Qualcomm-Interview 14.01.2011, 11:33 Uhr

"Die Probleme werden gelöst"

Die Start der neuen Mobilfunktechnologie LTE steht in Deutschland bevor. Telecom Handel sprach über das heiß diskutierte Thema mit Hamid-Reza Nazeman, Country Manager Germany und Zentraleuropa bei Qualcomm.
Dieses Jahr feiert die neue Mobilfunktechnologie LTE in Deutschland ihr Debüt. Über die dazu nötige Hardware und die Perspektiven sprach Telecom Handel mit Hamid-Reza Nazeman, dem Deutschland-Chef von Qualcomm.
Telecom Handel: LTE steht kurz vor der kommerziellen Einführung in Deutschland. Wie sieht Qualcomm das Thema?
Hamid-Reza Nazeman: Der Trend zu immer höherer mobiler Datennutzung ist ja unverkennbar. Allein von 2010 bis 2014 wird sich das Datenvolumen weltweit jährlich mehr als verdoppeln. Deshalb muss man in neue Technologien investieren und die bestehenden Netze ausbauen. LTE ist da der nächste logische Schritt. Damit das funktioniert, müssen Netze, Endgeräte und Dienste zusammenspielen. Daran arbeiten wir intensiv.
Telecom Handel: Gibt es schon passende Qualcomm-Chipsets?
Nazeman: Ja, wir haben bereits Multimode-2G/3G/LTE-Chipsets, die alle gängigen Technologien sowie Frequenzbänder unterstützen, insbesondere auch das 800-MHz-Band.
Telecom Handel: Wann werden erste Smartphones kommen?
Nazeman: Zunächst werden Datensticks und -modems verfügbar sein, Smartphones werden erst später auf den Markt kommen. Das hängt vor allem davon ab, ob Netzbetreiber und Kunden das wünschen. Zudem ist es eine wichtige Frage, wie Sprachtelefonie in LTE realisiert wird. Es müssen verschiedene alte und neue Netztechnologien in Einklang gebracht werden, was eine Herausforderung darstellt.
Telecom Handel: Wo liegt diese Herausforderung?
Nazeman: Insbesondere in den vielen verschiedenen Datentechnologien sowie an den Übergängen der verschiedenen Technologien und den Frequenzbändern, auch auf weltweiter Ebene. Dafür haben wir Multimode- und Multiband-Lösungen.

"Der Bedarf nach neuen Anwendungen erfordert höhere Bandbreiten"

Telecom Handel: Wird LTE ältere Technologien ersetzen?
Nazeman: Nein, es wird eher eine Integration der verschiedenen Technologien geben, die für den Kunden transparent sein wird. Wir stehen ja auch noch ziemlich am Anfang: Normalerweise dauert es von der Verabschiedung eines Funkstandards rund sieben Jahre bis zum Erreichen von 50 Millionen Kunden. Auch 2014 werden noch mehrheitlich die derzeitigen Technologien der dritten Generation wie HSPA und HSPA+ genutzt werden.
Telecom Handel: Braucht man überhaupt immer mehr Tempo im mobilen Netz?
Nazeman: Diese Frage hat sich schon vor über zehn Jahren gestellt. Der Bedarf nach neuen Anwendungen, wie zum Beispiel für Augmented-Reality-Anwendungen, erfordert höhere Bandbreiten. Auch die Datenmenge nimmt ja stetig zu, etwa für mobile Videoanwendungen und Datenapplikationen für Geschäftskunden. Zudem wird immer mehr Information ins Netz oder in die sogenannte Cloud verlagert – auch dafür braucht man die Kapazitäten.
Telecom Handel: Es gibt auch Vorteile für die Netzbetreiber …
Nazeman: Zum einen ist das natürlich das bessere Kundenerlebnis. Dazu kommt die zunehmende Bedeutung von Daten für den Umsatz der Netzbetreiber, heute liegt dieser in Deutschland bei über 28 Prozent inklusive SMS. Sie müssen die Kosten pro Bit senken, da die Umsätze durch sinkende Preise nicht proportional steigen werden.

"Für den Verbraucher ist nicht die Technologie, sondern das Erlebnis entscheidend"

Telecom Handel: Gibt es aus den ersten kommerziellen Gehversuchen in Skandinavien Ergebnisse?
Nazeman: Es ist noch etwas früh für definitive Aussagen, aber wir sind recht zufrieden mit den Ergebnissen. Die Datenraten wurden erreicht, aber man muss erst noch abwarten, wie sich die Netze mit mehr Anwendern entwickeln.
Telecom Handel: Wir haben von Wärmeproblemen bei den Endgeräten gehört …
Nazeman: Im Rahmen der Einführung neuer Technologien gibt es immer Kinderkrankheiten, die es bei der Kommerzialisierung zu beheben gilt. Probleme hatten wir schon bei UMTS, und wir werden sie auch hier in den Griff bekommen.
Telecom Handel: Grundsätzlich scheint die LTE-Einführung problemloser zu laufen als bei UMTS …
Nazeman: Man lernt natürlich aus Fehlern, zudem hat man mehr Erfahrung mit Datendiensten. Im Jahre 2000, als die UMTS-Auktion in Deutschland stattfand, war die Zeit auch noch nicht wirklich reif für 3G, vor allem, was die Netztechnologie, Endgeräte und die Tarife betraf. Heute passt das alles viel besser.
Telecom Handel: Wie kann man denn Nachfrage nach LTE bei den Kunden erzeugen?
Nazeman: Für den Verbraucher ist nicht die Technologie, sondern das Erlebnis entscheidend. Die Kunden wollen schnelle Datenraten und geringe Reaktionszeiten. Nur ein ganz kleiner Teil, wie die hochgradig Technikinteressierten, wird explizit das allerneueste LTE-Gerät verlangen.
Telecom Handel: Gibt es auch ein „Gigahertz-Rennen“ bei den Chipsets für Smartphones?
Nazeman: Ja, das wird kommen. Die Kunden wollen schnelle Chips für ihre Anwendungen. Dual Core kommt, auch die Miniaturisierung schreitet voran. Ein Limit ist zur Zeit noch nicht abzusehen ...
Telecom Handel: Aber die Chip-Marke Qualcomm wird nicht wie Intel in Erscheinung treten?
Nazeman: Qualcomm verfolgt eine andere Strategie. Wir investieren das Geld lieber in Forschung und Entwicklung, das heißt in die Weiterentwicklung der Lösungen und in neue innovative Technologien. Davon hat auch der Endverbaucher mehr. 




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