Smartphone-Test 08.05.2015, 13:19 Uhr

HTC One M9 vs. Huawei P8: Duell der Designer

HTC und Huawei setzen bei ihren neuen Flaggschiffen One M9 und P8 vor allem auf ein edles Design. Wie sich die Geräte im Test schlagen, lesen Sie hier.
Dass sich Smartphones der oberen Preisklasse nicht mit billigen Materialien und einem Einfach-Design verkaufen lassen, haben die Hersteller inzwischen gemerkt. So konnte HTC mit seinem ersten One M7 vor zwei Jahren einen Erfolg erringen, weil die aus einem Alublock gefräste Hülle etwas völlig Neues darstellte.
Die dritte Generation namens One M9 ist zwar keine solche Revolution mehr, verfeinert aber den Edel-Look weiter. Als Herausforderer trifft es auf das bald verfügbare P8 von Huawei, das mit einem deutlich günstigeren Preis, aber einem ebenfalls aufwendigen Design den Platzhirschen Kunden abjagen soll.
HTC verlangt selbstbewusste 749 Euro für sein Flaggschiff, dafür sieht aber auch wirklich jeder Teil des Smartphones hochwertig aus. Die auf der Rückseite abgerundete Hülle aus gebürstetem Metall wird von einem eloxierten HTC-Schriftzug ­geschmückt.
Die Unterschiede zum Vorgänger sind aber gering, so dass niemand wegen des Designs umsteigen wird. Das Gewicht ist mit 157 Gramm minimal gestiegen und nur durchschnittlich. Bei den Knöpfen gibt sich HTC ebenso sparsam wie Huawei und bietet lediglich drei auf der rechten Seite des Telefons.
Der 13 Gramm leichtere Konkurrent von Huawei erinnert optisch an eine Mischung aus HTC, Apple und Sony, was ­eine durchaus reizvolle Kombination ergibt. Hier erhält der Kunde viel Metall und eine sehr solide, gerade einmal 6,4 Millimeter dicke Unibody-Hülle.
Auffällig sind die zwei Einschübe an der Seite für SIM- und MicroSD-Karten, wobei die Dual-SIM-Funktion über den Hybrid-Slot in Deutschland deaktiviert ist. Im Vergleich zur großen Linse der rückwärtigen Ka­mera des HTC fällt diese beim Huawei schön klein aus.

Satter Sound

Gut ist, dass die Designer beider Hersteller den seitlichen Display-Rahmen sehr klein gehalten haben und auch sonst die Oberflächen der Smartphones fast optimal das Display ausnutzen.
Das HTC bringt dort auch die Lautsprecherausgänge unter, was für einen überdurchschnittlichen Klang sorgt. Beim Huawei sitzen die ebenfalls guten Lautsprecher an der Unterseite neben dem Ladeanschluss.
Die IPS-Displays sind beide von hoher Qualität, was Schärfe und Farbwiedergabe betrifft; sie bieten zudem die volle HD-Auflösung. Das Huawei stellt mit 5,2 Zoll gegenüber den 5,0 Zoll des HTC noch etwas mehr Fläche bereit, ist aber nicht ganz so leuchtstark.
Auch die Leistung der Achtkernprozessoren im Benchmark-Test von Antutu ist bei beiden gut: So erreichte das P8 einen Score von rund 47.000, das HTC lag mit 46.000 fast gleichauf. Beide gehören damit zu den aktuell schnellsten Smartphones, wobei das Galaxy S6 allerdings mit über 60.000 noch ein ganz anderes Tempo vorlegt.
Doch in der Realität wird kaum ein Anwender diese Unterschiede bemerken. Beide Kontrahenten dieses Tests arbeiten auch dank jeweils 3 GB Arbeitsspeicher ohne Verzögerung. Das immer wieder im Zusammenhang mit dem Snapdragon-Prozessor im HTC berichtete Problem der starken Erhitzung der Rückseite konnten wir nicht feststellen.
Unterschiede gibt es, was die Ausstattung mit Datenspeicher betrifft: Das HTC hat hier mit 32 GB gegenüber den 16 GB des Huawei die Nase vorn, zudem schluckt sein Erweiterungs-Slot Karten mit bis zu zwei Terabyte – auch wenn es diese aktuell nur mit maximal 256 GB gibt.
Grundsätzlich ist positiv, dass beide Modelle im Gegensatz zu iPhone und Galaxy S6 überhaupt Speicherkarten-Slots haben.

HTC verzichtet auf Ultrapixel-Technologie

Zumindest bei der rückwärtigen Kamera hat sich HTC von der Ultrapixel-Technologie verabschiedet und setzt stattdessen auf einen konventionellen Knipser mit bis zu 20 Megapixel Auflösung. Das Resultat ist deutlich besser, vor allem was die Schärfe betrifft.
Auch die praktisch nicht vorhandene Auslöseverzögerung kann gefallen. Allerdings sind Fotos bei schwachem Licht immer noch nicht optimal, auch einen optischen Bildstabilisator gibt es nicht. Der Blitz, der mit zwei LEDs arbeitet, ist im Nahbereich fast schon zu hell.
Die Videoqualität, die 4K-Auflösung erreicht, ist aber sehr gut. Bei der Frontkamera kommt immer noch die Ultrapixel-Technologie zum Einsatz, die für Selfies aber trotz nur 4,1 Megapixel Auflösung meist ausreicht.
Der Konkurrent von Hua­wei setzt hier auf 8 Megapixel. Beide Geräte bieten eine Vielzahl von Modi und Einstellmöglichkeiten, die aber nicht immer sinnvoll, sondern oft eher Spielereien sind.
Die Hauptkamera des Huawei löst mit „nur“ 13 Megapixeln auf, schießt aber trotzdem sehr gute Bilder und ist vor allem in dunklen Umgebungen deutlich besser. Auch der schnelle Autofokus und der Bildstabilisator können gefallen.

Bedienung: Sense 7 vs. EMUI 3.1

Beide Smartphones sind bereits mit ­Android 5.0 ausgestattet, die hauseigenen Benutzeroberflächen Sense 7 von HTC und EMUI 3.1 von Huawei weisen aber Unterschiede auf.
So greift HTC relativ stark in die Gestaltung der Bildschirme ein beziehungsweise überlässt diese dem Anwender. Der übersichtliche Nachrichten-Stream Blinkfeed und ein Ordner, der Apps abhängig vom Ort und der Uhrzeit aktiv werden lässt, gehören zu den Pluspunkten.
Huawei setzt dagegen auf eine vereinfachte Bedienung der Standardfunktionen, und die Oberfläche erinnert vor allem bei den verschiedenen Screens, auf denen die Apps verteilt sind, stark an iOS. Ein Schönheitsfehler ist allerdings, dass EMUI offenbar im Auslieferungszustand schon satte 5 GB belegt, was fast ein Drittel des Speichers ausmacht.
Die restliche Ausstattung erfüllt vor allem beim HTC sehr hohe Ansprüche, so bietet es unter anderem einen Infrarot­sender, mit dem sich zum Beispiel Fernseher per Smartphone bedienen lassen. Auch das Huawei ist gut ausgestattet, allerdings gibt es keine Unterstützung des aktuellen WLAN-Standards 802.11ac.
Mit 2.840 mAh ist die Akkukapazität des One M9 ordentlich, im Alltagsbetrieb hielt das Smartphone rund zwei Tage mit einer Ladung durch. Das P8 hat mit 2.680 mAh etwas weniger Kapazität, in der Realität schaffte es aber einige Stunden mehr.
Zudem hat es einen Stromsparmodus, der sich sehr gut einstellen lässt und selbst den Verbrauch einzelner Apps anzeigt. Leider können beide mangels QI-Unterstützung im Gegensatz zu einigen Konkurrenten nicht drahtlos geladen werden.




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