14.12.2009, 15:18 Uhr

Siemens erzwingt Absetzung von Gigaset-Chef Hütten

Wegen eines "Vertrauensverlust-Problems" hat Siemens nun die Absetzung des Gigaset-Geschäftsführers Michael Hütten erzwungen. Der Manager hatte die Position erst im Oktober übernommen.
Der Machtkampf beim DECT-Hersteller Gigaset Communications geht in eine neue Runde: Nachdem erst im Oktober der Arques-Vorstand Michael Hütten zum neuen Geschäftsführer der ehemaligen Siemens-Tochter berufen worden war, ist für den Manager nun schon wieder am 15. Februar Schluss, wie die Financial Times Deutschland meldete.
Das kurze Intermezzo ist das Ergebnis einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Siemens und Arques, die nun mit einem Vergleich endete. Dieser sieht vor, dass Hütten sich wieder von der Gigaset-Spitze zurückzieht, nachdem Siemens ein "Vertrauensverlust-Problem" moniert hatte. Bis Februar soll Arques nun zwei neue Geschäftsführer suchen, darunter einen Finanzchef.
Der Hintergrund der Streitereien zwischen Arques und Siemens ist komplex: Im Herbst 2008 hatte die Münchner Beteiligungsgesellschaft 80,2 Prozent der Gigaset-Anteile von Siemens übernommen; der Elektronikkonzern selbst behielt 19,8 Prozent der Anteile, auch um das Geschehen bei Gigaset weiterhin beeinflussen zu können. Ein weiteres PR-Debakel wie beim Verkauf der Mobilfunk-Sparte an BenQ wollte sich Siemens auf jeden Fall ersparen.

Siemens erzwingt Absetzung von Gigaset-Chef Hütten

Der Konflikt spitzte sich im Oktober zu, als die damalige Gigaset-Geschäftsführung bei Arques eine zuvor eingeräumte "Bürgschaft auf erste Anforderung" über 19,6 Mio. Euro abrufen wollte. Arques zweifelte die Notwendigkeit an und weigerte sich zu zahlen - Gerüchten zufolge vor allem wegen eigener Liquiditätsengpässe. Pikant: Eine "Bürgschaft auf erste Anforderung" zeichnet sich eigentlich gerade dadurch aus, dass sie jederzeit und bedingungslos eingefordert werden kann.
Statt die erhoffte Geldspritze zu geben, setzte Arques kurzerhand die Gigaset-Geschäftsführung teilweise ab. Neuer Chef wurde der Arques-Vorstand Michael Hütten, der fortan ganz im Sinne der Beteiligungsgesellschaft agierte. Sehr zum Ärger von Siemens: Der Konzern kritisierte den Schritt als einen "schweren Interessenskonflikt" und zog daraufhin vor Gericht, um die Abberufung von Hütten zu erzwingen.
Doch der nun angekündigte Rausschmiss von Hütten ist sicher nicht das Ende der Auseinandersetzung: Denn ob und wie Gigaset nun noch an das versprochene Geld von Arques kommt, ist immer noch unklar. Außerdem gibt es nach wie vor Streit um die Höhe der Kosten für die laufende Restrukturierung.
Für reichlich Zündstoff ist also nach wie vor gesorgt.




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