Viel hilft viel 27.09.2018, 12:50 Uhr

Die neuen iPhones im Test

Mit den neuen iPhone-XS-Modellen stößt Apple in neue Preisdimensionen vor. Die Smartphones müssen im Test zeigen, ob die Preise gerechtfertigt sind. 
(Quelle: Apple)
Es geht immer noch ein bisschen mehr: Wer dachte, Apple hätte mit dem ­iPhone X bei der Markteinführung mit 1.149 und 1.319 Euro eine kaum zu steigernde Höchstmarke gesetzt, wird mit den nun verfügbaren überarbeiteten XS-Modellen eines Besseren belehrt. Denn das Modell XS kostet zwar in der günstigsten Version mit 64 GB Speicher 1.149 Euro – so viel wie der Vorgänger –, die teuerste Variante als XS Max mit 512 GB schlägt aber mit 1.649 Euro zu Buche. Wir haben bei beiden neuen iPhones getestet, wie gut das viele Geld angelegt ist.
Apple hat mit der Einführung des X erklärt, dass dessen Design für die nächste Zeit bestimmend sein würde, und die XS-Modelle als Nachfolger belegen dies. Denn es gibt beim Gehäuse aus gehärtetem Glas mit einem Metallrahmen kaum Unterschiede, aber zumindest mit Gold eine neue Farbe für Rahmen und Rückseite. Nichts geändert hat sich leider an der Platzierung des Kameramoduls, das aus der Rückseite herausragt, was das Smartphone nicht glatt auf dem Tisch aufliegen lässt. 
Auch das Display-Layout mit der breiten Notch am oberen Rand hat sich nicht geändert. Das OLED-Display ist bei beiden Versionen von gewohnt hoher Qualität, die Auflösung und die Dimensionen haben sich bei der Basisversion mit 5,8 Zoll nicht geändert. Neu ist aber die gigantische Fläche, die in der Max-Version mit 6,5 Zoll Diagonale zur Verfügung steht. Damit ist das Betrachten von Webseiten und Videos ein großes Vergnügen, zu dem auch die in Klang und Lautstärke verbesserten Stereo-Lautsprecher beitragen. 
Im Gegensatz zu früheren Generationen haben die kleine und die Max-Version die gleichen Kameras, die jeweils zwei Linsen mit 12 Megapixel verwenden. 
Quelle: Apple
Mit 208 Gramm ist das Max auch ein echtes Schwergewicht, zumindest haben sich die Dimensionen durch das neue Display gegenüber dem iPhone 8 Max nicht verändert, obwohl viel mehr Fläche auf dem Bildschirm zur Verfügung steht. Dennoch wird das etlichen Usern zu viel Gewicht sein, auch lässt sich das Smartphone kaum mit einer Hand bedienen.
Leicht von IP67 auf IP68 erhöht wurde die Schutzklasse, was bedeutet, dass die neuen Modelle in bis zu zwei statt bisher 1,5 Metern Wassertiefe dicht halten. Außerdem soll es nun auch gegen andere Flüssigkeiten wie Bier und Wein gefeit sein. Endgültig verabschiedet hat sich Apple vom Fingerabdruck-Sensor, der mit dem X durch die Gesichtserkennung Face ID ersetzt wurde. Diese reagiert im XS mit einem größeren Erfassungsbereich zuverlässiger als im Vorgänger, wo es immer mal wieder Hänger gab, wenn man sich das Gerät nicht direkt vors Gesicht hielt.
Im Antutu-Benchmark ist das XS mit 316.000 Punkten das aktuell schnellste Smartphone und über 30 Prozent schneller als der Vorgänger iPhone X. Es ist zudem etwas besser als die Top-An­droid-Geräte. Im Betrieb gibt es selbst bei komplexeren Apps quasi keine Verzögerungen, obwohl der zumindest auf 4 GB vergrößerte Arbeitsspeicher eigentlich nicht allzu üppig bemessen ist. Eine Besonderheit ist die sogenannte Neural Engine, ein zusätzlicher, in der Funktion von der Haupt-CPU getrennter Chip mit acht Kernen, der Funktionen mit Künstlicher Intelligenz oder Augmented Reality möglich machen soll. Erste Spiele gibt es bereits, bei der Nutzung fällt allerdings eine starke Erwärmung des Gehäuses im oberen Bereich auf.
Im Gegensatz zu früheren Generationen haben die kleine und die Max-Version die gleichen Kameras, die jeweils zwei Linsen mit 12 Megapixel verwenden. Gegenüber dem Vorgänger gibt es eine neue Funktion namens „Smart HDR“, die die hohe Leistung des Chipsets nutzt, um mehrere ­Bilder mit unterschiedlicher Blendenein­stellung zu einem optimierten Foto zusammenzuführen. Das Ergebnis ist vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen ein deutlich geringeres Bildrauschen. Apple hat nach eigener Aussage auch den Bildsensor überarbeitet, was sich unter anderem in besseren Gegenlichtaufnahmen zeigt. Nun kann auch die Tiefenschärfe nachträglich im Bild stufenweise verändert werden. Insgesamt ist die iPhone-­Kamera eine der besten für Smartphones, ­allerdings sind Nachtaufnahmen beim Huawei P20 Pro weiterhin besser.
Vom neuen Prozessor sollen vor allem AR-Anwendungen profitieren.
Quelle: Apple
Der Akku hat gegenüber dem X beim kleinen Modell kaum zugelegt: Apple gibt wie gewohnt keine mAh-Werte an, sagt aber, dass die Laufzeit um 30 Minuten gestiegen sein soll. Das Max-Modell hat dagegen einen größeren Kraftspender und soll damit 1,5 Stunden länger laufen als das X. Wir konnten mit beiden Smartphones bei normaler Nutzung etwa zwei Tage ohne Laden auskommen, was recht gut ist. Drahtloses Laden per QI ist möglich, auch Schnellladen per Kabel wird unterstützt. Allerdings hätte Apple angesichts der hohen Gerätepreise auch das nötige USB-C-PD-Netzteil dafür beilegen können – stattdessen muss dieses für 59 Euro nachgekauft werden. Eingespart wurde auch der Adapter auf den 3,5-Millimeter-Klinkenstecker für Kopfhörer, der nicht mehr inbegriffen, sondern für zehn Euro im Ap­ple Store zu erwerben ist.
Apple nennt seine neuen Smartphones Dual-SIM-Modelle, doch nicht wie bei anderen Geräten, die zwei frei zugängliche Steckplätze haben, ist die zweite Karte als eSIM fest verbaut. Testen konnten wir die Funktion noch nicht, da sie noch nicht aktivierbar ist. Ein entsprechendes Update soll für die Telekom und für Vodafone noch im Herbst kommen, auch Telefónica wird folgen. Grundsätzlich ist die eSIM vom iPad Pro bekannt, dort stellte Apple in einem Menü mehrere Provider zur Wahl, bei denen Datenpakete gebucht werden konnten. Im iPhone können aber nur bei im freien Verkauf erstandenen Geräten zwei verschiedene Anbieter genutzt werden, wenn diese vorher per App oder QR-Code aktiviert wurden. Bei Netzbetreiber-Geräten ist dies nicht möglich. Hier wären lediglich zwei unterschiedliche Tarife denkbar. Auch ist noch fraglich, ob neben den Netzbetreibern zum Beispiel auch Discounter die eSIM-Funktion nutzen können.




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