Bilanz 12.11.2019, 10:07 Uhr

United Internet und Drillisch bleiben bei gesenkten Jahreszielen

Aufgrund des schleppenden Hardware-Geschäfts erzielt United Internet in den ersten neun Monaten nur ein moderates Umsatzplus. Unterdessen wurde bekannt, dass der Start-up-Investor Rocket Internet ein großes Aktienpaket an United Internet erworben hat.
United Internet AG, Montabaur
(Quelle: United Internet)
Der Telekommunikationskonzern United Internet hat in den ersten neun Monaten des Jahres unter anderem wegen des schleppenden Hardware-Geschäfts nur ein moderates Umsatzplus erzielt. Die Erlöse legten von Januar bis September zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf fast 3,9 Milliarden Euro zu, wie der MDax-Konzern in Montabaur mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 7,9 Prozent auf 944 Millionen Euro. Ohne die Effekte aus der neuen IFRS-Bilanzierungsregel wäre das Ebitda nur um ein halbes Prozent gestiegen.
An der Börse gab die United-Internet-Aktie am Vormittag um gut ein Prozent nach und bewegte sich damit bei den schwächeren Werten im MDax. Das Papier der Telekommunikationstochter 1&1 Drillisch landete mit einem Abschlag von 3,36 Prozent als zweitschwächster Wert noch etwas weiter hinten im etwas festeren Index für mittelgroße Unternehmen.
Bei 1&1 Drillisch stiegen die Umsätze in den ersten neun Monaten um 1,3 Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro, das Ebitda ging dabei um rund 3 Prozent auf 508,7 Millionen Euro zurück. Wegen der verstärkten Nachfrage von Bestandskunden bei LTE-Tarifen, die zu Anfang günstiger angeboten werden, wuchsen die Service-Umsätze zudem mit 3,4 Prozent nicht so stark wie im Vorjahr.
An der Ende Oktober wegen eines Rechtsstreits erneut gesenkten Gewinnprognose hielt das Management des Mutterkonzerns fest. So soll sich das Ebitda bei United Internet 2019 weiter auf 1,25 Milliarden Euro belaufen. Der Umsatz soll um rund 2 Prozent steigen. Bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen Mitte August war der Konzern allerdings auch hier bereits einmal zurückgerudert. Zur Beruhigung der Gemüter hatte das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm für bis zu 192 Millionen Euro angekündigt. Ende September hatte das Management 30,4 Millionen Aktien zurückgekauft.
United Internet machen derzeit höhere Regulierungsentgelte und Ausgaben von 1,07 Milliarden Euro für den neuen Mobilfunkstandard 5G zu schaffen. Dazu war einem Antrag auf rückwirkende Preissenkungen für den Zugang von 1&1 zum Netz der Tochter des spanischen Telekomkonzerns Telefonica entgegen der Erwartungen von Konzernchef und Großaktionär Ralph Dommermuth nicht stattgegeben worden.
Bei der US-Investmentbank Goldman Sachs machte sich angesichts der Quartalszahlen nun zumindest etwas Zuversicht breit: Mutter- und Tochterkonzern seien auf einem guten Weg, die gesunkenen Markterwartungen für das Gesamtjahr zu erfüllen, schrieb Analyst Andrew Lee in einer ersten Reaktion. Er blieb der Aktie gegenüber jedoch weiter neutral eingestellt. Auch am Kursziel von 39 Euro rüttelte er nicht.

Rocket Internet erwirbt großen Anteil an United Internet

Unterdessen wurde bekannt, dass der Start-up-Investor Rocket Internet sich mit einem größeren Aktienpaket an United Internet beteiligt hat. Mitte vergangener Woche betrugen die Stimmrechtsanteile der Berliner an dem Unternehmen aus Montabaur 5,46 Prozent, wie nun aus einer Stimmrechtsmitteilung hervorging. Das Paket hat beim derzeitigen Aktienkurs von knapp 29 Euro einen Wert von über 320 Millionen Euro. United Internet ist seit langem selbst bei Rocket Internet beteiligt und hielt nach jüngsten Angaben rund 9 Prozent an dem Unternehmen, das 2016 an die Börse ging.
United Internethält auch knapp 29 Prozent am Kabelkonzern Tele Columbus, bei dem im Oktober auch Rocket Internet mit gut 12 Prozent eingestiegen war. Seit Jahren gibt es am Markt Spekulationen, wonach United-Internet-Chef Ralph Dommermuth den vor allem im Osten Deutschlands starken Kabelkonzern ganz schlucken könnte. Würde United Internet die Schwelle von 30 Prozent überschreiten, müsste der Konzern ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre machen.
Zuletzt lag der Großaktionär aber mit dem Tele-Columbus-Management eher im Clinch. Gestritten wurde über die jüngsten Geschäftszahlen und die Besetzung des Aufsichtsrates, bei der sich Dommermuth letztlich durchsetzen konnte. United Internet gibt öffentlich an, dass es sich bei Tele Columbus um eine Finanzbeteiligung handelt.

Ausbau der Internet-Anwendungen für Gewerbekunden

United Internet plant zudem seit längerem, die eigenen Geschäfte mit Internet-Anwendungen für Gewerbekunden kräftig auszubauen und womöglich an die Börse zu bringen. Dazu war vor drei Jahren der Finanzinvestor Warburg Pincus in der Sparte mit einem Drittel eingestiegen. In der Zwischenzeit hat United Internet aber eher mit der Übernahme und der Integration des Mobilfunkanbieters Drillisch zu tun gehabt. Dommermuth gehören 40 Prozent der United-Internet-Aktien.
Rocket Internet bekommt die Papiere zu einem günstigen Zeitpunkt, die United-Internet-Aktien haben seit Mitte 2018 kräftig an Wert verloren, als sie noch fast 60 Euro wert waren. Die teure Frequenzauktion, bei der die Telekomsparte 1&1 Drillisch Lizenzen ergatterte, sowie das für Anleger unklare künftige Geschäftsmodell hatten für Verunsicherung gesorgt.




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