Quartalszahlen 12.08.2020, 14:28 Uhr

Freenet will mit Sunrise-Verkauf Kasse machen

Freenet will sich von seinen Anteilen am Schweizer TK-Konzern Sunrise trennen - und dadurch eine milliardenschwere Summe erlösen. 
(Quelle: Freenet)
Der Mobilfunkanbieter Freenet will mit dem geplanten Verkauf seiner Anteile am Schweizer Mobilfunker Sunrise eine Milliardensumme einstreichen. Im Zuge eines Übernahmeangebots des US-Kabelkonzerns Liberty Global will Freenet seinen Anteil von 24,4 Prozent an den Schweizern abgeben, wie sie am Mittwoch in Hamburg mitteilten. Seit Jahren bahnt sich eine Fusion auf dem Schweizer Telekommarkt an - beim letzten Versuch war es aber gerade das Freenet-Management gewesen, das sich querstellte.
Liberty Global will diesmal Sunrise übernehmen und je Aktie in bar 110 Schweizer Franken zahlen. Für das eigene Paket könnte Freenet damit 1,2 Milliarden Franken (1,13 Mrd Euro) erlösen. Die Aussicht auf den Geldregen ließ die Freenet-Aktie am Mittwoch in der Spitze um über ein Fünftel hochschnellen. Zuletzt lag sie noch mit 13,6 Prozent bei 17,83 Euro im Plus an der MDax-Spitze. Nachdem die Papiere sich auch nach dem ersten Corona-Schock im März bis Ende Juni nicht nachhaltig erholen konnten und zeitweise wieder unter 14 Euro abrutschten, haben sie seitdem zuletzt rund ein Viertel aufgeholt. Mitte Februar lag die Aktie aber noch über 21,50 Euro.
Rund 800 Millionen Euro von dem geplanten Verkaufserlös will Freenet in den Schuldenabbau stecken. Die Verwendung der restlichen Mittel ist noch offen. Zuletzt hatte Freenet bereits Schulden abgebaut. Der nun angestrebte Deal soll bis Ende des Jahres in trockenen Tüchern sein. Dann sollen die Geschäfte von UPC Schweiz und Sunrise zusammengelegt werden.
Laut Händlern verschafft sich Freenet mit dem Verkauf der Beteiligung auch Freiräume für potenzielle Aktienrückkäufe. Analyst Simon Bentlage von der Privatbank Hauck & Aufhäuser hält es auch für möglich, dass die übrigen Mittel, die nicht der Schuldensenkung dienen, in eine Sonderdividende fließen. Auch Goldman Sachs-Analyst Michael Bishop wertete die Nachricht positiv.
Sunrise selbst hatte zuvor mitgeteilt, dass das Liberty-Angebot den Unternehmenswert inklusive Schulden bei 6,8 Milliarden Franken (6,3 Mrd Euro) ansetze und damit einen Aufschlag von rund einem Drittel auf den Durchschnittskurs der vergangenen 60 Tage biete. Daher empfehle man den Sunrise-Aktionären, das Angebot anzunehmen.

Freenet bestätigt Jahresprognose

Am Dienstagabend hatte Freenet seine Jahresprognose von Ende Februar erneut bestätigt, auch wenn diese mit höheren Unsicherheiten behaftet sei. Freenet betonte, durch die Ausgabe eines Schuldscheins Ende Juli mit einem Volumen von 345 Millionen Euro habe sich die Schuldenstruktur deutlich verbessert. Der Konzern hatte zuletzt die Dividende gekappt. Für die Zukunft wolle das Unternehmen wieder mindestens 80 Prozent des freien Mittelzuflusses ausschütten, hieß es weiter.
Im zweiten Quartal hatte Freenet seinen Betriebsgewinn etwas gesteigert. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebitda) fielen in den drei Monaten bis Juni 109,7 Millionen Euro an. Das sind etwa zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stieg der Nettogewinn von 55,5 auf 58,1 Millionen Euro. Der Umsatz fiel leicht auf 622,1 Millionen Euro, wenn die Geschäfte des verkauften Unternehmens Motion TM ausgeklammert werden. Der Konzern verzeichnete im zweiten Quartal einen Zufluss von 90,8 Millionen Euro an freien Barmitteln, das sind 9,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Marktbeobachter Ulrich Rathe von Jefferies Research zufolge sind die Quartalszahlen solide ausgefallen. Händlern zufolge hat das Unternehmen im zweiten Quartal mit einem stabilen Wachstum und einem leichten Anstieg des bereinigten operativen Ergebnisses eine hohe Widerstandskraft in Zeiten der Pandemie bewiesen.
Die bestätigte Prognose für das Gesamtjahr geht von einem im Vergleich zum Vorjahr stabilen Umsatz für 2020 aus. Das Ebitda soll zwischen 415 und 435 Millionen Euro liegen, nach 427,6 Millionen Euro im Vorjahr. Der Zufluss an freien Barmitteln dürfte 235 bis 255 Millionen Euro erreichen. Im Jahr 2019 lag dieser bei 249 Millionen. Daneben soll unter anderem die Zahl der Vertragskunden im Jahr 2020 im Jahresvergleich weiter moderat steigen.



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