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Sanierung 26.08.2025, 16:11 Uhr

Kathrein will nach Insolvenz weitermachen

Die Kathrein-Gruppe steckt in der Insolvenz, doch der Geschäftsbetrieb läuft weiter. Während für mehrere Gesellschaften Investoren gesucht werden, ist die Broadcast-Sparte bereits verkauft und soll künftig eigenständig fortgeführt werden.
Ehemaliges Hauptgebäude von Kathrein in Rosenheim
(Quelle: Rufus46 / Wikimedia Commons)
Nach der Insolvenz von Auerswald hat es mit Kathrein einen weiteren Traditionshersteller getroffen. Im August stellten nacheinander die Kathrein SE (5. August), die Kathrein Electronics GmbH (11. August) sowie die Kathrein Digital Systems GmbH (18. August) einen Antrag auf Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens. Unter dem Dach der Electronics sind auch Kathrein Solutions und Kathrein Sachsen gebündelt. Insgesamt sind an den süddeutschen Standorten der Gruppe mehr als 100 Beschäftigte betroffen. Ihre Gehälter übernimmt zunächst die Bundesagentur für Arbeit über das Insolvenzgeld.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Rosenheim Rechtsanwalt Michael Verken von der Kanzlei Anchor. Gemeinsam mit den Geschäftsführungen will er die Abläufe stabilisieren und einen strukturierten Investorenprozess aufsetzen. Nach Angaben der Kanzlei gibt es bereits erste Interessensbekundungen.

Broadcast bereits mit Investor

Ein Bereich ist bereits aus der Krise geführt: Die Kathrein Broadcast GmbH hatte im März Insolvenz angemeldet, das Verfahren wurde am 1. Juni eröffnet. Mittlerweile wurde ein Investor gefunden. Ein Konsortium um die Münchner Beteiligungsgesellschaft Lenbach Capital übernimmt sämtliche Anteile, angeführt von Firmengründer Hans Liebler. Damit ist Kathrein Broadcast künftig nicht mehr Teil der Gruppe.

Das Unternehmen betont, für Kunden und Partner leistungsfähig zu bleiben. „Die neue Eigentümerstruktur schafft Stabilität und neue Perspektiven“, erklärte Jörg Lippert, designierter Geschäftsführer der Broadcast-Sparte.

Ursachen und Perspektiven

Kathrein ist seit über 100 Jahren am Markt und bietet ein breites technisches Spektrum – von Hochfrequenz- und Rundfunktechnik über Netzwerktechnik und digitale Empfangssysteme bis hin zu AutoID-Anwendungen, E-Mobility-Lösungen und Produkten für die Gebäudeinstallation. Entwicklung und Fertigung erfolgen weitgehend in Deutschland, ergänzt um internationale Standorte.
Die Gruppe hatte zuletzt mit Umsatzrückgängen durch die weltweiten Krisen zu kämpfen. Als entscheidender Grund gelten jedoch Altlasten aus früheren Restrukturierungen. Diese hätten über Jahre hinweg Ressourcen gebunden und seien nicht schnell genug abgeschlossen worden, hieß es in einer Mitteilung von Anchor.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Verken betonte nach Gesprächen mit Beschäftigten, Kunden und Partnern, dass der Geschäftsbetrieb stabilisiert sei und die Versorgung gesichert werde. Ziel sei es nun, Investoren zu finden und die Traditionsmarke Kathrein in eine tragfähige Zukunft zu führen. Erste Gespräche mit Interessenten laufen bereits, ein strukturierter Prozess soll in den kommenden Tagen starten.
Schon in den Jahren zuvor hatte Kathrein Geschäftsbereiche abgegeben. 2019 verkaufte das Unternehmen sein weltweites Antennen- und Filtergeschäft mit rund 4.000 Beschäftigten an den schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson. Zuvor war bereits der Bereich Fahrzeugantennen an Continental gegangen. Im Konzern verblieben damit Rundfunktechnik, Satellitenempfang und weitere Geschäftsfelder, also genau jene Bereiche, die nun von der Insolvenz betroffen sind.




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