Ein 3D-GPS für die virtuelle Welt

Virtuelle Welt in der AR-Cloud

Quelle: Splendid Research
Augmented Reality ist generell noch ein sehr fragmentiertes Feld, was es schwierig macht, das Potenzial auszudehnen. Seit einigen Monaten geistert jedoch ein neues Schlagwort durch die IT-Welt: die AR-Cloud - ein Begriff, den Ori Inbar, Gründer der Messe „Augmented World Expo“ (AWE), im September 2017 in einem Blogbeitrag prägte. Unter der AR-Cloud kann man sich eine dreidimensionale Weltkarte vorstellen, die in Echtzeit aktualisiert wird und die sowohl Menschen als auch Maschinen verstehen und nutzen können. So entsteht ein digitaler Entwurf der physischen Realität, der für alle Nutzer einheitlich bleibt. Die AR-Cloud ist also für Augmented Reality in etwa das, was GPS für Smartphones ist: ein Orientierungssystem. Anders als GPS orientiert sich die AR-Cloud jedoch nicht nur zweidimensional, sondern legt sich wie ein dreidimensionales Gitternetz über die Welt. In dieses Gitternetz können AR-Anwendungen millimetergenau digitale Objekte einbetten, die alle Teilnehmer der AR-Cloud sehen. Sie ist somit eine Art digitaler Zwilling der Welt. Inbar ist der Ansicht, dass die AR-Cloud in Zukunft die wichtigste Software-Infrastruktur im Computing sein wird. Die grundlegende Funktion der AR-Cloud-Technologie besteht zusammengefasst also darin, AR-Geräten ihre genaue Position und Ausrichtung im Verhältnis zur physischen Welt zu übermitteln, indem diese das, was sie durch ihre Kameras beobachten, mit einer Darstellung der in der Cloud gespeicherten Welt im Maßstab 1:1 abgleichen. So kann eine AR-Cloud ein Gerüst für einen programmierbaren Raum bereitstellen, der jedem Benutzer auf jeder Plattform zur Verfügung steht.
Eine Crux ist die Geschwindigkeit, wie Rüdiger Sprengard von Schott einräumt: „Für die Vision einer AR-Cloud sind leistungsstarke Mobilfunknetzwerke wie 5G notwendig, da AR-Anwendungen nicht nur eine einfache Einblendung von bestimmten Informationen in das Gesichtsfeld des Nutzers sind, sondern eine interaktive Überlagerung von realer und virtueller Welt stattfindet. Um das in Echtzeit zu ermöglichen, müssen Daten der Kamera in Echtzeit analysiert werden, damit sich die virtuellen Bilder in die reale Umgebung einpassen lassen.“
Die AR-Cloud wird eine Reihe neuer Anwendungsfälle in Unternehmen schaffen und es Mitarbeitern erlauben, präziser und ortsspezifischer zu kommunizieren. Mehrere auf die AR-Cloud-Entwicklung spezialisierte Start-ups konnten in den vergangenen Monaten den Stealth-Modus hinter sich lassen, so etwa das Berliner Start-up Visualix, das Anwendungen für visuelles Mapping und Lokalisierung programmiert.
Um wirklich nützlich zu sein, muss diese visuelle Identifikation nicht nur an einer Handvoll Gebäuden und Umgebungen funktionieren, sondern in der gesamten sichtbaren Welt - und das geräteübergreifend wie das Internet. Fragt sich nur: Wer wird für die Katalogisierung und die Organisation dieser Informationen zuständig sein, und wem gehören all die Daten? Wem gehört der digitale 3D-Raum eines real existierenden Gebäudes, etwa eines Unternehmens? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Open AR Cloud Organization (OARC), die auf der „Augmented World Expo EU“ vergangenen Oktober in München ins Leben gerufen worden ist.



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