Strategie 08.11.2017, 14:34 Uhr

Huawei forciert Dienste-Geschäft

Huawei setzt nicht mehr nur auf Hardware, sondern will Apps, Medien und Dienste ­anbieten. Auf seiner Konferenz eco-Connect zündete der Konzern die nächste Stufe.
Huawei-Konferenz eco-Connect
(Quelle: Telecom Handel)
Einen eigenen App-Store oder ein Angebot von Medien wie Filmen oder Musik: Beim Hardware-Hersteller Huawei gab es das – zumindest in Europa – bisher nicht. Doch das soll sich nun ändern. Wie Apple, das wohl als Vorbild dient, drängen die Chinesen in den Bereich mobiler Medien und Software. Auf seiner Zukunftskonferenz eco-Connect, die dieses Mal in Berlin stattfand, kündigte Huawei an, im Jahr 2018 in Westeuropa einen App-Store und einen Videodienst zu starten. Im heimischen China verzeichnet der Hersteller in seinem schon seit einiger Zeit betriebenen App-Store bereits 90 Millionen Downloads im Jahr, was ihn dort zur Nummer drei macht. 
Der europäische Download-Bereich, der zusätzlich zu Googles Play Store auf den Android-Smartphones von Huawei vorinstalliert sein wird, soll bereits während des ersten Set-ups des Geräts eine Auswahl an sofort installierbaren Apps anbieten. Weiterhin soll es ein umfangreiches System von persönlichen Empfehlungen geben, die in einem Ordner automatisiert gesammelt werden, wobei man anhand der Bewertungen besonders auf eine hohe Qualität achten wolle, erklärte Walter Ji, Vice President Consumer Products, bei der Vorstellung des Angebots. Außerdem sollen die Alterseinstufungen der Apps besonders genau sein.

Videos auf Smartphones

Der ebenfalls geplante Videoservice mit Filmen und Serien wird ab dem ersten Quartal des nächsten Jahres sowohl globale als auch lokale Inhalte vereinen und komplett werbefrei sein. Er wird mit dem Video-Player verknüpft, der auf allen Hua­wei-Smartphones aufgespielt wird. Eine weitere Komponente der Content-Strategie ist der Theme-Store, in dem sich ab 2018 auch kaufbare Designs für die Benutzeroberfläche der Smartphones finden werden. Bereits jetzt nutzen mehr als 160 Millionen Menschen weltweit die bestehende Seite für Themen und laden jeden Monat 40 Millionen Designs herunter.
Diese Zahl zeigt, warum Huawei seine Content-Angebote so massiv ausbaut. Denn die Hardware-Verkäufe des drittgrößten Smartphone-Herstellers der Welt lassen das Kundenpotenzial ständig wachsen: Laut Walter Ji wurden von Huawei im vergangenen Jahr weltweit 139 Millionen Smartphones verkauft, dieses Jahr sollen es 155 Millionen werden. Bereits jetzt bestehe in Europa eine Nutzerbasis, die 40 Millionen umfasst und bis zum Jahr 2020 auf 100 Millionen ansteigen soll.

Starke Partner gesucht

Allerdings müssen die App- und Video-Stores nun auch mit attraktiven Inhalten gefüllt werden – sowohl global von großen Namen als auch lokal. Für den Content des Huawei-Videoservice arbeitet man in einer strategischen Partnerschaft mit dem Filmhändler Under The Milky Way und dem spanischen Produzenten Atresmedia zusammen. Ob das Angebot kostenpflichtig sein wird, nannte der Hersteller allerdings noch nicht.
Als erste 15 Partner für den App-Store wurden unter anderem Spieleanbieter wie Goodgame und auch Programmierer von Anwendungen wie Sygic (Navigation) oder Bonial.com (Shopping) genannt. Ganz große oder gar exklusive Namen mit Zugkraft speziell für den deutschen Markt fehlen aber noch – der Videodienst muss aber mit starken Konkurrenten wie Amazon oder Netflix kämpfen. Die Lücken im App-Bereich könnten zumindest langfristig eigene Apps füllen, die aus der „Huawei Developer Alliance“ kommen, in der 240.000 Entwickler versammelt sind.
Auch für Business-Kunden will Huawei verstärkt Services anbieten. Zusammen mit dem Enterprise-Mobility-Spezialisten MobileIron zeigte der Hersteller auf seinem Smartphone Mate 10, wie eine Zero-Touch-Registrierung in der MobileIron-Cloud funktioniert. IT-Abteilungen und Nutzer können damit aufwendige Einbindungen von Android-Smartphones und -Tablets ins Firmennetzwerk vereinfachen. Wenn das Gerät Zero-Touch-fähig ist, was beim ersten Start geprüft wird, wird die MobileIron-Go-App heruntergeladen und das Gerät damit in die Cloud aufgenommen, um Richtlinien, Konfigurationen und Apps einzurichten.




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