VATM-Studie 22.10.2015, 14:30 Uhr

Deutscher TK-Markt im Rückwärtsgang

Dieses Jahr werden die Umsätze im deutschen Telekommunikationsmarkt erneut leicht zurückgehen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Marktstudie des VATM und von Dialog Consult.
(Quelle: Gajus / Shutterstock)
Der deutsche TK-Markt schafft auch in diesem Jahr kein Wachstum. So wird gemäß der neuen Marktstudie, die der Branchenverband VATM in Zusammenarbeit mit Dialog Consult jetzt veröffentlicht hat, der Umsatz mit TK-Diensten dieses Jahr mit 57,9 Milliarden Euro gegenüber 2014 um 1,0 Prozent zurückgehen.
Der wichtigste Bereich bleibt das Festnetzsegment mit 33,1 Milliarden Euro Umsatz - 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Mobilfunk fällt der Umsatz um 0,8 Prozent auf 24,8 Milliarden Euro. Freuen können sich immerhin die Kabelnetzbetreiber, deren Jahresumsatz, der größtenteils dem Festnetzsegment zugerechnet wird, um 9,8 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro steigen wird.
Die alternativen TK-Anbieter, die im VATM organisiert sind, müssen im Festnetzbereich 2015 hingegen ein leichtes Umsatzminus in Höhe von 2,8 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro verbuchen. Der Umsatz der Telekom sinkt in diesem Bereich um 3,6 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro. Sie bleibt im reinen Festnetzmarkt (ohne Kabelnetzbetreiber) weiterhin mit 48,7 Prozent Umsatzanteil der marktbeherrschende Anbieter. Bezieht man die Kabelnetzbetreiber mit ein, kommt der Ex-Monopolist immer noch auf 40,5 Prozent des im Festnetz erzielten Umsatzes.
Die Gesamtzahl der herkömmlichen stationären Telefonanschlüsse wird 2015 im Vergleich zum Vorjahr mit 36,9 Millionen voraussichtlich gleich bleiben. Dabei dominiert – trotz eines leichten Rückgangs in Höhe von 0,4 Millionen Anschlüssen – die Telekom weiterhin mit einem Anteil von 55 Prozent und 20,3 Millionen Anschlüssen. Knapp zwei Drittel der Nicht-Telekom-Kunden beziehen 2015 ihren Sprachanschluss bei alternativen TK-Netzbetreibern (10,5 Millionen), gut ein Drittel (6,1 Millionen) bei den Kabelnetzbetreibern, deren Marktanteil stetig zunimmt.

Trend zu Postpaid im Mobilfunk

Im Mobilfunkbereich kommen die Wettbewerber auf einen Umsatz von insgesamt 16,7 Milliarden Euro - 0,4 Milliarden Euro weniger als 2014. Die Telekom erreicht mit 8,1 Milliarden Euro einen leichten Zuwachs um 0,2 Milliarden Euro. Dieser Umsatz entspricht mit 32,7 Prozent fast einem Drittel des Gesamtmarktes. Die Wettbewerber (Netzbetreiber und Provider) kommen zusammen auf 67,3 Prozent, das entspricht 16,7 Milliarden Euro.
Zum Jahresende wird es rund 112,7 Millionen SIM-Karten der Netzbetreiber in Deutschland geben. Der Wert entspricht einer leichten Steigerung um 0,1 Millionen zum Vorjahr. 53 Prozent der SIM-Karten sind Postpaid-Karten, damit hat der Anteil in den vergangenen fünf Jahren um 9 Prozent zugenommen. Bei den SIM-Karten insgesamt können Telefónica (plus 1,2 Millionen) sowie die Telekom (plus 0,9 Millionen) ihren Anteil etwas erhöhen. Umsatzbezogen werden aber laut der VATM-Studie die Telekom (8,1 Milliarden Euro) und Vodafone (6,9 Milliarden Euro) weiter vorne liegen.

Immer mehr Breitband

Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse steigt 2015 erneut: Sie nimmt um 3,7 Prozent auf 30,7 Millionen zu. Etwa 2,1 Millionen Haushalte - 20 Prozent mehr als 2014 - werden in Deutschland Ende 2015 an Glasfasernetze mindestens bis zum Gebäudekeller (FTTB/FTTH) angeschlossen sein. Demgegenüber nimmt die Zahl der Haushalte, die diesen vorhanden Anschluss dann auch buchen, im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 13 Prozent auf 510.000 zu.
Das Gesamtdatenvolumen des Breitband-Internetverkehrs im Festnetz wird um rund 24 Prozent auf 11,5 Milliarden Gigabyte steigen. Das aus Mobilfunknetzen abgehende Datenübertragungsvolumen steigt um 29 Prozent auf 510 Millionen Gigabyte. 2015 werden die Datendienste 42,7 Prozent (plus 4,3 Prozent) der Mobilfunk-Umsätze ausmachen. Darunter ist auch die klassische SMS, die aber immer mehr durch Messaging-Software wie WhatsApp verdrängt wird: 2015 soll das SMS Volumen um 37 Prozent auf 39,8 Millionen Nachrichten pro Tag zurückgehen.
"Der leichte Umsatzrückgang im Gesamtmarkt hat in erster Linie drei Ursachen: Die weiter sinkenden Verbraucherpreise, den Rückgang bei Sprach- und SMS-Nutzung sowie eine zunehmende Kunden-Konzentration im Geschäftskundensegment und dadurch einen Rückgang der Geschäftskunden-Umsätze. Die deutliche Zunahme der Datennutzung sowohl in Fest- als auch in Mobilfunknetzen führt nicht zu einem Ausgleich der beschriebenen Effekte“, erläuterte der Studienautor Torsten J. Gerpott, Gesellschafter der Dialog Consult und Inhaber des Lehrstuhls für TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.




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