Interview 15.12.2022, 13:42 Uhr

So erreicht man die Generation Z

Auf der Communicate! fand der erste Live-Podcast des Sales Circle von Robin Engelbrecht und Lukas Götting statt. Ihr Gast Jason Modemann, Gründer der Social-Media-Agentur Mawave, gab Tipps, wie man die Generation Z als Händler am besten erreichen kann.
Robin Engelbrecht vom Podcast "Sales Circle" im Gespräch mit Jason Modemann, Gründer von Mawave (li.)
(Quelle: Jacklinfotos.com)
Wie definiert man die Generation Z?
Jason Modemann: Ich falle mit 25 Jahren gerade noch in diese Bezeichnung. Man umschreibt damit eine Generation, die bereits mit Social Media, Smartphone und so weiter aufgewachsen ist. Vor uns war die sogenannte Generation Y, das sind diejenigen, die sich beispielsweise noch bewusst an den 11. September 2001 erinnern können. 
Social Media ist das Stichwort. Viele aus den Vorgängergenerationen mussten sich teilweise erst in dieses Thema einarbeiten, und manchmal hat man auch den Eindruck, sie verstehen es immer noch nicht zu 100 Prozent …
Modemann: Das kann ich auf jeden Fall unterschreiben. Man merkt sehr schnell, wer ‚native‘ in diesem Bereich ist und wer nicht. Der Beratungsbedarf hier ist enorm, deshalb haben wir vor rund vier Jahren auch eine ­eigene Agentur namens Mawave gegründet, um Brands im Bereich Social Media zu unterstützen. Inzwischen verfolgen wir diese Mission als 75-köpfiges Team.
Wie äußern sich die Unterschiede von Generation X oder Y zur Generation Z bei Social Media?
Modemann: Ein wesentlicher Punkt ist das Engagement. Meine Eltern beispielsweise sind zwar auch sehr aktiv auf Instagram und so weiter, sie interagieren aber viel weniger als meine Generation. Man kann also sagen: Wenn ein Post viral geht, dann hat er den Nerv der Generation Z getroffen. 
Was bedeutet das für unsere Branche, also beispielsweise, wenn ich als Händler Posts mache?
Modemann: Als Brand auf Social Media muss ich dafür sorgen, dass meine Posts die Leute erreichen, die dann auch interagieren und die Message weitertragen. Auch wenn ich eher eine ältere Zielgruppe erreichen will, sollte ich meine Posts zusätzlich auch auf die Generation Z hin ausrichten, denn nur so bekomme ich mehr Reichweite und meine Posts werden auch neuen Usern gezeigt. Außerdem empfehle ich, das Wort ­‚Social‘ in Social Media ernster zu nehmen, als es viele heute tun. Es reicht nicht, wenn ich ein schickes Firmenprofil auf Instagram, LinkedIn und so weiter habe – ich muss auch selbst wie eine Person an Social Media teilnehmen und aktiv sein, also teilen, liken und vor allem kommentieren. Nur so funktioniert es und ist glaubwürdig.
Die Generation Z zu verstehen, ist aber auch in anderer Hinsicht ein wichtiger Faktor: wenn ich Nachwuchs für mein Unternehmen suche.
Modemann: Absolut, und auch hier ist es von Vorteil, wenn man die Bedürfnisse dieser Generation kennt – und weiß, was ihnen nicht so wichtig ist. Bei uns beispielsweise ist das Durchschnittsalter 24 Jahre. Wenn ich morgen sagen würde, alle bei Mawave müssen wieder fünf Tage die Woche zwingend ins Office – dann könnte ich den Laden dichtmachen. Ein Punkt, worauf Gen Z, und damit auch meine Mitarbeitenden, ex­trem Wert legen, ist also Flexibilität, aber auch der Spirit oder die Kultur, die in einem Unternehmen herrscht, und ob sie tatsächlich gelebt wird. Es kommt nicht mehr nur auf das Gehalt an. Eine Tankkarte für meine Mitarbeiter ist schön und gut, aber wenn die Stimmung im Team oder zwischen Chef und Mitarbeitern mies ist, wird keiner aus der Generation Z lange bleiben. 
Das ist in einem Start-up wie Mawave aber natürlich deutlich einfacher als in einem Unternehmen, das schon jahrelang existiert, wo sich Hierarchien gebildet haben und sicher auch viele ältere Kollegen arbeiten …
Modemann: Sicher, das ist eine echte Herausforderung für jedes Team. Aber als Chef muss ich immer schauen, dass ich eine gute Stimmung im Team habe – und dazu muss ich verstehen, was meine Mitarbeiter beschäftigt, worauf sie Wert legen und worauf nicht. Man kann aber ohnehin nicht pauschal sagen, dass jeder oder jede meiner Generation diese oder jene Bedürfnisse hat. Klar gibt es Tendenzen, aber ich muss mich natürlich mit jedem Teammitglied individuell befassen. 
Man liest immer wieder von Firmenchefs, die sich weigern, Menschen der Generation Z einzustellen, weil sie zu freiheitsliebend seien oder nicht mehr richtig zu arbeiten verstehen. Woher kommen diese Vorurteile?
Modemann: Zunächst mal möchte ich sagen, dass ich solchen Unternehmen maximal noch drei Jahre gebe, dann sind die weg vom Markt. Allgemein kommen diese Vorurteile aber sicher daher, dass die Menschen nicht zuhören oder sich kategorisch weigern, sich mit den Themen meiner Generation zu beschäftigen. Viele aus meiner Generation sind bereits als junge Leute deutlich selbstständiger und meinungsstärker als andere – und damit kommt so mancher einfach nicht zurecht und macht komplett zu.
Welche konkreten Tipps kann man Unternehmen geben, wenn sie junge Menschen ansprechen wollen – egal ob als Kunden oder als Mitarbeiter?
Modemann: Mein Rat: Fragt sie einfach. Jeder hat doch Kontakt zu jüngeren Leuten, egal ob in der Familie oder im Freundeskreis. Als Betreiber eines Shops kann ich einfach meine Mitarbeiter fragen. Unter Umständen kann mir da der Student, der 15 Stunden die Woche bei mir Handys verkauft, mehr Input für meine Social-Media-Strategie geben als ein wahnsinnig teures Seminar, auf das ich meine Mitarbeiter schicke und dessen Inhalte nach einer Woche wieder vergessen sind. Wieso also nicht den Azubi, den Studenten oder einfach das jüngste Teammitglied zum Social-Media-Beauftragten machen? Unsere Generation merkt es sofort, wenn jemand Social Media nicht lebt, sondern nur streng nach Vorgabe postet, liked und so weiter.
Robin Engelbrecht und Lukas Götting betreiben den Podcast Sales Circle. In den wöchentlich erscheinenden Folgen sprechen sie über Vertrieb und Unternehmertum und haben Gäste wie Gründer, C-Levels oder Führungskräfte aus unterschiedlichsten Branchen zu Gast. Wer die Communicate!-Ausgabe – und alle anderen Folgen – nachhören möchte: www.salescirclepodcast.de




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