wenig Nachfrage nach der schnurlosen Übertragungstechnik. Aber die Zeiten ändern sich. „Im Jahr 2016 wird es weltweit 19 Milliarden netzwerkfähige Geräte geben, und jede Sekunde werden dann insgesamt 1,2 Millionen Minuten Video übers Netz geschaut“, prognostiziert der Regional Sales Manager DACH bei Cisco, Robert Henkel.
Bereits heutzutage wird dazu ein WLAN-Netzwerk so selbstverständlich benutzt wie ein Kühlschrank zum Aufbewahren der Milch. Doch bei der Flut vernetzter Geräte und bandbreitenintensiver Anwendungen könnte der aktuelle Übertragungsstandard „802.11n“ bald in die Knie gehen. Abhilfe verspricht ein neuer Standard mit dem Namen „802.11ac“. Der ac-Standard soll schnellere Übertragungsraten, eine höhere Anzahl an Geräten im WLAN, eine bessere Reichweite sowie längere Akkulaufzeiten ermöglichen.
Das bringt 802.11ac
Beim derzeit aktuellen n-Standard ist in der Regel bei einer theoretischen Übertragungsgeschwindigkeit von 600 MBit/s Schluss – im Dual-Band-Betrieb sind bis zu 900 MBit/s möglich. Die Gigabit-Schallmauer durchbricht jedoch erst der neue Standard 802.11ac. Dabei haben die Hersteller bereits Geräte mit bis zu 1.300 MBit/s angekündigt, Modelle mit noch höheren Übertragungsraten sollen folgen. „Wir versprechen uns ganz neue Möglichkeiten beispielsweise beim Streamen von HD-Videos, bei großen Backups oder auch beim vernetzten Haus. 802.11ac entspricht schon heute den steigenden Anforderungen an Datendurchsatz und Bandbreite“, so Mirko Rusch, Director Sales Central Europe bei Buffalo.

Bessere Abdeckung, mehr Geschwindigkeit

Möglich wird die höhere Geschwindigkeit unter anderem durch die Nutzung mehrerer Antennen zum Senden und Empfangen sowie eine größere Kanalbreite. So verwendet der neue ac-Standard das bisher noch wenig be­anspruchte 5-GHz-Frequenzband, während sich im herkömmlichen 2,4-GHz-Band viele andere Geräte tummeln. Eine weitere wichtige Rolle spielt die „Beamforming“-Technik. Geräte mit Beamforming streuen die Funksignale nicht wahllos in den Raum, sondern richten sie ganz gezielt an die verschiedenen Endgeräte – ähnlich wie ein Laserpointer im Vergleich zu einer Glühbirne.
Diese Technik verbessert nicht nur die Übertragungsgeschwindigkeit, sondern auch die Abdeckung des Funksignals. „Tote Ecken“, die sonst kein Signal erreicht, soll es nicht mehr geben. Bereits heute haben diverse Hersteller Beamforming umgesetzt, doch nun findet die Technik auch Eingang in den offiziellen Übertragungsstandard und wird somit herstellerübergreifend besser nutzbar.
Für die Zukunft verspricht 802.11ac darüber hinaus eine Verlängerung der Akkulaufzeiten von tragbaren Geräten wie Smartphones, Tablets und Notebooks. Bis jedoch erste mobile Endgeräte auf den Markt kommen, welche die neuen ac-Chipsätze integriert haben, könnten noch einige Monate ins Land ziehen. Erste Router, WLAN-USB-Adapter sowie Media-Bridges hingegen haben bereits diverse Netzwerkhersteller angekündigt.
Als – nach eigener Aussage – weltweit erster Hersteller hat Buffalo bereits ac-Produkte auf den Markt gebracht. Der Router WZR-1750H ist ab sofort im Handel erhältlich, ebenso wie die Media-Bridge WLI-H4-D1300. Noch im Juli bringt Netgear sein neues Router-Flaggschiff R6300 an den Start. Wettbewerber D-Link hingegen hat seinen Router DIR-865L für August 2012 angekündigt.

"Fachhandel wird profitieren"

Belkins Router-Modelle AC1000 und AC1200 sollen ab September lieferbar sein, das schnellere Modell AC1800 ist für das erste Quartal 2013 geplant. Cisco bringt mit dem Linksys EA6500 ebenfalls im September einen ac-Router. Der Link­sys Universal Media Connector WUMC710 hingegen soll im Oktober auf den Markt kommen. Diese Produkte arbeiten nach dem aktuellen zweiten Entwurf des Standardsetzers IEEE.
Die Hersteller versprechen zumeist ein Update, sobald der fertige Standard vorliegt. Darüber hinaus sind die ac-Geräte auch abwärtskompatibel zu den bisherigen Übertragungs-Standards. Doch nicht alle Netzwerkhersteller haben schon Produk­te mit dem neuen Datenturbo präsentiert. Denn während für den Heimgebrauch die Anwendungsmöglichkeiten insbesondere im Bereich Video-Streaming klar erkennbar sind, fragen sich Business-Anwender zu Recht, was der neue Standard bringen soll.
„Die Produkt-Zyklen im Geschäftskundenumfeld unterscheiden sich signifikant von denen für den Heim­anwender. Ich erwarte Geräte nach dem 802.11ac-Standard für den professionellen Anwender frühestens 2013“, so Christian Schallenberg, Mitglied der Geschäftsleitung des Business-WLAN-Spezialisten Lancom.
Vermarktung im Fachhandel
Dass der Fachhandel jetzt schon von der Vermarktung der neuen ac-Produkte profitiert, darf bezweifelt werden, denn es mangelt bislang an kompatiblen Endgeräten. Auch die USB-Adapter, die Notebooks und PCs mit 802.11ac nachrüsten, können derzeit maximal 480 MBit/s liefern – mehr schafft der Anschluss USB 2.0 nicht. Allerdings wird sich der neue Standard früher oder später durchsetzen, und Händler, die sich frühzeitig damit beschäftigt haben, sind dann im Vorteil. Außerdem kann es sich lohnen, schon jetzt die technikaffine Zielgruppe der „Early Adopter“ anzusprechen.
„Heutige Anwender neigen dazu, bei der Anschaffung von neuen Geräten auf den neuesten Standard zurückzugreifen. Der Fachhandel wird schneller von der Aufnahme von Produkten mit dem ac-Standard in sein Portfolio profitieren, als es beim n-Standard der Fall war“, sagt Danny Ullrich, Marketing Manager Central Europe bei Netgear. Als Argument im Verkaufsgespräch eignet sich das Schlagwort „Gigabit-WLAN“ allemal. 



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