Corona-Krise 09.11.2020, 17:02 Uhr

Weihnachtsgeschäft: Überlebenskampf der Innenstädte

Auch in diesem Jahr werden die Verbraucher für das Weihnachtsfest wieder tief in die Tasche greifen. Doch profitieren dürfte vor allem der Online-Handel. Viele Innenstadt-Händler kämpfen dagegen ums Überleben.
Der Einzelhandel hat zwar geöffnet, doch viele Kunden bleiben wegen Corona lieber daheim
(Quelle: Halfpoint/Shutterstock)
Alarmstimmung im Einzelhandel: Die Verbraucher hamstern im Corona-Herbst zwar wieder Toilettenpapier und stocken die Vorräte an Desinfektionsmitteln auf. Doch in den Einkaufsstraßen vieler Innenstädte herrscht gähnende Leere. Die Schließung von Kneipen, Restaurants, Kinos, Theatern und Fitnessstudios lässt auch die Besucherzahlen in Elektronikmärkten, Modeläden und Buchhandlungen schwinden.
"Das Gesicht vieler Städte wird sich massiv verändern. Manche Innenstädte wird es unter Umständen nicht mehr geben", warnte bereits der Präsident des Handelsverbandes Textil (BTE), Steffen Jost.
Allein steht er mit dieser Einschätzung nicht. "Der Handel in den Innenstädten darf zwar öffnen, gleichzeitig appelliert die Politik aber an die Kunden, zu Hause zu bleiben. In der Folge können die Geschäfte mit Blick auf extrem sinkende Kundenfrequenzen vielerorts wirtschaftlich nicht mehr überleben", urteilte auch der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth. Bis zu 50.000 Geschäfte seien in ihrer Existenz gefährdet, warnte er.

Konsumstimmung besser als erwartet

Dabei ist die Konsumstimmung in Deutschland eigentlich gar nicht so schlecht. Trotz Corona rechnet der HDE in diesem Jahr im Weihnachtsgeschäft mit Umsätzen von rund 1,4 Milliarden Euro. Das entspräche einem Plus von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Nach einer repräsentativen HDE-Umfrage wollen die Bundesbürger - Corona hin oder her - in diesem Jahr pro Kopf ähnlich viel für Weihnachtsgeschenke ausgeben wie 2019: nämlich rund 245 Euro pro Kopf. Doch dürfte ganz anders eingekauft werden als noch vor einem Jahr. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, sie werde in diesem Jahr "wegen der Coronakrise seltener für Weihnachten einkaufen gehen". Und immerhin 44 Prozent kündigten an, sie würden die "Weihnachtseinkäufe verstärkt online tätigen".

Profiteur Online-Handel

Profitieren dürfte von der ungebrochenen Kauflust deshalb vor allem der Online-Handel. "Die Kunden kaufen auch in der Corona-Krise Geschenke, sie shoppen, aber deutlich mehr online und gehen seltener in die Innenstädte", sagte Genth. Im Online-Handel erwartet der HDE deshalb im Weihnachtsgeschäft Umsatzsteigerungen um 19 Prozent auf 17,5 Milliarden Euro.
Der HDE forderte die Bundesregierung angesichts der Branchenprobleme auf, ihr aktuelles Nothilfeprogramm für geschlossene Gastronomie- und Hotelbetriebe auch für Einzelhändler zu öffnen und die Schwelle für den Bezug von Überbrückungshilfen durch den Einzelhandel zu senken. Die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, Sabine Hagmann, appellierte außerdem an die Verbraucher: "Gehen Sie einkaufen!"




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