Rezession 27.07.2009, 14:32 Uhr

So meistern Händler die Krise

Die Wirtschaftskrise ist in aller Munde und (leider) auch schon bei vielen Händlern angekommen – Telecom Handel hat bei Lesern nachgefragt, wie diese die Krise erleben und mit welcher Strategie sie der negativen Entwicklung entgegenwirken
Schon seit Monaten beherrschen Schlagzeilen zum Thema Wirtschaftskrise weltweit die Medien. Kurzarbeit, Insolvenzen und Umsatzeinbrüche – beinahe jeden Tag gibt es neue Hiobsbotschaften, und ein Ende scheint noch nicht in Sicht. Vorläufig letzter trauriger Höhepunkt: die Arcandor-Pleite.
Doch während die „Großen“ gerne nach Staatshilfen rufen, sobald ihnen das Wasser bis zum Halse steht, müssen sich die „Kleinen“ schon selbst aus dem Schlamassel ziehen. Besser wäre natürlich, gar nicht erst in eine Notlage zu geraten. Aber das ist leichter gesagt als getan. Viele Händler haben aufgrund der Wirtschaftskrise teilweise gravierende Umsatzeinbrüche zu beklagen – egal ob im Privat- oder im Geschäftskundenbereich.
Telecom Handel wollte wissen, wie es dem Fachhandel derzeit wirklich geht, und hat bei seinen Lesern nachgefragt. Lesen Sie, wie Händler die Krise erleben und welche Strategien sie entwickeln, um Umsätze zu generieren und ausreichend Marge zu machen.

Rezession: So meistern Händler die Krise (Teil 2)

„Wir merken überhaupt nichts von der Wirtschaftskrise. Im vergangenen Jahr konnten wir unsere Umsätze gegenüber dem Vorjahr verdoppeln, und in diesem Jahr gab es bisher keinen Einbruch. Wir werden sogar im August unsere 16. Niederlassung eröffnen. Das ist alles schon in trockenen Tüchern. Unsere Strategie: Wir setzen auf flache Hierarchien und gut geschultes, motiviertes Personal. Wer nicht begeistert bei der Sache ist, der passt nicht in unser Team. In den Shops legen wir Wert darauf, dass alles sauber und ordentlich ist. Da darf nichts rumliegen, die Blisterwand muss immer voll sein.
Wir wollen, dass sich der Kunde bei uns wohlfühlt. Deswegen beraten unsere Mitarbeiter vor dem Tresen. Außerdem legen wir Wert auf eine ehrliche Beratung. Der Kunde soll ein Produkt bekommen, das wirklich zu ihm passt, ohne versteckte Haken und Ösen. Kundenzufriedenheit ist bei uns das A und O. Zufriedene Kunden kommen nicht nur wieder, sie empfehlen uns auch weiter. Und wir wollen unseren Kunden etwas Ausgefallenes bieten, nichts Abgedroschenes.
Langweilige Angebote gibt es genug am Markt, wir wollen, dass der Kunde Spaß hat. Zum Beispiel haben wir schon Aktionen gemacht, bei denen Kunden für einen geworbenen Kunden einen Gutschein für einen Tauchschnupperkurs oder einen kurzen Rundflug über Leipzig bekommen haben. Das kostet uns nicht viel, und so heben wir uns von der Konkurrenz ab. Die Resonanz bei den Kunden auf solche Aktionen ist hervorragend.“
Marini CTT Tuning (Leipzig)
www.marinituning.de

Rezession: So meistern Händler die Krise (Teil 3)

„Mein Geschäftspartner und ich haben unseren Mobilfunkshop Mitte letzten Jahres eröffnet. Angelaufen ist unser Geschäft gut, obwohl etwas weniger Laufkundschaft kam als ursprünglich erwartet. Seit es mit der Krise losging, merken wir eine Verschlechterung. Es kommen zwar nicht weniger Leute in den Laden, aber die Kunden zögern mehr als früher. Außerdem wollen sie weniger Verträge, sondern lieber Prepaid-Karten.
Auch gebrauchte Handys werden bei uns gut nachgefragt. Das Geld sitzt bei den Leuten einfach nicht mehr so locker wie früher. Um neue Kunden in den Laden zu locken, setzen wir vor allem auf Werbung. Wir schalten oft Anzeigen in lokalen Anzeigenblättern und verteilen regelmäßig Flyer im gesamten Umkreis.“
Handyfreund (Unterhaching)
www.handyfreund.com

Rezession: So meistern Händler die Krise (Teil 4)

„Eine drastische Verschlechterung haben wir schon gemerkt, als es vor ein paar Jahren mit Ebay so richtig losging. Aber auch die Wirtschaftskrise merken wir nun deutlich. Die Kunden sind zurückhaltender und kleinlicher geworden. Ist ja auch verständlich, dass die Leute sparen. Bei vielen ist das Geld nicht mehr so da. Trotzdem ist unser Geschäft gesund. Wenn man mit Engagement und Spaß dabei ist, dann kann man auch noch was verdienen.
Mir gefällt, was ich hier mache. Der direkte Kontakt mit dem Kunden macht mir einfach Spaß. Natürlich darf auch die kompetente Beratung des Kunden nicht zu kurz kommen. Auch Ehrlichkeit und ein vernünftiger Service sind unerlässlich.
Was eigentlich schon immer selbstverständlich war, das wird jetzt entscheidend, um sich dauerhaft gegen den Wettbewerb durchzusetzen. Neben Gebraucht-Handys haben wir auch Zubehör im Sortiment. Das ist komplikationslos und bringt Marge. Man muss aber gerade in Krisenzeiten auch mal etwas riskieren. Deshalb sind in naher Zukunft weitere Second-Handy-Läden und Netzbetreiber-Shops geplant.“
Second Handy ( München)
www.second-handy.de

Rezession: So meistern Händler die Krise (Teil 5)

„Eines ist sicher: Früher haben sich die Kunden schneller zu einem Kauf entschlossen. Grundsätzlich hinterfragen die Kunden jetzt mehr und überlegen länger, bevor sie dann wirklich Geld ausgeben. Um Neukunden zu gewinnen, habe ich mir etwas Besonderes einfallen lassen. Ich schreibe die Vorstände der hiesigen Sportvereine an und unterbreite ihnen ein Spezialangebot: Für jeden Vertrag, der auf Empfehlung des Vorstands bei mir abgeschlossen wird, bekommt der Verein einen finanziellen Bonus.
Auch der neue Kunde bekommt eine Gutschrift. Bei Portierung einer Mobilfunknummer übernehme ich außerdem einen Teil der Kosten. Zudem bekommen die Vereinsmitglieder gestaffelte Rabatte beim Kauf von Navigationssystemen. Das funktioniert super, daher möchte ich diese Angebote auf alle Vereine hier im Umkreis ausweiten.“
Mobilfunk Stadter (Frankendorf-Buttenheim)

Rezession: So meistern Händler die Krise (Teil 6)

„Wir installieren, warten und verwalten Backoffice-Netzwerkstrukturen in Unternehmen und spüren die Krise inzwischen sehr deutlich. Die meisten unserer Kunden sind in einem Bereich tätig, der besonders hart von der Wirtschaftskrise getroffen wurde – der Automobilbranche. Viele befinden sich momentan in einer nicht einfachen Situation. Sie beschränken sich deswegen mit Ausgaben auf das Nötigste. Seit Mai gibt es nochmals eine merkliche Verschlechterung bei den Umsätzen mit Investitionsgütern. Das liegt vor allem daran, dass bei uns der Bereich Ersatz- und Neuinvestitionen um die Hälfte zurückgegangen ist.
Auch Ausfälle durch Insolvenzen hatten wir in jüngster Zeit. Ausgewählten Bestandskunden räumen wir derzeit ein längeres Zahlungsziel ein oder vereinbaren Ratenzahlungen. Das tut uns zwar auch weh, aber letztendlich haben wir nichts davon, wenn ein Kunde in Insolvenz gehen muss. Man muss jetzt tolerant und partnerschaftlich sein gegenüber den Kunden, sonst wandern diese spätestens dann ab, wenn es mit der Wirtschaft wieder bergauf geht. Damit bei uns trotz allem die Kasse stimmt, setzen wir verstärkt auf Servicedienstleistungen. Was nicht ersetzt wird, muss schließlich gewartet werden.
Momentan zahlen die Unternehmen lieber mehr für die Wartung ihrer Netzwerkstruktur, als in eine neue zu investieren. Eine Chance für uns, weiterhin genügend Umsatz zu machen. Spezialisierung allein nutzt heutzutage nichts. Wichtig ist, die eigenen Stärken zu analysieren und dann herauszufinden, was der Kunde braucht. Aus diesen Komponenten gilt es, das passende Geschäftsmodell zu entwickeln.“
PT&W (Igensdorf)
www.ipworks.de