Mobilfunk-Exoten 16.12.2009, 16:08 Uhr

Abgefahrene Handy-Modelle aus aller Welt

Andere Länder, andere Handys: Der Weltmarkt bietet einige Exoten, die mit neuen Ideen und Materialien spielen - Outdoor-Handys aus den USA, Multimedia-Riesen aus Japan und Luxus-Handys für Betuchte sind die Höhepunkte unserer Weltreise.
Bei rund 200 Handy-Modellen auf dem deutschen Markt sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein. Und doch gibt es noch Lücken im Angebot, die durch kleinere Hersteller und Importe abgedeckt werden. Denn in anderen Ländern gibt es noch ganz andere Modelle, die hier keiner hat. Wir haben einen Streifzug durch die bunte Welt der Mobiltelefone unternommen. Die vorgestellten Geräte sollten grundsätzlich in europäischen Netzen funktionieren, müssen aber importiert werden.
Marken, die man kennt
Nicht alle Exoten stammen auch von exotischen Marken: Philips ist beispielsweise als Elektronikmarke in Deutschland höchst präsent, hat aber den Handy-Verkauf hierzulande vor vier Jahren aufgegeben. In Asien gibt es dagegen noch Geräte aus der Xenium-Serie der Niederländer, die durchaus gefällig sind. Zudem setzt Philips auf lange Akku-Laufzeiten: Für das Klapp-Handy Xenium X700 und das Touchscreen-Modell X810 verspricht der Hersteller einen Monat Standby-Zeit. Die Quadband-Telefone mit EDGE könnten durchaus auch in Europa Freunde finden.
Während sich so mancher sicher gerne an die Marke Philips erinnert, dürfte das bei BenQ Mobile anders sein: Nachdem der Elektronikhersteller aus Taiwan die von Siemens gekaufte Handy-Sparte Ende 2006 in die Insolvenz rauschen ließ, zog sich der Hersteller aus fast allen europäischen Handy-Märkten zurück. In Asien, Russland und der Türkei dagegen blieben Handys, die teilweise noch von Siemens entwickelt wurden, im Programm. Heute noch sind die aktuellen Modelle wie das C30 oder das S80 entfernte Verwandte der damaligen Modelle – echte Kracher sind nicht darunter. Ein besonderes Kennzeichen sind die Bedientasten für die Musikplayer auf der Oberseite der Telefone.

Mobilfunk-Exoten: Abgefahrene Handy-Modelle aus aller Welt

Big in Japan
Wirklich interessante Handys kommen noch immer aus Japan, wobei nicht alle auch in Europa funktionieren. Der Marktführer NTT DoCoMo bringt jedes Jahr mehr als 20 neue Modelle unter seinem Label, darunter sind aktuell allein fünf Telefone mit einer 12-Megapixel-Kamera – fast alle mit Klappe und teilweise wasserdichtem Gehäuse.
Besonders spannend ist das F-04B von Fujitsu, das ein zweiteiliges Gehäuse hat, bei dem ein Teil den großen Touchscreen und der andere eine QWERTY-Tastatur enthält. Beide Teile sind durch Bluetooth verbunden und können auch zu einem Slider-Handy zusammengesteckt werden. Der TV-Empfang ist aber – wie leider bei allen japanischen Mobiltelefonen – in Europa technisch nicht möglich. Optisch sehr ausgefallen ist auch das SH-04B von Sharp aus der Style-Serie des Netzbetreibers: ein Klapp-Handy, dessen Gehäuse-Design an eine Schokoladentafel erinnert.
Beim anderen japanischen Netzbetreiber Softbank ist das 935SH ein Highlight: Das Klapp-Handy von Sharp mit Metallgehäuse ist wasserdicht und hat eine Acht-Megapixel-Kamera. Fast wie eine Digicam mutet dagegen das 930CA von Casio an, das auch den Namen Exilim der Fotoapparate des Herstellers trägt. Das Slider-Handy hat eine 8,1-Megapixel-Kamera mit Weitwinkel-Objektiv.
Ab nach draußen
Auch hierzulande vertretene Hersteller haben noch Handys im Portfolio, die ihren Weg nach Deutschland nicht finden. So verkauft Samsung etwa in den USA bei T-Mobile sein „Comeback SGH-t559“, ein Bartype-Handy, bei dem Zifferntas-tatur und Display zur Seite geklappt werden können und dann eine QWERTY-Tastatur samt Haupt-Display freigeben. Ohne Vertrag kostet das in poppigen Farben lieferbare Telefon umgerechnet rund 165 Euro.

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Eine ähnliche Zielgruppe spricht das Motorola Karma an, das es beim Konkurrenten AT&T gibt. Das rundliche Handy mit nach unten ausziehbarer QWERTY-Tastatur ist fast so breit wie hoch.
Bei AT&T gibt es auch zwei Klapp-Handys, die nach Standards des US-Militärs vor äußeren Einflüssen wir Staub und Feuchtigkeit geschützt sind. Das Motorola Tundra VA76r wirkt mit seiner herausstehenden Antenne etwas altbacken, ist aber gut ausgestattet und überträgt Daten sogar mit HSDPA-Tempo, während das günstigere Samsung Rugby a837 moderner erscheint.
Ganz neue Ideen
Zu den Highlights des Mobile World Congress 2008 zählte das Handy-Konzept des israelischen Herstellers Modu, der in diesem Sommer endlich in Israel mit seinen Produkten auf den Markt gekommen ist und vielleicht auch den Schritt nach Deutschland wagt. Kern des Konzeptes ist das kleinste Handy der Welt, das Modu. Dieses kann in diverse „Jackets“ gesteckt werden: Sie erweitern die Funktion etwa, indem sie größere Displays, eine Tastatur oder einen Musikspieler mitbringen. Das Modu findet auch Platz in einem digitalen Fotorahmen oder einem Armband für Sportler. Der Kern kostet zusammen mit einer Hülle in Israel umgerechnet 83 Euro.
Eine ganz andere Käufergruppe spricht das erste Twitter-Handy an. Das TwitterPeek ähnelt mit seiner QWERTY-Tastatur unter dem Display einem BlackBerry, ist aber deutlich einfacher ausgestattet und entsprechend günstiger. Mit einem Scrollrad an der Seite kann der Anwender durch die Botschaften navigieren. Das Gerät wird über Amazon vertrieben und kostet dort zusammen mit einem lebenslangen Abo der Dienste 199,99 US-Dollar. Damit kann der Nutzer ohne Zusatzkosten Tweets schreiben und empfangen sowie Nachrichten senden und empfangen – aber nicht telefonieren. Wer das Gerät jetzt bestellen will, wird allerdings enttäuscht, denn das TwitterPeek funktioniert mangels Roaming nur in den USA.

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Das kostet die Welt
Wem all diese Handys zu billig und banal sind, sollte sich mal bei den Schmieden für Luxusgeräte umsehen. Allen voran geht Vertu bereits seit sieben Jahren mit seinen Geräten. Das neueste Modell ist das Constellation Ayxta, das erste Klapp-Handy der Marke. Es kostet immerhin zwischen 4.900 und 6.500 Euro – je nach Material. Am handgefertigten Gehäuse kommen in jedem Fall Edelstahl, Leder und Saphirglas zum Einsatz. Die weiteren Modelle der Edelschmiede spielen mit edlen Materialien und Designs und kos-ten als diamantbesetzte Einzelstü-cke schon mal 300.000 US-Dollar.
Konkurrenz für Vertu gibt es seit kurzem von der Schweizer Uhrenmanufaktur TAG Heuer, die ebenfalls Mobiltelefone baut. Das Meridiist wird ebenfalls in Handarbeit gefertigt und besteht aus Edelstahl und Saphirglas. Besondere Editionen gibt es mit Krokodilleder oder aus Titan sowie für den Autohersteller Lamborghini. Gemeinsam haben beide Edel-Handys, dass die Technik kaum im Vordergrund steht. HSPA, ein Smartphone-Betriebssystem oder leistungsstarke Kameras gibt es nicht, was wohl auch daran liegt, dass die Hersteller davon ausgehen, dass die solventen Käufer ohnehin mehrere Handys für diverse Zwecke nutzen können. Verkauft werden die Produkte zudem kaum über traditionelle TK-Kanäle, sondern eigene Shops sowie Juweliere.




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