Huawei 15.09.2011, 10:00 Uhr

"Wir sind kein Niedrigpreisanbieter"

Huawei geht in Deutschland mit Smartphones und Tablets in die Offensive. Telecom Handel sprach dazu mit Lars-Christian Weisswange, Vice President Terminals Western Europe.
Die IFA war der erste große Auftritt für Huawei und seinen Distributionspartner 20:20 Mobile in Deutschland. Telecom Handel sprach mit Lars-Christian Weisswange, der in Westeuropa für das Endgerätegeschäft zuständig ist, über die Pläne des Herstellers.
Telecom Handel: Nicht jeder Leser kennt Huawei, was ist der Hintergrund des Unternehmens?
Lars-Christian Weisswange: Huawei ist einer der Weltmarktführer in der Informations- und Kommunikationstechnik mit mehr als 110.000 Angestellten. Schon heute kommuniziert etwa ein Drittel der Weltbevölkerung täglich über Technik von Huawei. Dazu sind wir aktuell wahrscheinlich die Einzigen, die Kommunikation End-to-End komplett anbieten können: vom Endgerät über das Netzwerk bis zum Service.
Telecom Handel: Gibt es eine Zielvorgabe bei Terminals?
Weisswange: Wir haben das Potenzial, stark zu wachsen, und sehr ambitionierte Ziele. Wir glauben, wir können in drei Jahren unter den Top 5 sein. Das geht sicher nicht nur mit einem Gerät. Auch geht nicht alles von heute auf morgen, deshalb haben wir eine langfristige Strategie.
Telecom Handel: Braucht denn der Markt noch eine Marke?
Weisswange: Unsere Geräte bieten eine besonders gute Erfahrung für den Endkunden: Wir verbessern die Nutzbarkeit, haben attraktive Hardware, hohe Qualität – und das alles zu guten Preisen. Wir haben zudem viele Kontakte zu den Netzbetreibern und sind dort als verlässlicher Partner bekannt. Das muss jetzt im ‚freien Markt‘ folgen.
Telecom Handel: Warum wechseln Sie von gebrandeten Produkten auf die eigene Marke?
Weisswange: Wir haben ein umfangreiches Portfolio, so dass wir weiter auch gebrandete Geräte liefern werden. Die eigene Marke muss zum Erreichen unserer Wachstumsziele aber gestärkt werden. Ein Operator kann durchaus unsere Geräte unter der Eigenmarke wie auch als Huawei im Programm haben, um unterschiedliche Kundengruppen besser zu erreichen.

"Die Produkte sind hochwertig und auch als solche positioniert."

Telecom Handel: Wie werden Sie das Billig-Image asiatischer Marken los?
Weisswange: Wir sind kein Niedrigpreisanbieter! Die Produkte sind hochwertig und auch als solche positioniert. Darauf legen wir Wert. Inzwischen wissen viele Kunden aber, dass aus China durchaus auch hochwertige Elektronikprodukte kommen. Zudem kommt immer mehr trendiges Design aus Asien, was sich in unseren Geräten widerspiegelt.
Telecom Handel: Und wie macht man die Marke bekannter?
Weisswange: Wir werden dazu viele Maßnahmen durchführen, dabei spielen die Produkte eine große Rolle. Natürlich muss die Marke bekannter werden, aber es kann auch von Vorteil sein, als Marke neu und unverbraucht zu sein. Manche Wettbewerber haben zwar ein Image, aber nicht unbedingt ein gutes. Ein solches Bild zu wandeln ist sicher viel schwerer.
Telecom Handel: Welches Potenzial haben Tablets?
Weisswange: Das hat mal als Hype angefangen, aber wir sehen jetzt für diese Geräteklasse immer mehr Anwendungen, zum Beispiel aus dem beruflichen Alltag. Etwa das Konzept, sein Notebook durch ein Tablet zu ersetzen. Mit dem Stichwort Cloud Computing wird das sehr bald neue Dimensionen erreichen können.
Telecom Handel: Welche Display-Größe setzt sich da durch?
Weisswange: Die 7-Zoll-Geräte ermöglichen einen mobilen Einsatz. Das ist ein großer Vorteil gegenüber den 10-Zöllern, die zwar tragbar, aber nicht wirklich mobil sind. Der Markt war bisher stark auf die größeren Produkte ausgerichtet, vor allem, weil ein Produkt diesen dominierte. Jetzt bieten wir mit dem MediaPad eine leichte und wirklich mobile Alternative, die zudem ein 3G-Modul hat. Das ist übrigens auch ein attraktives Produkt für den TK-Kanal. Der Handel muss aber kommunizieren, warum ein Tablet vergleichsweise teuer ist, zumal hier weniger subventioniert wird.

Der Fachhandel: Ein wichtiger Absatzkanal

Telecom Handel: Welche Rolle spielen die Preise?
Weisswange: Der richtige Preis ist sicher wichtig, doch der Kunde erwartet auch eine gewisse Qualität. Viele Low-Cost-Geräte, die es heute gibt, sind schlicht und einfach schlecht. Mit Preisen um 400 Euro werden sicher mehr Kunden angesprochen. Gerade im Weihnachtsgeschäft wird das interessant.
Telecom Handel: Und wie wichtig sind technische Features wie beispielsweise der Prozessor?
Weisswange: Unsere Kunden sollten sich keine Gedanken über technische Daten machen müssen, sondern ein Produkt bekommen, das ihnen immer genug Leistung und aktuelle Technik zur Verfügung stellt. Im MediaPad ist zum Beispiel ein 1,2-GHz-Dualcore-Prozessor eingebaut, es wird auch als eines der ersten Produkte Android 3.2 nutzen.
Telecom Handel: Wie erfolgt der Vertrieb der Endgeräte?
Weisswange: Der Distributor 20:20 Mobile ist unser strategischer Vertriebspartner in Europa, weil wir beide dieselben Visionen über unsere Ziele haben und gemeinsam viel erreichen können. Wir wollen generell eine große Verfügbarkeit für den Handel sicherstellen.
Telecom Handel: Werden Sie auch den direkten Draht zum Handel suchen?
Weisswange: Auf jeden Fall. Der Fachhandel ist für uns ein sehr wichtiger Absatzkanal und muss langfristig unterstützt werden. Wir sehen uns gerade an, was wir am PoS machen können und wie wir auch Elemente wie ein Web-Angebot für den Handel aufbauen können. 




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