Lizenzstreitigkeiten 21.10.2022, 09:53 Uhr

Netzwerkausrüster Nokia mit durchwachsenem Quartal

Wegen anhaltender Lizenzstreitigkeiten mit chinesischen Smartphone-Herstellern steht der finnische Netzwerkausrüster unter Druck.
(Quelle: kovop58/Shutterstock)
Der Netzwerkausrüster Nokia kann sich zwar weiter auf den schwungvollen Ausbau der Mobilfunknetze seiner Kunden verlassen - die schwächelnde Lizenzsparte macht bei den Finnen aber weiter Probleme. Einige Investoren hatten sich die Lösung laufender Rechtsstreitigkeiten samt der Verlängerung von Vereinbarungen erhofft - doch das Geschäft mit Patenten und Lizenzen zog den Konzern nach wie vor in Mitleidenschaft. Dass das Unternehmen insgesamt mehr Geschäft reinholte als gedacht, konnte angesichts enttäuschender operativer Ergebnisse den Aktienkurs nicht beflügeln.
Das Papier büßte daraufhin rund 5 Prozent an Wert ein. Der jüngste Aufwärtstrend wurde damit jäh unterbrochen. In diesem Jahr hat die Aktie knapp ein Fünftel an Wert verloren. Dass Nokia bei der operativen Gewinnmarge enttäuschte, begründete Jefferies-Analyst Janardan Menon mit den ausbleibenden Vertragsabschlüssen rund um Patente mit den chinesischen Smartphone-Herstellern Vivo und Oppo. Die restlichen Sparten hätten besser oder wie erwartet abgeschnitten.
In Deutschland wurden Smartphone-Verkäufe von Oppo und der Schwestermarke Oneplus wegen der Patentstreitigkeiten gar gestoppt. Gefährdet sind auch die Marken Vivo und Realme, die wie Oppo und Oneplus zum chinesischen BBK-Konzern gehören. Nokia zählt gegen Oppo, Oneplus und Realme derzeit mehr als 30 laufende Verfahren in Europa und Asien - dabei geht es um Technik rund um Mobilfunkstandards, Sicherheits- und Bedienungsfunktionen. Oppo und Vivo haben ihrerseits Schritte gegen Nokia eingeleitet. Im Kern geht es darum, dass BBK für seine Marken pro Smartphone Lizenzgebühren zahlen soll, um Nokias 4G/5G-Technik zu nutzen.

Ausbleibende Lizenzgebühren belasten Ergebnis

Bleiben Lizenzgebühren aus, macht sich das im Ergebnis besonders schmerzhaft bemerkbar, denn auf das Geschäft entfallen kaum laufende Kosten: Nokia rechnet in der betreffenden Technologies-Sparte dieses Jahr mit operativen Margen von über 75 Prozent.
Im dritten Quartal zog der Gesamtumsatz des Netzwerkausrüsters um 16 Prozent auf 6,24 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen in Espoo mitteilte. Bereinigt um die vorteilhafte Wirkung des schwachen Euro lag das Plus immer noch bei 6 Prozent. Die Entwicklung übertraf die Schätzungen von Analysten. Der Umsatz mit Mobilfunknetzwerken legte insgesamt um ein knappes Viertel zu. Die Nachfrage bleibe stark, und die Lieferschwierigkeiten legten sich allmählich, hieß es von den Finnen.
Auf Konzernebene sackte die bereinigte operative Marge aber um 1,2 Prozentpunkte auf 10,5 Prozent ab. Vor Sonderposten, Zinsen und Steuern verdiente das Unternehmen mit 658 Millionen Euro daher trotz des deutlichen Umsatzanstiegs nur 4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das war auch merklich weniger, als Experten auf dem Zettel hatten. Unter dem Strich zog der Gewinn um 22 Prozent auf 428 Millionen Euro an - darin kam auch die positive Neubewertung von Währungssicherungsgeschäften zum Tragen.
Die Jahresprognosen für den währungsbereinigten Umsatz und die operative Marge bestätigte das Management um Chef Pekka Lundmark. Da die Wechselkurse aber mehr Rückenwind liefern als zuvor gedacht, geht Nokia in absoluten Zahlen nun von 23,9 bis 25,1 Milliarden Euro Erlös aus statt bisher 23,5 bis 24,7 Milliarden. Bei der Marge strebt Nokia weiter 11 bis 13,5 Prozent an.
Er erkenne die wachsende wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit, wenn er auf die Zeit nach 2022 blicke, sagte Lundmark. Das könne zwar einen Einfluss auf das Investitionsverhalten der Kunden haben. Derzeit gehe das Unternehmen aber von einem währungsbereinigten Wachstum auch 2023 aus. Unter anderem das anrollende 5G-Geschäft in Indien dürfte Nokia einen Vorsprung vor dem Gesamtmarkt verschaffen.




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