Geräte zwischen 150 und 250 Euro 11.11.2016, 11:11 Uhr

Dreier-Test Einsteiger-Smartphones: Wileyfox, Switel und Archos

Wir haben drei Smartphone-Alternativen für Einsteiger getestet. Beweisen mussten sich das Archos 55 Diamond Selfie, das Switel eSmart M3 sowie das Wileyfox Spark+.
Das Weihnachtsgeschäft ist angelaufen und die Käufer stürzen sich wieder auf die Smartphone-Angebote der bekannten Marken. Doch gerade das obere Einsteigersegment und die untere Mittelklasse bieten viele Alternativen zu Samsung und Co. von Herstellern, die nicht jedem auf Anhieb in den Sinn kommen dürften. Wir haben drei neue Vertreter der aktuell sehr populären Preisregion von 150 bis 250 Euro unter die Lupe genommen.
Das bunte Spektrum der Android-Smartphones im Test reicht vom Spark+ des jungen britischen Anbieters Wileyfox für knapp 150 Euro über das eSmart M3 von Switel für rund 200 Euro bis zum Archos 55 Diamond Selfie für 250 Euro, mit dem die eher für Einsteigermodelle bekannten Franzosen zunehmend auch anspruchsvollere Kunden bedienen wollen. 
Diese Käufer bekommen für den Betrag das größte Display im Feld mit surf-freundlichen 5,5 Zoll, während die beiden anderen Geräte nur 5,0 Zoll Diagonale bieten. Damit ist das Archos aber auch knapp zehn Prozent länger und breiter als das sehr kompakte Wileyfox und mit 184 Gramm ein kleines Schwergewicht. Es ist mit seinen 7,7 Millimetern zumindest schön schlank. Bei den Materialien distanziert der Franzose die günstigeren Konkurrenten dafür wieder deutlich: Die Rückseite aus gehärtetem Glas und der kantige Rahmen aus Metall erinnern an frühere iPhones und wirken hochwertig. Außerdem hat das 55 Diamond Selfie als einziger Vertreter des Trios einen gut ansprechenden runden Fingerabdrucksensor auf der Rückseite.

Weniger Wertigkeit für weniger Geld

Das Switel kommt mit einem Rahmen und einem Backcover aus Kunststoff, das in Silber zumindest wie gebürstetes Metall aussieht, was den optischen Eindruck etwas verbessert. Dieser Deckel ist abnehmbar, doch der eingeschraubte Akku lässt sich trotzdem nicht ohne Werkzeug tauschen. Wileyfox kann die Optik seines Smart­phones durch eine aufgeraute Plastikoberfläche etwas aufwerten, die es auch besser in der Hand liegen lässt. Von Selbstbewusstsein zeugt das große Firmenlogo mit dem Fuchskopf in Roségold. Lobenswert ist, dass die Briten als Einzige eine so abnehmbare Rückseite verbauen, dass der Anwender den Akku mit einem Handgriff tauschen kann. Unlogisch erscheint aber die Platzierung des Mini-USB-Steckers an der rechten Ecke statt in der Mitte der Unterseite, was bei manchen Ladehalterungen Probleme bereiten könnte.
Positiv bei allen drei Smartphones sind die zwei SIM-Karten-Slots, wobei nur Archos einen Hybrid-Steckplatz verwendet, bei dem sich der Anwender zwischen einer zweiten SIM- und einer MicroSD-Karte entscheiden muss.
Die Franzosen haben dem 55 Diamond Selfie stolze 64 GB internen Speicherplatz für Daten spendiert, während Switel und Wileyfox hier mit 16 GB eher geizen. ­Völlig veraltet ist zudem, dass Wileyfox nur Speicherkarten bis 32 GB zulässt, während die beiden Kontrahenten hier bis zu 128 GB ermöglichen.
Das Archos besitzt nicht nur das größte Display im Testfeld, sondern mit Full HD (1.920 x 1.080 Bildpunkte) auch eine bessere Auflösung als die beiden anderen Geräte, die nur HD-Qualität bieten. Im Alltag fällt das aber weniger auf, alle drei Bildschirme sind grundsätzlich gut abzulesen und schön hell.
Die vergleichsweise günstigen Kaufpreise merkt man den drei Smartphones dann aber leider beim Prozessor an: Am schnellsten ist noch das Archos mit seinem Qualcomm Snapdragon 430 mit acht Kernen, der von satten 4 GB Arbeitsspeicher unterstützt wird, was mehr als bei vielen teureren Smartphones ist. Im Switel gibt es 3 GB und im Wileyfox 2 GB. 

Archos mit gutem Antutu-Score

Der Antutu-Benchmark verzeichnet für das Archos einen Score von knapp 36.000, was es in der unteren Mittelklasse platziert. Das Switel ist mit einer Bewertung von nur knapp 25.000 dagegen sehr langsam und liefert im 3D-Video-Benchmark eher eine Vorführung einzelner Bilder ab. Das Wileyfox hat eigentlich den gleichen Grundtyp des günstigen MediaTek-Prozessors mit vier Kernen, läuft aber dank einer etwas höheren Taktung schon im subjektiven Eindruck schneller und erreicht einen Antutu-Score von 32.000. Damit kann der Anwender alltägliche Aufgaben ohne Probleme erledigen, doch gerade die in der jungen Zielgruppe häufig vertretenen Gamer werden vermutlich lieber ein schnelleres Smartphone wählen.
Ein Highlight gibt es dann doch auch beim Switel: Der Akku hat mit 4.000 mAh für ein 5-Zoll-Gerät eine überdurchschnittliche Kapazität und hält mit einer Ladung zwei Tage durch. Da kommen die anderen Smartphones nicht mit, sie erreichen etwa einen Tag. Leider nehmen sich alle mehrere Stunden zum Laden über den Micro-USB-Stecker, von der versprochenen Schnellladefunktion des Archos haben wir kaum etwas gemerkt.
Bei den Kameras sind die Unterschiede zwischen den Preisklassen normalerweise am größten. Die drei getesteten Modelle belegen das aber nur teilweise. So sehen die Schnappschüsse der Hauptkamera des Wileyfox für ein 150-Euro-Gerät überdurchschnittlich scharf und farbecht aus, auch die Auflösung von 13 Megapixeln geht in Ordnung. Der langsame Autofokus und die Auslöseverzögerung von über einer Sekunde nerven allerdings.

Probleme bei der Switel-Kamera

Das Switel hat mit seiner 8-Megapixel-Hauptkamera vor allem Probleme, bei schon leicht schlechteren Lichtverhältnissen zu fokussieren, die Bilder werden zu schnell unscharf. Der recht helle LED-Blitz hilft zumindest im Nahbereich ein wenig. Die 5-Megapixel-Frontcam hat gerade einmal Schnappschuss-Niveau.
Die höchste Auflösung bietet das Archos mit immerhin 16 Megapixeln.
Was die Schärfe und die Lichtverwertung betrifft, liegt diese Kamera auch deutlich vor der Konkurrenz. Lediglich der Autofokus ist manchmal zu langsam und stellt nicht rechtzeitig scharf. Gefallen können aber die vielen manuellen Einstellungen. Die Franzosen verweisen mit dem Modellzusatz „Selfie“ bereits auf eine starke Frontcam, wobei Wileyfox mit 8,0 Megapixeln eine gleich hohe Auflösung bieten kann und qualitativ ähnliche Selbstporträts schießt. Doch beim Franzosen lässt sich zudem noch wie beim iPhone der Bildschirm durch ein kurzes Aufleuchten als Blitz einsetzen. 
Die Bedienung unterscheidet sich bei dem Trio ebenfalls. Am weitesten weicht Wileyfox von Android 6.0 ab, indem die Cyanogen-Benutzeroberfläche in der Version 13 aufgespielt wird. Diese hat nicht nur optische Eigenheiten wie einen Kreis statt der üblichen Batterie als Ladeanzeige oder sehr bunte Themen, sondern vor allem als positives Element eine starke Individualisierbarkeit der Bedienelemente. Archos und Switel bieten dagegen „An­droid pur“, was auch viele Anwender schätzen dürften.




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