Es kann jeden treffen

Streben nach Leistung

Die Ursachen seines eigenen Absturzes ließen sich ohne Weiteres auf andere Burn-out-Fälle übertragen, so Wolter-Roessler. An erster Stelle nennt er dabei das immer stärkere Streben nach Leistung, Geld oder Anerkennung. Dieses Streben kann zum einen vom Betroffenen selbst ausgehen, wie in Wolter-Roesslers Fall, in den meisten Fällen ist es jedoch aufgezwungen, durch den Job im Allgemeinen oder den Vorgesetzten im Speziellen. „Burn-out ist eigentlich ein Problem der Arbeitswelt“, heißt es denn auch in einem entsprechenden Fachartikel des Deutschen Ärzteblatts vom April 2012.
„Die häufigste Ursache ist eine längerfristige Stressbelastung durch andauernd überhöhten Arbeitsaufwand“, erklärt der Arzt Ulrich Palm von der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität im Gespräch mit Telecom Handel. Die Ruhe- und Urlaubszeiten reichten dann nicht mehr aus, das erhöhte Anspannungsniveau abzubauen, so Palm weiter.
Dieser dauernden Anspannung sehen sich auch immer mehr TK-Reseller ausgesetzt, beispielsweise wenn sie trotz anhaltender Kundenflaute strenge Zielvorgaben erfüllen müssen, um ihren Partnerstatus beim Distributor oder Hersteller nicht zu verlieren.  Die Gefahr eines Burn-out geht in diesem Fall nicht von zu langen Arbeitszeiten aus, sondern vielmehr von dem Gefühl, die gesteckten Ziele nicht erreichen zu können. Vielfach wird dieses Gefühl auch mit nach Hause „geschleppt“, die Betroffenen können nicht richtig abschalten. Die ständige Erreichbarkeit durch Telefon, Mail oder Social Media tut ihr Übriges dazu, dass die sogenannte Work-Life-Balance, also das gesunde Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, nicht mehr hergestellt werden kann.